Publiziert am: 22.08.2014

«Heute fehlt uns der Nachwuchs»

SWISS OUTDOOR ASSOCIATION – Der Verband will mittels Ausbildung Sicherheit und Professionalität im Schweizer Adventure- und Outdoormarkt so hoch wie möglich halten. Die Branche wünscht sich eine starke Stimme in Politik, Wirtschaft und Gesellschaft.

Immer mehr Schweizer entdecken die wunderbare Natur über das blosse Wandern hinaus und suchen beim Erforschen von Höhlen, beim Balancieren über schwankende Seilbrücken oder bei spektakulären Wildwasserfahrten im Schlauchboot Spass und Nervenkick. Rafting, Canyoning, Bungy, Kanu/Kajak, Höhen und Seilparks haben sich in der Landschaft der Schweizer Outdooraktivitäten etabliert. So gibt es beispielsweise fast keine touristische Destination der Schweiz mehr ohne eigenen Seilpark. Mit der Entwicklung von solchen Sportarten mit erhöhten Sicherheitsanforderungen ist ein neuer Markt entstanden. Das verhängnisvolle Canonying-Unglück vom Saxetenbach vor 15 Jahren hat schwer am Image der Branche gekratzt. Spätestens seit dann ist klar, dass solche Aktivitäten angesichts der damit verbundenen Risiken von zuverlässigen Veranstaltern, welche die branchenüblichen Sicherheitsnormen einhalten, angeboten werden müssen. Mit der Swiss Outdoor Association sind solche qualifizierten und kommerziellen Veranstalter im Outdoor- und Adventurebereich der Schweiz unter einem Dach vereinigt.

«JE GEFÄHRLICHER, 
DESTO MEHR AUFWAND, UM DAS RISIKO ZU MINIMIEREN.»

Eine Kernaufgabe der SOA ist das gesamte Ausbildungs- und Prüfungs-wesen in den Bereichen Rafting, Canyoning, Bungy, Seilparks, Kanu/Kajak sowie Höhlen. Dabei steht das Guiding im Vordergrund: «Unsere Absolventen sollen in den von ihnen gewählten Aktivitäten völlig unkundigen Gästen möglichst sichere und befriedigende Outdoorerlebnisse ermöglichen können. Dazu müssen sie sowohl über technische und soziale Kompetenzen wie auch über Wetterkunde und unterschiedliche Strategien der Gruppenführung verfügen», erklärt SOA-Präsidentin Katrin Blumberg. Ihr Wissen und Erfahrungen bringt die SOA in verschiedenen Gremien ein. So arbeitet sie beispielsweise mit der Sachverständigenkommission der Stiftung Safety in Adventures zusammen. «Als Verband unterstützen wir das Label Safety in Adventures, welches die Einhaltung von definierten Sicherheitsstandards zertifiziert. Darüber hinaus leisten wir mit fundierten Ausbildungen und Prüfungen im Bereich Outdoor einen sehr grossen Beitrag zur Sicherheit und somit Nachhaltigkeit von Adventureaktivitäten», betont Blumberg.

Alle diese Aktivitäten fänden in der Natur statt und damit bestehe immer ein gewisses Restrisiko so wie auch beim Velo- oder Skifahren. «Grundsätzlich sind unterschiedliche Aktivitäten auch unterschiedlich gefährlich. Und – je ‹gefährlicher›, desto mehr Aufwand wird betrieben, um das Risiko zu minimieren», erklärt die Inhaberin und Geschäftsführerin von Swiss River Adventures in Ilanz. Die Ausbildung der Guides, Qualität und Zustand der Ausrüstung, Managementstrukturen sowie die Sicherheits- und Notfallplanung seien wichtige Voraussetzungen zur Risikominimierung. «Es ist unerlässlich, dass eine zertifizierte Firma für jede Tour ein Sicherheitskonzept einschliesslich Notfallplanung erarbeiten muss, um allfällige Risiken sowohl überhaupt zu erkennen als auch als so weit wie eben möglich zu reduzieren», hält Blumberg fest.

Obwohl die Schweiz mit den Alpen, Flüssen und Schluchten einen unglaublichen «Outdoorspielplatz» vor der Haustüre hätte, sei die schulische Vermittlung von «Outdoorkompetenzen» in der Schweiz quasi nicht existent. «Besonders in angelsächsischen Ländern ist Outdoor Education ein Teil des schulischen Lehrplanes», beobachtet Blumberg.

«Für KMU und Einzelfirmen wird es schwieriger, am Markt zu bestehen.»

Auf den 1. Januar 2014 wurde auf Bundesstufe die Risikoaktivitätengesetzgebung in Kraft gesetzt. Ab diesem Zeitpunkt gelten für Risikoaktivitäten wie beispielsweise Canyoning, River-Rafting und Wildwasserfahrten und Bungee-Jumping strengere Regeln. Somit verbleibt den Kantonen keine Regelungskompetenz mehr, denn dies wird auf Bundesstufe abschliessend geregelt. «Diese Einführung von RiskV und RiskG ist für unsere Mitglieder eine grosse Herausforderung», so Blumberg. «Die Preise für die Sicherheitszertifizie-rungen sowie die mit dem Label einhergehenden Auflagen sind teilweise so hoch, dass sich nicht alle Firmen diese leisten können – ohne noch wirklich zu einer höheren Sicherheit beizutragen.» Die engagierte SOA-Präsidentin befürchtet, «dass diese Auflagen sich mittelfristig auch in den Preisen für die Aktivitäten niederschlagen werden». Man dürfe dabei nicht vergessen, dass die Konkurrenz im Ausland deutlich günstiger sei.

Eine weitere Sorge sei der fehlende Nachwuchs. «Vielen Firmen fehlen inländische Guides. Früher war es cool, für einige Jahre als Guide zu arbeiten – heute fehlen uns solche Leute. Dieses Problem ist nicht auf unsere Aktivitäten beschränkt, sondern ist gesamtgesellschaftlich – es trifft auch die Bergführer, Wanderleiter usw.», stellt Blumberg fest. Regulierungen und Bestimmungen seien weitere Hindernisse, die den Schweizer Outdoormarkt bremsten. Die Krux sei, dass trotz starken Auflagen das Vertrauen der Gäste in die Anbieter fehle. «Wir werden leider immer noch zu oft als Spassanbieter betrachtet», bedauert Blumberg.

Schweizer Outdoormarkt 
hat noch Potenzial

Die Schweiz müsse viel machen, um mit anderen Outdoordestinationen mithalten zu können. «In vielen anderen Ländern werden Outdooraktivitäten sowie auch andere touristische Unternehmen viel stärker gefördert – das geht über die Einbindung von Outdoortrainings in Schullehrplänen, über die Ausbildung von Fachkräften an professionellen Ausbildungsinstituten bis hin zu Fachhochschulen sowie die Unterstützung durch Politik und Wirtschaftsförderung», erklärt Blumberg. Deshalb hofft sie, dass es der SOA gelingt, der Branche eine starke Stimme in Politik, Wirtschaft und Gesellschaft sowie in der schweizerischen Ausbildungslandschaft zu geben. Ebenso hat sich der noch junge und innovative Verband nebst der stetigen Steigerung von Professionalität und Qualität eine verstärkte Zusammenarbeit unter den Mitgliedern auf die Fahne geschrieben. «Natürlich möchten wir auch noch wachsen und hoffen auf neue Mitglieder», fasst die Veranstalterin von Outdooraktivitäten die nächsten Ziel des Verbandes zusammen.

Corinne Remund

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