Publiziert am: 06.03.2015

«Award stärkte unser Vertrauen»

ENTREPRISES ET DOMAINES ROUVINEZ SA – Die Walliser Winzerei ist erfolgreich im Export tätig. Das KMU in Sierre wurde letztes Jahr für seine Nachhaltigkeit mit dem Family Business Award der AMAG ausgezeichnet. Die Anmeldung zur 4. Auflage läuft jetzt.

2014 konnte die Domaines Rouvinez SA bekanntgeben, dass man im vergangenen Geschäftsjahr rund 8000 Flaschen Wein auf dem chinesischen Markt absetzte. Für das laufende Jahr jedoch habe man aus China Bestellungen in der Grössenordnung von drei Containern, was 42 000 Flaschen entspricht. «Eher einfachere Weine wie Gamay oder weisser Dôle, aber auch Spitzenassemblagen wie den Tourmentin», erklärt Frédéric Rouvinez, der zusammen mit seinem Bruder und seiner Schwester die grosse Walliser Winzerei in dritter Generation führt.

Was ist also in der Zwischenzeit geschehen? Ist China – trotz des starken Frankens – zum neuen Eldorado von Schweizer Weinproduzenten geworden? Frédéric Rouvinez relativiert: «Wir haben bereits vor einigen Jahren begonnen, den chinesischen Markt zu bearbeiten, und Kontakte in Shanghai aufgebaut. Mit der Zeit mussten wir aber feststellen, dass unser Akteur vor Ort, mit dem wir zusammenarbeiteten, wenig verlässlich war.» Die steigende Nachfrage der Chinesen nach Wein sieht der junge Walliser realistisch. «Der chinesische Konsument ist noch nicht so weit. Er trinkt vor allem Weine mit sehr hohem Prestige wie grosse Bordeaux und einige Burgunder, wobei der Preis keine Rolle spielt.»

Zweites Marktsegment in China seien Weine unter fünf Euro. «Chinesen kaufen einen Wein zum Ladenpreis von drei Euro und hoffen auch dann, dass sie eine bekannte Appellation wie Côtes-du-Rhône oder Saint-Emilion erworben haben.» In diesem chinesischen Universum haben es Schweizer Weine schwer, sich zu behaupten. «Unsere Crus haben nicht den Bekanntheitsgrad des höher gewerteten Premium-Markts, doch sie sind teurer als die Angebote auf dem Zweitmarkt», bilanziert Frédéric Rouvinez. «Eine Flasche kostet eher 15 als 5 Euro. Ein Fendant wird in China für 25 bis 30 Franken verkauft, für eine Assemblage ist man schnell einmal bei 50 Franken.»

«Wir haben vor einigen Jahren begonnen, den chinesischen Markt zu bearbeiten.»

Deshalb ist man beim Familienunternehmen froh, sich bei den Exporten auf verlässlichere Märkte stützen zu können. «Als relativ stabile Abnehmer zeichnen sich Québec, Grossbritannien und Deutschland aus», analysiert der Unternehmer. Auch bei Rouvinez mache man sich Sorgen wegen des starken Frankens und habe die Tarife der Situation angepasst. «Die Leute besuchen das Wallis als Touristen und kommen bei uns auf eine Weinprobe vorbei. Sind sie wieder zu Hause, bleibt dieser persönlich geknüpfte Kontakt bestehen.» In den nordischen Ländern und auch in Frankreich verkaufe man hingegen sehr wenig. «Das sind für uns Mikromärkte mit einer marginalen und unregelmässigen Nachfrage. Und in den Vereinigten Staaten sind Importe aufgrund von administrativen Hürden schwierig geworden.»

Mit dem Family Business Award ausgezeichnet

Letzten Herbst wurde die Firmengruppe aus Sierre mit dem Family Business Award ausgezeichnet. Was hat der Preis den Jungunternehmern in dritter Generation gebracht? «Glückwünsche von einer ganzen Menge Leute, Kollegen und Unternehmern aus allen Branchen. Das macht Freude!», so Frédéric Rouvinez. «Das Unternehmertum mit seinem ganzen politisch-wirtschaftlichen Umfeld ist eine Gratwanderung, und es braucht eine rechte Dosis Psychologie, um erfolgreich zu sein. Deshalb tun solche Ermutigungen gut. Die Anerkennung hat uns auch mehr Vertrauen in uns selbst gegeben, in unsere Entscheidungen, Möglichkeiten und Werte.»

Beim Ausfüllen der Bewerbung für den Preis habe man sich mit den geforderten Werten voll identifizieren können. «Wir wollen unabhängig und familiär bleiben. Als erste Domäne im Kanton erhielten wir das Zertifikat Valais Excellence, was unsererseits Engagement als Bürger und Einsatz für eine nachhaltige Gesundheit unserer Rebberge verlangt», fasst Frédéric Rouvinez zusammen. So kaufe man in heimischen Gefilden ein und lasse beispielsweise auch die Eichenfässer in der Schweiz herstellen.

«Das Unternehmertum ist eine Gratwanderung – es braucht eine Dosis Psychologie zum Erfolg.»

Die Wahl der Jury dürfte nicht zuletzt wegen der nachhaltigen Umweltstrategie des Winzereibetriebs auf die Domaines Rouvinez gefallen sein. «Eine der Überlegungen war, welche Pflanzen am besten mit den Reben harmonisieren; es sind dies Thy­mian, Mohn und Lavendel.» Auch die Bewässerung habe man überprüft und dann die Tropfbewässerung eingeführt. Frédéric Rouvinez beziffert die Wassermenge, die sich je nach Terrain und Wetter so einsparen lässt, auf das Drei- bis Fünffache. Zudem bewirke die Mikrobewässerung, dass unerwünschte Nachbarpflanzen – ­also das Unkraut – nicht zu stark wachsen. Einen weiteren umweltgerechten Entscheid fällte die Familie schon 2002, als sie beschloss, auf Bodenherbizide und damit auf die Belastung mit Schwermetallen schrittweise zu verzichten und nur noch Kontaktherbizide zu verwenden.

«Der regelmässige Unterhalt der Trockensteinmauern trägt zum Landschaftsschutz bei, und das Anpflanzen einer angepassten Flora fördert die Artenvielfalt», schreibt die Rouvinez Vins SA auf ihrer Homepage. Jedes Jahr passt sie eine ständig grös­ser werdende Fläche ihrer Rebberge den Richtlinien für Biokulturen an.

Unterschiedliches
Geschwister-Gespann

Nach den zahlreichen Ankäufen von weiteren Rebflächen in den vergangenen Jahren sei es nun Zeit für die Schaffung von Kohärenz, erklärt Frédéric Rouvinez. «Nun muss die grosse Integrationsarbeit erledigt werden. Unser Ziel ist es, unsere Identität neu zu definieren und dem Zusammenschluss dieser unterschiedlichen Parzellen und Domänen einen Sinn zu geben.» Aktuell umfasst der Betrieb 120 Hektaren Wein­anbaufläche. Frédérics Grossvater begann 1947 mit zwei Hektaren; seine Eltern und sein Onkel starteten mit 30 Hektaren, bevor sie die Domänen von Orsat und Bonvin übernahmen.

«Wir wollen unabhängig und familiär bleiben.»

Über all die Jahre ist die Domaines Rouvinez SA ein Familienbetrieb geblieben. Am Ruder sind heute eine Schwester und zwei Brüder – alle bestens für ihre Aufgabe gerüstet: Die 1980 geborene Véronique absolvierte nach ihrer Grundausbildung in Lebensmitteltechnologie in Zürich ein Önologiestudium in Changins; sie ist zuständig für die Qualitätssicherung, die Abfolge der Verifizierung und den Umweltbereich. Sein Studium an der HS St. Gallen prädestiniert Philippe (34) für die Leitung der kommerziellen Entwicklung des Unternehmens. Frédéric, mit Jahrgang 1983 der Jüngste im Trio, liess sich nach seinem Studium an der ETH Lausanne zum Kellermeister ausbilden; er kümmert sich um das Terroir, den Anbau sowie um Administratives und Finanzen. «Wir haben Glück, wir sind sehr unterschiedlich und ergänzen uns gut», charakterisiert Frédéric das Geschwister-Gespann. «Es war keine Vorgabe, dass wir einmal alle zusammenarbeiten würden. Das hat sich Schritt für Schritt entwickelt, und wir stehen uns nicht gegenseitig auf die Füsse. Jeder von uns hat seinen eigenen Kompetenzbereich.»

François Othenin-Girard

FAMILY BUSINESS AWARD DER AMAG

Jetzt anmelden!

Die AMAG Automobil- und Motoren AG hat den Family Business Award zu Ehren ihres Gründers und Pa­trons Walter Haefner ins Leben gerufen, der sich immer für eine echte und gelebte Firmenkultur eingesetzt hat. Der Award soll auf die wichtige volkswirtschaftliche Bedeutung von Familienunternehmen in der Schweiz aufmerksam machen. Ausgezeichnet werden besonders verantwortungsbewusste und unternehmerisch nachhaltige Familienunternehmen aus der Schweiz. Die Auszeichnung wird dieses Jahr zum vierten Mal vergeben. Die Jurierung erfolgt neu­tral durch eine neunköpfige Jury. Das Auswahlverfahren wurde vom Center for Corporate Responsability und Sustainability CCRS an der Universität Zürich entwickelt. Für den Preis bewerben sich jährlich 100 Unternehmungen.

Anmeldung für 4. Auflage

Alle Familienunternehmen in der Schweiz und im Fürstentum Liechtenstein mit mehr als 50 Mitarbeitenden, die über eine starke Firmenkultur verfügen und täglich eine hohe soziale und gesellschaftliche Verantwortung wahrnehmen, können sich um den Preis bewerben. Einsendeschluss ist der 30. April 2015.

LINK ⁄Anmeldung:

www.family-business-award.ch

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