Publiziert am: 07.10.2016

Schweiz und Iran nähern sich an

Schweiz–Iran – Chancen für Schweizer KMU: Nach der Lockerung der Sanktionen kann Iran wieder am Welthandel teilnehmen. Die Schweizerisch-Iranische Handelskammer und ihre iranische «Schwester» haben eine Kooperationsvereinbarung unterzeichnet.

Es ist nur Wenigen bekannt: Die Schweiz fungiert unter den zwanzig wichtigsten Handelspartnern des Iran. Zugegeben: In Franken ausgedrückt, ist der absolute Wert nicht allzu hoch, es sind etwa 500 Millionen Dollar pro Jahr. Aber es bedeutet: Die Voraussetzungen stimmen.

Die meisten Sanktionen, die über den Iran verhängt wurden, sind inzwischen sistiert worden. Das bedeutet, dass das Land am Welthandel teilnehmen kann. Jene Länder, die bereits über Kontakte verfügen, profitieren von der guten Ausgangslage.

Chancen für Schweizer KMU

Die Schweiz gehört dazu. Denn der «Iran Deal» wurde von Bern aus ermöglicht. Bundespräsident Johann Schneider-Ammann führte bereits Gespräche auf höchster Ebene mit der islamischen Republik und nahm auch schon eine Wirtschaftsdelegation zu einem Staatsbesuch mit. Iran zeigt sich vor allem an Schweizer Maschinen, Umwelttechnik, Finanzwissen und Präzisionskomponenten interessiert.

Handel mit dem Iran zu treiben, ist nicht ganz einfach. Man muss sich damit abfinden, dass erhebliche Teile der Wirtschaft in Staatshand sind. Wo nicht, mischt der Staat oft mit. Neben dem Staat als hauptsächlichen Wirtschaftsakteur spielen auch die quasi-staatlichen Bonyads, religiöse Stiftungen unter der Kontrolle des religiösen Führers Ali Khamenei, und die kommerziellen Einheiten der Revolutionären Garde eine grosse Rolle.

Auch hat Iran Imageprobleme. Teheran gilt international immer noch als Problem. Doch was auf den ersten Blick abschreckend wirkt, kann gerade für Schweizer KMU ein Vorteil sein. Grossunternehmen, gefangen in ihren Reputationsängsten und Compliance-Vorschriften, werden sich mit Iran schwertun. Gerade das eröffnet die Tore für Schweizer KMU, die agil und flexibel sind. Denn das ist in Iran gefordert. Gesucht ist demnach der gegenseitige Marktzugang.

Engere Kooperation anstreben

Im September besuchte eine iranische Wirtschaftsdelegation die Schweiz. Georg Staub, Präsident der 1976 gegründeten Swiss-Iranian Chamber of Commerce and Industry, und Pedram Soltani, Vizepräsident der Iran Chamber of Commerce, 
Mine, Industry & Agriculture, unterzeichneten in Zürich eine Koopera­tionsvereinbarung. Staub – er ist zudem Präsident von swissstaffing und Vorstandsmitglied des Schweizerischen Gewerbeverbands sgv – unterstrich vor der Iran-Delegation die Wichtigkeit der (Berufs-)Bildung und eines liberalen Arbeitsmarkts für den Erfolg der Schweizer Wirtschaft.

Chamber-Vizepräsident Giovanni 
Gaggini betonte am Rande der Veranstaltung gegenüber der Schweizerischen Gewerbezeitung, dass kleinere Banken gegenüber einem möglichen Iran-Geschäft derzeit offener seien als die Grossbanken, die eine «Null-Risiko-Strategie» fahren würden. Für an Iran interessierte KMU stehe zudem die Schweizer Exportrisikogarantie bereit, betonte Gaggini. Und: Die weitgehende Lockerung der Sanktionen per 16. Januar 2016 sei in Deutschland bereits stark spürbar, während in der Schweiz noch eine gewisse Zurückhaltung zu bemerken sei.

«Sehr optimistisch» für die beidseitigen Handelsbeziehungen zeigte sich Pedram Soltani: «Iran ist mehr als bloss Öl und Gas – investieren Sie auch in unsere bestens ausgebildete und technik-affine Jugend.»Sc/En

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