Publiziert am: 22.05.2015

Mehr Nachwuchs für MEM-Branche

FACHKRÄFTEMANGEL – Der starke Franken setzt die KMU in der MEM-Branche massiv unter Druck und führt zu Stellenabbau. Um die Wettbewerbsfähigkeit wieder zurückzugewinnen, braucht die nach wie vor attraktive Branche topausgebildeten Nachwuchs.

Der Aufhebung des Euromindestkurses durch die Schweizerische Nationalbank sind rund 2000 Stellen zum Opfer gefallen. Die Quartalsumfragen von Swissmechanic, dem führenden Arbeitgeberverband der KMU in der MEM-Branche, zeigen nebst dem Abbau von Stellen seit Jahren einen enormen Druck auf die Margen. Diese sind teils auf ein Minimum gesunken. «Durch den erstarkten Schweizer Franken sind die Preise für Produkte und Dienstleistungen um bis zu 15 Prozent gestiegen, was die betroffenen Unternehmen zu weiteren Produktionsoptimierungen und Kostenreduktionen zwingt», betont Swissmechanic-Direktor Oliver Müller.

«Mit gut ausgebildetem Nachwuchs heben wir uns von der Konkurrenz ab.»

Keinen Einfluss haben die aktuellen Entwicklungen bisher auf die Berufsbildung. Die Nachfrage nach Lernenden in den MEM-Berufen ist seit Jahren steigend. Die geburtenschwachen Jahrgänge hinterlassen in den Statistiken negative Spuren. Nachfrage nach Fachkräftemangel und gleichzeitig Stellenabbau – für Swissmechanic-Direktor Oliver Müller kein Widerspruch, da nur ein Teil der KMU in der MEM-Branche mit Personal-Massnahmen reagieren mussten. «Die MEM-Branche ist und bleibt trotz negativen Schlagzeilen für junge Leute attraktiv. Mehr noch, die Unternehmen suchen geeigneten Nachwuchs, um im harten internationalen Wettbewerb bestehen zu können.» Der Mensch sei für die MEM-Unternehmen die wichtigste Ressource. Nur mit den besten Fachkräften werde es gelingen, die teils verloren gegangene Wettbewerbsfähigkeit zurückzugewinnen. «Qualität, Innovation und Flexibilität sind die Tugenden, mit denen unsere Unternehmen weltweit erfolgreich sind. Unsere Produkte sind gefragt. Die Margen sind das Problem, nicht die Konjunktur», so Müller. Viele Unternehmen hätten trotz schwierigem Umfeld in den vergangenen Jahren in die Berufsbildung investiert. Dies unterstreiche die Bedeutung der Berufsbildung in der MEM-Branche. «Mit topausgebildetem Nachwuchs können wir uns von der Konkurrenz abheben», ist Müller überzeugt.

Wartelisten bei Tüftelworkshops

Dass die MEM-Berufe für technisch interessierte Schüler attraktiv sind, zeigen die sogenannten Tüftelworkshops. In einigen Swissmechanic-Sektionen finden derzeit an Wochenenden Events für Schulkinder statt. Diese können gemeinsam mit Eltern und Verwandten in den Swissmechanic-Ausbildungszentren an drei Tagen eine eigene Kugelbahn bauen und lernen beiläufig die MEM-Berufe kennen. «Es gibt Wartelisten. Salopp formuliert, rennen die Schüler uns die Türen ein. Die Begeisterung für unsere Berufe ist vorhanden, genauso wie die Nachfrage nach Lernenden in den Unternehmen», sagt Roland Stoll, Leiter Bildung bei Swissmechanic Schweiz. Man dürfe sich nicht von den negativen Schlagzeilen der letzten Tage abschrecken lassen. Die MEM-Branche bliebe weiterhin bestehen und werde auch künftig Nachwuchs benötigen.

MEM-Berufslehre und 
Gymnasium auf Augenhöhe

Für Jugendliche stellen die MEM-­Berufslehren, wie etwa Polymechaniker/in EFZ, eine ideale Vorbereitung auf ihr Berufsleben dar. Gerade bei Akademikern ist es nach wie vor eine Sache des Prestiges, ihren Kindern den gymnasialen Weg vorzuschlagen. «Das ist schade, denn in der heutigen Bildungslandschaft begegnen sich die Berufslehre und der gymnasiale Weg auf Augenhöhe. Beide Wege führen ans Ziel, entscheidend ist sowieso die Weiterbildung», kommentiert Roland Stoll die Entwicklungen der vergangenen Jahre.

Lebensschule für junge Leute

Heute ist es möglich, über die höhere Berufsbildung und sogenannten Passerelle auch nach einer Lehre einen eidgenössischen Fachabschluss oder ein Studium zu absolvieren. «Haben die Jugendlichen eine Lehre absolviert, verfügen sie über theoretisches Wissen und erste praktische Erfahrung», sagt Stoll und fügt hinzu, dass eine Lehre auch eine Art Lebensschule darstelle, in der die jungen Leute lernen, Verantwortung zu übernehmen. Heute stehen Absolventinnen und Absolventen einer MEM-Berufslehre alle Türen offen. Auch nach der Berufslehre sind die Aussichten derzeit gut, denn der MEM-Arbeitsmarkt sucht teils händeringend nach gut ausgebildeten Fachkräften.

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