Publiziert am: 23.01.2015

«Alles ist möglich, nichts ist einfach»

KMU IM EXPORT – Der Handel im internationalen Umfeld ist für KMU sowohl eine Chance als auch eine grosse Herausforderung – oft auch eine Gratwanderung zwischen den Kulturen. Neue Märkte tun sich besonders in China auf.

Christine Kaufmann von der Univer-sität Zürich veranschaulichte an der 66. Gewerblichen Winterkonferenz, wie sich KMU möglichst effizient im internationalen Umfeld bewegen und der Export zur Chance und nicht zur Gratwanderung zwischen den Kulturen wird. Unter dem Titel «Andere Länder – andere Sitten: Erfolgreicher Umgang mit Stakeholdern» stellte sie einen sogenannten «Knigge» für im Export tätige KMU zusammen. Anhand eines Fallbeispieles – ein KMU produzierte in Indien Zivilschutzkleider im Rahmen eines kantonalen Beschaffungsprojektes und erntete dafür negative Schlagzeilen – demonstrierte Kaufmann, mit welchen regulatorischen Eigenheiten ein KMU bei seiner internationalen Tätigkeit konfrontiert werden kann. «Der Umgang mit Stakeholdern muss gelernt sein und darf nicht dem Zufall überlassen werden», warnte Kaufmann und gab zu bedenken, dass das regulatorische Umfeld für KMU sehr unübersichtlich sei. Der rote Faden darin sei die Sorgfaltspflicht. Gemeint sei damit, das unternehmerische Risiko zu vermeiden. Zu den grossen Herausforderungen für international tätige KMU zählte die Fachfrau des Schweizerischen Kompetenzzentrums für Menschenrechte (SKMR) eine unübersichtliche Vielfalt an verbindlichen Regeln, rechtlich unklar formulierte «Erwartungen», freiwillige Standards sowie unterschiedliche Kultur- und Rechtsverständnisse.

«Verbeissen Sie sich nicht in Details!»

«Für KMU ist es oft schwierig, an die entsprechenden Informationen zu gelangen und deren Zuverlässigkeit zu beurteilen. Ein Ja bedeutet nicht im jedem Land ein Schweizer Ja», so Kaufmann. Sie riet exportorientierten KMU beim Handel und Produktion im Ausland, in erster Linie sich nicht in Details zu verbeissen: «Sehen Sie neue Entwicklungen als Chance an, schonen Sie Ressourcen und gehen Sie proaktiv vor, dies ermöglicht Ihnen, auch zukünftige Rahmenbedingungen mitzugestalten.» Wichtig sei es für KMU zu wissen, in welchem Umfeld man sich bewegen möchte.

Starke Kontraste

Chancen und Herausforderungen für die Schweizer KMU im Reich der Mitte zeichnete Kurt Haerri, Leiter globale Geschäftsprozesse & Montagen für Neuanlagen bei der Schindler Management AG, auf. China ist auf der Überholspur – bevölkerungsmäs­sig, aber auch wirtschaftlich in vielen Branchen. «China ist ein Kontrast zwischen Hightech-Nation und Schwellenland», so der versierte China-Kenner. Um in China geschäftlich Fuss zu fassen, brauche ein KMU ­eine klare Strategie. «Klären Sie ab, wie offen Ihre Branche in China ist, überlegen Sie sich, welche Geschäftsmodelle Sie nutzen, welchen Teil der Wertschöpfung Sie nach China ver-lagern wollen und wie Sie chinesische Talente und Führungskräfte erfolgreich im Unternehmen integrieren können», riet Haerri.

Die kulturellen Unterschiede würden von den westlichen Firmen oft unterschätzt. Das chinesische Modell basiere stark auf dem Prinzip des «gegenseitigen Nutzens». «In der Zusammenarbeit mit chinesischen Partnern gilt: Alles ist möglich, nichts ist einfach. Die Anfangsphase ist langsam, wenn das Vertrauen einmal da ist, kann es sehr schnell gehen», so Haerri. Sein Rat: «Hingehen, verstehen und lernen.» Am meisten Potenzial in China sieht der Verwaltungsrat der Komax Holding AG für die Schweizer KMU in den Bereichen Umweltschutz, Luftreinigungstechnik und Gebäudebau.CR

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