Publiziert am: 08.05.2015

Geldabfluss muss stoppen Bessere Rahmenbedingungen nötig

GastroSuisse – Die Schweizer Wohnbevölkerung hat 2014 insgesamt 22,7 Milliarden Franken für Essen und Trinken ausser Haus ausgegeben. Das sind 1,9 Prozent weniger als im Vorjahr.

Im Jahr 2014 hat die Schweizer Wohnbevölkerung 22,7 Milliarden Franken für Konsumationen ausser Haus ausgegeben: Zwei Drittel fürs Essen und einen Drittel für Getränke. Während der Essensmarkt stagniert hat, verzeichnete der Getränkemarkt einen Ausgabenrückgang in der Höhe von 406 Millionen Franken. Über die Hälfte der Ausgaben fürs Auswärtsessen wurden in der herkömmlichen Gastronomie getätigt.

Das gesellige Zusammensein und der Stammtisch als Treffpunkt wurden vor allem von der älteren Generation sehr geschätzt, wohingegen bei den jüngeren Konsumenten die schnellere und günstigere Verpflegung gefragter war. Die Verteilung der Ausgaben nach Regionen deutet darauf hin, dass der Ausserhauskonsum in Kantonen mit grossen Ballungszentren, wie beispielsweise Zürich, und in klassischen Tourismuskantonen wie dem Wallis besonders wichtig ist. Die Walliser und Zürcher gaben im Verhältnis zum Schweizer Durchschnitt nämlich 15 bis 19 Prozent mehr aus für Verpflegung ausser Haus.

Unternehmer mehr 
gefordert denn je

«Mit viel Schwung sind wir ins 2015 gestartet», beurteilte der Gastro­Suisse-Präsident Casimir Platzer die Lage. «Dann kam der Frankenschock, der die Branche empfindlich trifft.» Der Entscheid der Schweizerischen Nationalbank vom 15. Januar 2015 habe die Angebote ohne eigenes Dazutun der Branche auf einen Schlag weiter verteuert und die internationale Wettbewerbsfähigkeit nachhaltig verschlechtert. «Über dieses Währungsproblem helfen auch die schönsten Berge und Landschaften nicht hinweg», stellte Platzer fest. Grosse Sorgen bereiten der Branche zudem der Einkaufs- und vor allem der Gastronomietourismus. 36 Prozent aller Schweizerinnen und Schweizer gehen regelmässig und wiederholt ins Ausland zum Auswärtsessen.

«Der Frankenschock trifft die Branche empfindlich.»

16 Prozent aller Gastronomietouristen verlagern zunehmend auch ­Feierlichkeiten ins Ausland. «Das ist besonders problematisch», erklärte Casimir Platzer, «denn gerade grössere Bankette, runde Geburtstage oder Taufen sorgen für Auslastung im Schweizer Gastgewerbe.»

Auf ausländische 
Mitarbeitende angewiesen

Die Folgen des Gastronomietourismus seien messbar. Ein Gastronomie-tourist gehe zumeist in Gruppen ins Ausland und gebe im Durchschnitt 42.30 Franken aus. Hochgerechnet auf die Schweizer Wohnbevölkerung gingen der Schweizer Gastronomie dadurch jährlich rund vier Milliarden Franken Wertschöpfung verloren, sagte Platzer. «Dieser Geldabfluss muss gestoppt werden!»

«Über das Währungsproblem helfen auch die schönsten Berge und Landschaften nicht hinweg.»

Damit das Gastgewerbe auch in Zukunft seine Dienstleistungen erbringen kann, ist die Branche auf ausländische Mitarbeitende angewiesen. Etwa 50 Prozent der Mitarbeitenden kommen traditionell aus dem Ausland. Die Masseinwanderungs-Initiative hat deshalb einen grossen Einfluss auf das Gastgewerbe. Wie der stellvertretende GastroSuisse-Direktor Hannes Jaisli ausführte, vertritt GastroSuisse klar die Haltung, dass ein Aufenthalt mit Erwerbstätigkeit von weniger als zwölf Monaten keine Zuwanderung darstelle und dementsprechend keinen Höchstzahlen und Kontingenten unterstehen dürfe.

Für mehr Wettbewerbsfähigkeit

Einen bedeutenden Kostenblock in der gastgewerblichen Kostenstruktur stellen laut GastroSuisse die Personalkosten dar. Diese seien in der Schweiz wesentlich höher als im benachbarten Ausland. «Wir wollen gute Arbeitgeber sein, doch die aktuelle Wirtschaftslage gibt Anlass zur Reflexion», erklärte der neue GastroSuisse-Direktor Remo Fehlmann. «Immer lauter werden Stimmen in unserem Verband, die nach verbesserten und flexibleren Bedingungen rufen.» Doch nicht nur die Politik und die Sozialpartner seien gefordert, sondern auch die Betriebe selber. «Überbetriebliche Konzepte können helfen, die Wettbewerbsfähigkeit zu steigern», legte Fehlmann dar. Entscheidend sei indessen, dass nicht der Leidensdruck den Anstoss gebe, sondern der Wille zur Nutzung der gemeinsamen Innovationskraft. Auch auf dem Gebiet der Finanzierung von Hotel- und Restaurationsbetrieben will GastroSuisse die Branche unterstützen. So prüft der Verband in Zusammenarbeit mit der Schweizerischen Gesellschaft für Hotelkredit geeignete Massnahmen, um den Betrieben den Zugang zur Finanzierung zu erleichtern.

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