Publiziert am: 11.12.2015

Der Detailhandel kämpft um Erfolg

VELEDES – Der Präsident des Schweizerischen Verbands der Lebensmittel-Detaillisten wehrt sich gegen überbordende Regulierung und plädiert für den Einkauf im Inland.

Auch für die Schweizer Lebensmitteldetaillisten war der 15. Januar 2015 ein Schock: «Uns war klar, dass der eh schon starke Einkaufstourismus sich noch stärker in den Büchern unserer Mitglieder niederschlagen würde», sagt Hans Liechti. Elf Monate nach der Aufhebung 
der Euro-Franken-Kursuntergrenze weiss der Präsident des Schweizerischen Verbands der Lebensmittel-Detaillisten VELEDES: «Schon bisher flossen rund 10 Milliarden Franken jährlich ins Ausland ab. 2015 dürften es 11, allenfalls gar 12 Milliarden sein.» Genaueres wird bekannt, wenn die Interessengemeinschaft Detailhandel Schweiz (IG DHS) im Februar 2016 ihre neuesten Zahlen publiziert.

Sicher ist: Der gezielte Einkauf – also die Wochenend-Wallfahrten ins grenznahe Ausland – macht rund die Hälfte, im laufenden Jahr sogar deutlich mehr aus. Hier werden hauptsächlich Fleisch und Getränke, aber auch Hygieneartikel und Babyprodukte gekauft. Auf Platz zwei folgen Ferien- und Geschäftsreisen mit 25 bis 30 Prozent. Der Online-Handel schliesslich beläuft sich laut Liechti auf rund 10 bis 15 Prozent – im Wesentlichen Mode und Unterhaltungselektronik.

Um ihre Stammkundschaft zu sensibilisieren und ihr für ihren Einkauf im Inland zu danken, hat der Schweizer Detailhandel – neben VELEDES die Fleisch-, Obst-, Gemüse- und Kartoffelbranche, die Bäcker und der Elektronik-Fachhandel – zusammen mit dem Bauernverband im Sommer 2015 die Aktion «WOW» ins Leben gerufen. «Bisher war das Echo erfreulich», sagt VELEDES-Präsident Liechti. Rund 7000 Verkaufsstellen seien bedient worden, schwergewichtig vom Mittelland bis an die Nord- und Ostgrenze der Schweiz.

Dank Kooperation stark

Zunehmend kompliziertere Deklarationsvorschriften machen den Lebensmittel-Detaillisten ebenso Sorgen wie etwa den Metzgern, den Bäckern oder den Bierbrauern. Durch Koordination unter den einzelnen Verbänden wird versucht, dem Regulierungsprojekt «Largo» – die Vorschriften umfassen rund 2000 Seiten – Einhalt zu gebieten. «Wir sind zuversichtlich, hier dringend nötige Verbesserungen herbeiführen zu können», sagt Liechti und hebt dabei die Funktion des Schweizerischen Gewerbeverbands sgv und dessen «Gruppe Lebensmittel» hervor: «Hier fliessen die Informationen so zusammen, dass die einzelnen Akteure ihre Kräfte bündeln können.»

Anders als beim Einkaufstourismus sind Bauern und Detailhändler Konkurrenten, wenn es um die Hofläden geht. Als «Frontalangriff auf den Detailhandel» bezeichnet VELEDES-Präsident Liechti denn auch den Vorschlag, landwirtschaftsnahe Tätigkeiten wie die Hofläden bei der Bewertung der sogenannten «Standardarbeitskraft» miteinzubeziehen, wenn es um die Berechnung von Subventionen geht.

Minimum an Platz und Umsatz

Und wie steht es um das berühmte «Lädelisterben»? «Läden kommen und gehen», winkt Liechti ab. In Gemeinden ab 1000 Einwohnern bleibe häufig ein Laden übrig. In Dörfern und Landstädtchen seien «kleine» Läden aber oft zu klein: «Auch ein Spezialitätengeschäft braucht ein Minimum an Platz und Umsatz.» 100 Quadratmeter und ein Umsatz von rund einer Million machten Läden «für jene interessant, die ihre Kosten im Griff haben».

Und schliesslich trügen ein Minimum an Parkplätzen in der Nähe und eine gewisse Zurückhaltung der Kommunen bei «Verkehrsberuhigungsmassnahmen» dazu bei, ob der Detailhandel weiterhin erfolgreich sein könne.

En

DAS IST VELEDES

Im Schweizerischen Verband der ­Lebensmittel-Detaillisten VELEDES sind rund 500 selbstgeführte Lebensmittelläden mit rund 650 Verkaufsstellen in allen Landesteilen organisiert. Zu ihnen gehören nebst Volg, Spar, Denner-Satelliten und freien Detaillisten auch Tankstellenshops. VELEDES verfügt über keine kantonalen Sektionen und wird von Bern aus zentral geführt. Seit 2010 amtiert Hans Liechti als geschäftsführender Präsident. Zuvor war er seit 2000 Geschäftsführer.

FACHKONGRESS 2016

2016 organisiert VELEDES erstmals einen Fachkongress für den Detailhandel. Im Ausbildungszentrum des Schweizerischen Baumeisterverbands (Campus Sursee) im luzernischen Oberkirch werden am 15. Juni rund 300 Personen erwartet. Neben der Imagepflege und einem «Blick über den Tellerrand» mit Gastreferenten wie Berufsbildungsexperte Rudolf Strahm oder Marketing-Crack Thomas Rudolph von der Uni St. Gallen stehen Weiterbildungs­module auf dem Programm.

Meist Gelesen