Publiziert am: 05.05.2017

Eine Frage der 
Unternehmenskultur

Erich Schwegler AG – Das exportorientierte KMU in Merenschwand hat sich als Spezialistin 
in der Metallumformung und Zerspanung für anspruchsvolle Branchen erfolgreich positioniert.

Eine Frau führt bald das Zepter

In der Metallbranche weht zurzeit ein harter Wind. Doch die Erich Schwegler AG im aargauischen Merenschwand hat sich während 70 Jahren über drei Generationen immer erfolgreich behaupten können. Gegründet wurde das Unternehmen 1947 in Ottenbach. Heute beschäftigt das KMU 28 Mitarbeitende und hat sich dank grosser Weitsicht, Know-how und Innovation in der Branche etabliert. «Der Erfolg unserer Kunden ist Voraussetzung für unseren Erfolg. Das ist unser wichtigster Grundsatz, der unser Handeln bestimmt – sei es in der Investitionspolitik oder in der Ausbildung, in der Kundenberatung oder der Preispolitik», sagt CEO Markus A. Angst. Das Unternehmen ist in zwei Fertigungstechnologien zu Hause – Zerspanung und Metallumformung. «Wir formen sämtliche Metalle und Legierungen um: Von Aluminium über Chromnickelstahl, Buntmetalle, Stahl bis hin zu Titan, Kovar, Hastelloy oder Tanal», erklärt Angst. Dabei wird mit verschiedenen Umformverfahren wie Metalldrücken und Tiefziehen gearbeitet.

«Der Erfolg unserer Kunden ist Voraussetzung für unseren Erfolg.»

«Wir verarbeiten Bleche ab einer 
Dicke von wenigen Zehntelsmillimetern bis zu mehreren Millimetern und in Durchmessern von 5 bis 1000 Millimetern», so Angst. Diese Bandbreite findet sich sonst nur an wenigen Orten in der Schweiz. Dazu verfügt das Familienunternehmen über einen modernen und flexiblen Maschinenpark. Aber nicht nur Hightech-Technologien kommen zum Einsatz, auch herkömmliche Maschinen wie die Handdrückbank werden noch eingesetzt. «Bei uns verbindet sich traditionelles Handwerk mit modernsten Fertigungstechnologien. Die Möglichkeit, verschiedenste Umformverfahren zu kombinieren, schafft ideale Voraussetzungen für ein wirtschaftliches Resultat», betont Angst. In der spanabhebenden Bearbeitung kommen Fertigungsmethoden wie Fräsen, Drehen und Multitasking zum Zuge. Letzteres Verfahren erlaubt komplexe Geometrien in einer einzigen Aufspannung zu fertigen. Dabei kann der (Zeit)aufwand – auch bei hohen Anforderungen an die Präzision – gering gehalten werden.

Zusammenarbeit mit den Kunden

Zu den Kunden zählen KMU und international tätige Grosskonzerne aus den unterschiedlichsten Branchen. «Wir produzieren sowohl für die Beleuchtungsindustrie, den Motorsport, die Medizinal- und Hochspannnungstechnik als auch für den Lüftungsspengler und die Luft- und Raumfahrt. Der direkte Exportanteil liegt knapp unter 50 Prozent des Umsatzes, schliessen wir indirekte Exporte aus, gehen unsere Produkte zu rund 80 Prozent ins Ausland – vorwiegend in den Euro-Raum, aber auch nach Asien», so Angst. Zu den Dienstleistungen gehören auch Beratung, Entwicklung und Konstruktion. Dazu Angst: «Wir unterstützen unsere Kunden vollumfänglich von der CAD-Zeichnung über den Werkzeugbau bis zum einbaufertigen Teil oder zur kompletten Baugruppe. Gerade wenn es um die Produkteentwicklung geht, arbeiten wir eng mit ihnen zusammen», sagt Angst. «Dabei legen wir den Fokus auf optimierte Produktivität und Wirtschaftlichkeit. Je früher wir in den Prozess einbezogen werden, desto kostengünstiger können wir die Anforderungen unserer Kunden erfüllen», erklärt Angst weiter. Eine zentrale Rolle spielt dabei die Qualität. Diese sei heute kein Wettbewerbsvorteil mehr, sondern eine Voraussetzung, weiss Angst.

Der Wettbewerb in der Branche ist hart umkämpft. Die Mitbewerber sitzen nicht im Nachbarort, sondern in Billiglohnländern. «Das bedeutet, dass wir uns weg vom Main Stream bewegen müssen. Wir müssen uns profitable Nischen suchen und unser Wissen, unsere Prozesse und unsere Infrastruktur so anpassen, dass wir dort rentabel agieren können», hält Angst fest.

«Wir müssen uns profitable Nischen suchen.»

Konkret heisst dies für den Bereich Zerspanung, sich mit anspruchsvollen Teilen, Prototypen, Massanfertigungen und kurzer «Time to Market» von der Konkurrenz abzuheben. «Dies bedingt hohe Flexibilität und Zuverlässigkeit», sagt Angst. Der Motorsport sei beispielsweise eine solche Nische mit kurzen Lieferfristen und hohen Anforderungen. Sich im Markt des Global Sourcing so zu positionieren, um eine profitable Nische zu finden und diese auch nachhaltig halten zu können, ist die grösste Her­ausforderung für das Unternehmen. Gleichzeitig würden aber die staatlichen Rahmenbedingungen für KMU immer schlechter, stellt Angst fest. «Die Bürokratie und unsinnige Regulierungen wirken sich wettbewerbsnachteilig aus. Dieses immer dichtere Regelwerk führt auch zu Verzerrungen im internationalen Wettbewerb.» Das KMU hat auch am starken Franken arg zu beissen. «Einige unserer Kunden haben in den letzten zwei Jahren ihre Produktion nach Osteuropa oder Asien verlegt. Dabei haben wir in der Metallumformung Aufträge verloren. Einen Teil konnten wir mit Produktivitätsgewinnen wettmachen», sagt Angst.

Ab dem 1. Juli wird mit Melanie Schwegler die dritte Generation die Führung übernehmen. Es ist in der Branche eine Seltenheit, dass eine junge Frau das Zepter führt. Doch die gelernte Kauffrau ist bestens darauf vorbereitet. Sie kennt sich gut im Betrieb aus, hat sie doch schon etliche Jahre mitgearbeitet: «Ich habe Respekt vor dieser verantwortungsvollen Aufgabe, aber ich freue mich auch darauf. Unsere Firma liegt mir sehr am Herzen», so Melanie Schwegler. Es bedürfe in der heutigen Zeit viel unternehmerischer Weitsicht und Geschick, um sich erfolgreich auf dem Markt zu positionieren. «Doch ich bin überzeugt, wir haben noch viel Potenzial und werden die Herausforderungen des Global Sourcing, des starken Frankens wie auch der Digitalisierung meistern.»

Corinne Remund

Innovation

In der Metallbranche ist mehr denn je Innovation gefragt. Auch für die Erich Schwegler AG ist diese eine Voraussetzung, um sich erfolgreich in der Branche zu behaupten. Innovativ zu sein ist für CEO Markus Angst eine Frage der Unternehmenskultur. «Man muss nicht nur im technischen Bereich veränderungsfähig, sondern vor allem auch veränderungswillig sein.» Dabei ist die gesamte Belegschaft Teil einer starken Innovationskraft: «Es muss im Idealfall für jeden einzelnen Mitarbeiter eine gute Sache sein, sich permanent zu hinterfragen und seine Ziele immer höher zu stecken – gleich wie dies ein Sportler tut», so Angst. Eng mit der Innovation verbunden ist für Angst weitsichtiges und nachhaltiges Handeln. Wichtig ist deshalb, relevante Veränderungen im Markt rechtzeitig zu erkennen und richtig zu interpretieren. «Der Dialog mit dem Kunden und Lieferanten sowie ein Technologiemonitoring bilden dafür die Basis», sagt Angst. Und er ergänzt: «Wir müssen unser Unternehmen immer wieder so ausrichten, dass wir in unseren Zielsegmenten wettbewerbsfähig sind.»CR

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