Publiziert am: 10.02.2017

«Innovation heisst Überleben»

INNOVATION – Wasser und Energie sparen ist im Trend. Rolf Senti macht mit seinen Armaturen beides in einem möglich. Unternehmer wie er müssen aber zunehmend Kraftakte leisten, um ihre Kreativität nicht von Regulierungen abwürgen zu lassen.

Wasser ist eine chemische Verbindung aus Sauerstoff und Wasserstoff. Was unspektakulär tönt, ist für unser aller Überleben zentral: Duschen, waschen, trinken – Wasser ist das alltäglichste Gut überhaupt. Glücklicherweise haben wir bei uns genügend davon, ist die Schweiz doch das Wasserschloss Europas. Oder etwa doch nicht? «Das Wasserproblem ist auch hier vorhanden», sagt Rolf Senti, CEO der Swiss Eco Line. In seiner Firma in Chur werden gemeinsam mit Astra Recources besonders wassersparende Armaturen entwickelt. «In den Bergregionen haben wir zum Teil sehr knappe Wasservorräte. Es muss mühsam und teuer in die Skiregionen gepumpt oder mit den Luftseibahnen hochgefahren werden.» Als Bündner und Unternehmer, der eine Kapazität auf dem Gebiet des Wassersparens ist, muss er es wissen. Vielleicht könnte also auch bei uns schon bald ein Umdenken, in Bezug auf den Umgang mit Wasser stattfinden.

«Man muss immer neue Produkte in der Pipeline haben.»

Senti war schon für etliche Innova­tionspreise nominiert und hat nicht wenige davon gewonnen. Das war Kalkül, um auf seine Produkte aufmerksam zu machen. «Innovation heisst für mich als Unternehmer Überleben. Man muss immer neue Produkte in der Pipeline haben.» Für Furore sorgt aktuell die «Swiss Eco Tap»-Linie: Mit den Armaturen lassen sich 90 Prozent Wasser und 100 Prozent Energie sparen. Erreicht wird dies, indem das Wasser durch kinetische Energie verwirbelt wird. «Das Temperaturempfinden verändert sich», erklärt Senti, «durch den Eco Jet fühlt sich eiskaltes Wasser sechs bis sieben Grad wärmer an. In der Wüste kehrt sich das Prinzip um und ­heisses Wasser fühlt sich kälter an. Sauber werden die Hände genau gleich wie bei einer gewöhnlichen Wasserarmatur.»

Auch Politik fordert mehr 
Unterstützung für Innovation

Im Moment liege der Fokus auf dem mittleren Osten und Nordamerika. «Bei Neubauten oder in Skigebieten sind wir auch in der Schweiz gut im Geschäft», bilanziert Senti. Hier geht es um grosse Büros oder Hotels, Eishockey- und Fussballstadien. In den USA denkt Senti auch an Stadien oder Restaurantketten. «Normalerweise ­fliessen sechs bis zwölf Liter Wasser pro Minute durch eine Armatur. Bei uns sind es 0,65. Sie können sich ausrechnen, was das ausmacht, wenn hunderttausend Leute in einem Stadion die Toiletten benutzen.»

Zu schaffen machen ihm die bürokratischen Aufwendungen. «Mit dem starken Franken sind wir schon genügend gestraft, warum werden uns noch weitere Hürden in den Weg ­gelegt?», fragt er in Richtung Politik. «Es ist ein Horror! Bis man schon nur die richtige Adresse in Bern herausgefunden hat…» Es sei sonst schon genug schwierig, sich als Start-up zu behaupten. «Hier lautet die Devise: 
Weniger hindern und mehr fördern», sagt Karin Keller-Sutter, die sich 
der schwierigen Bedingungen der Unternehmer durchaus bewusst ist. «Die beste Förderung besteht in gesetz­geberischer Zurückhaltung. Möglichst viel Freiheit und Freiraum schaffen Innovation», so die St. Galler FDP-Ständerätin.

«Weniger hindern und mehr fördern.»

Für ein starkes Wirtschaftsumfeld setzt sich auch Andrea Gmür-Schönenberger, Nationalrätin (CVP/LU), ein. «Die Schweiz als eines der innovativsten Länder benötigt weiterhin ein steuerlich attraktives und investitionsfreundliches Umfeld und wenig Regulierung. Die unternehmerische Freiheit muss gewährleistet sein.» Auch fordert sie mehr Unterstützung für Unternehmen wie dasjenige von Rolf Senti: «Der Staat muss Bildung – Wissenschaft und Forschung – nachhaltig unterstützen. Die gegenseitige Abhängigkeit von Bildung und Wirtschaft muss nicht nur zu einem intensiveren Austausch, sondern auch zu einer besseren Zusammenarbeit führen. Es braucht Kapital, kluge Köpfe und die Risikobereitschaft, Ideen umzusetzen; keine Innovation ohne Leidenschaft und Pioniergeist!» Auch Rolf Senti hätte es nicht so weit gebracht, hätte er nicht an seine Produkte geglaubt und darin investiert.

Adrian Uhlmann

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