Publiziert am: 05.05.2017

Gesetzesvorlage für das Gewerbe

ENERGIESTRATEGIE 2050 – Der Bündner Altnationalrat und Unternehmer Josias Gasser erwartet, dass die KMU bei einem Ja zur Energiestrategie eine grosse Wertschöpfung erfahren und viele Arbeitsplätze schaffen werden.

In den letzten Wochen hat man den Eindruck gewonnen, es gehe bei der Energie­strategie 2050 des Bundes ums nackte Überleben, ums Warm- oder Kaltduschen. Aber über die Inhalte und die damit verbundenen Zielsetzungen der Gesetzes­vorlage scheint niemand sprechen zu wollen.

Grundsätzlich geht es darum, unsere auch für die Wirtschaft essentielle Energie­versorgung auf eine zukunftsfähige Basis zu stellen. Gleichzeitig soll eine Richtungsänderung bei der Stromerzeugung vollzogen werden: weg von zentra­listischen, unrenta­blen und überalterten Technologien hin zu einer dezentralen, intelligenten und klimafreundlichen Energiegewinnung. Eine Energiegewinnung, die auf einheimischen Ressourcen basiert und den Import verringert. Schliesslich soll versucht werden, den Stromverbrauch sowie den Ausstoss an CO2 zu reduzieren. Um diese Ziele zu erreichen, muss die Effizienz gesteigert werden. Dies ist einerseits mit neuen Technologien möglich, anderseits aber durch Sanierungen des besteh­enden Gebäudeparks.

Viele werden profitieren

Von dieser Energiestrategie wird nicht nur das Baugewerbe profitieren, sondern auch Gebäudetechniker, Ingenieure, Planungsbüros, Unternehmen in den Bereichen Servicetechnik, Unterhalt und Ausbau, Verkauf und Handel und weitere. Die KMU werden eine enorme Wertschöpfung erfahren und Arbeitsplätze schaffen.

Die Gelder der Energiestrategie, ausgegeben für Innovationen im Energiebereich, Sanierung der ohnehin notwendigen Netzinfrastruktur und des Gebäudeparks, werden über die Mehrwertsteuer und die Einkommenssteuer in unseren Geld­kreis­lauf zurückfliessen und nicht in Arbeitsämtern oder in der arabischen Wüste versickern.

Grosse Wertschöpfung

Eine vom Kanton Graubünden unter Beteiligung der wichtigsten Branchenverbände des Bündner Gewerbes in Auftrag gegebene Infras-Studie hat aufgezeigt, dass die Wertschöpfung immens ist: Allein mit der Wärmedämmung, dem Fensterersatz, dem Ersatz von Öl- und Elektroheizungen und der Installation von Solaranlagen auf Bestandsbauten ist von heute bis 2020 im Kanton Graubünden ein Beschäftigungs­volumen von 650 neuen Arbeitsplätzen direkt verbunden.

Würden die Sanierungsaktivitäten weiter beschleunigt, könnte das damit verbundene Beschäftigungsvolumen auf über 1600 Arbeitsplätze oder 1,7 Prozent der Bündner Gesamtbeschäftigung gesteigert werden. Die indirekten Einkommens­effekte auf den Konsum (Multiplikationseffekte) sind dabei nicht gerechnet.

Auch wenn ich mich hier nicht weiter auf Zahlen festlegen will, steht ausser Frage, dass die Energiestrategie eine grosse Herausforderung ist und auch Geld kosten wird. Es muss aber zwingend der Nutzen für unsere Wirtschaft und das Klima erkannt werden.

Für ein wuchtiges Ja

Eine Ablehnung dieses über vier Jahre ausgehandelten energiepolitischen Kompromisses würde uns um Jahre zurückwerfen und kein einziges Problem lösen. Allerdings dürften sich die Energiekonzerne darauf freuen, weiterhin als «Notstands­massnahmen» mit fetten Subventionen wie in der bisherigen Atomwirtschaft bedient zu werden und noch mehr Dreckstrom zu importieren. Die Energiestrategie ist die Alternative dazu, welche das Gewerbe stärkt. Für ein wuchtiges Ja zu dieser wichtigen ­Abstimmung.

Josias F. Gasser, 
Unternehmer und Altnationalrat

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