Publiziert am: 13.05.2016

Umwelttechnik vermehrt exportieren

POLYTECHNIK SWISS AG – Das KMU in der Zentralschweiz setzt mit seinen Technologien und Systemen für Biomasse-Energie im Kontext Masterplan Cleantech neue Massstäbe. Die Firma macht sich im Hinblick auf die Klimaziele international einen Namen.

In den letzten Jahren hat sich weltweit ein wachsender Cleantech-Markt im Bereich erneuerbare Energien und Recycling entwickelt. Mit dem Massnahmenpaket «Strategie für Ressourcen­effizienz und erneuerbare Energien» – sprich Cleantech-Strategie – hat auch der Bund seine Vorreiterrolle wahrgenommen. Der Paradigmawechsel von der fossilen zur solaren Energiewirtschaft ist voll im Gang. Die Polytechnik Swiss AG bewegt sich in diesem Kontext. Das KMU mit Sitz in Immensee in der Zentralschweiz ist ein starker Partner, wenn es darum geht, neue Wege in der Umwelttechnik zu finden und zu beschreiten. Für Geschäftsführer Beat Huber ist 2050 eine wichtige Wegmarke und die solare Energiewirtschaft eine Jahrhundertherausforderung: «In den letzten Jahren hat sich weltweit ein wachsender Markt für solare Energieformen und Umwelttechnik entwickelt. Eine ganz besondere Dynamik haben in diesem Markt die erneuerbaren Energien gezeigt.»

Und er ergänzt: «Ein wesentlicher Schlüssel für den Unternehmens­erfolg in dieser Branche ist das Verständnis dieser Technologieentwicklung und die detaillierten Kenntnisse in diesem Markt.»

Hier kann die Polytechnik Swiss AG, die zur Polytechnik-Gruppe gehört, (siehe Kasten), aus dem Vollen schöpfen. Ihre Geschäftsbereiche umfassen Abfall, Energie, Umwelttechnik. Sie ist spezialisiert auf Feuerungsanlagen für biogene Brennstoffe in einem Leistungsbereich von 300 kW bis 20000 kW. Diese werden im Allgemeinen in Industriebetrieben und der Holzindustrie sowie für kommunale Wärmeversorgung in Nah- und Fernwärmenetzen betrieben. «Wir sind bekannt für die Planung und Lieferung von Technologien und Systeme für die Aufbereitung von Holzbrennstoffen und Abfallrecyling bis hin zu schlüsselfertigen (Turn-Key) Anlagen für Wärme und Strom», sagt Huber. «Zu unseren Kunden gehören das Gewerbe und die Industrie, Kommunen, Entsorgungsunternehmen sowie Energieversorger wie beispielweise Axpo oder ewz.»

«Die Vermarktung von Schweizer Umwelttechnologie im Ausland ist eine 
grosse Chance für die Schweiz.»

Der grosse Vorteil von Biomasse-Feuerungsanlagen liege darin, dass dafür die lokale Energie (Wald) zu Nutze gemacht werden könne. Dazu Huber: «Wir können hier auf eine regelbare Energieform, die nach Bedarf angepasst werden kann, zurückgreifen. Zudem arbeiten wir mit einem CO2-neutralen und zukunftssicheren, günstigen Energieträger.» Nach der Wasserkraft sei die Biomasse Holz in der Schweiz zurzeit die zweitwichtigste heimische erneuerbare Energie.

Innovative Leuchttürme mit
internationaler Ausstrahlung

Das Unternehmen hat seit seiner Gründung 1986 mit weitsichtigen Projekten für Aufmerksamkeit gesorgt. Seine erst 30-jährige Firmengeschichte ist von zahlreichen wegweisenden Meilensteinen gepflastert: Das Unternehmen hat mit Holzfeuerungsanlagen die Entwicklung der Holzenergie massgeblich mitgestaltet und im Bereich Automatisierung sowie saubere Verbrennung Pionierarbeit geleistet. «Gesetze und Verordnungen müssen nicht immer nur belastend sein, sie können wie beispielsweise im Fall der Luftreinhalteverordnung eine Technologieförderung auslösen», hält Huber fest. Ein Pilotprojekt, das auf die ganze Region ausgestrahlt hatte, war die zukunfts­weisende Energieanlage der Swissair-Zentralverwaltung in Balsberg. «Hier haben wir neue Filtertechniken für Abgase aus Verbrennungen und Systemen verwendet, die die Emissionsgrenzwerte massiv nach unten korrigiert haben», so Huber. Das Team der Polytechnik Swiss AG stellte seine fortschrittlichen Technologien auch mit Systemlösungen für die Abfallentsorgung unter anderem für Kunststoffabfälle unter Beweise. Ein Beispiel dafür ist das Entsorgungszentrum Tännlimoos der heutigen Firma Schneider Umweltservice in Zug. «Dabei haben wir die Kunststoffabfälle aus Haushalt, Landwirtschaft, Gewerbe und Industrie eingesammelt und in Kaskade für das Recycling oder als Ersatzbrennstoff im Zementwerk und zur Rückgewinnung von Öl aufbereitet, bevor der Kunststoff in der KVA entsorgt wird.»

«Wir müssen unsere Technologien und Systeme rund um die Umwelttechnik 
exportieren.»

Dieses Projekt hätte internationalen Anklang gefunden. «China und auch Indien interessieren sich sehr für diese Art der Kunststoffentsorgung», betont Huber. Das Engineering Management zur Vermarktung solcher Systemlösungen geschieht in der Polytechnik Swiss AG. So wurden schon rund 50 Anlagen in der ganzen Welt konzipiert. Zwei neue Biomasse-Kraftwerke mit Fernwärmenetz in der Energiestadt Ilanz im Bündner Oberland und in der polnischen Stadt Lebork in der Nähe der Hafenstadt Danzig setzten im letzten Jahr internationale Massstäbe. «Das mit Unterstützung der Schweiz ausgeführte Holzbiomasse-Heizkraftwerk Lebork soll mit der Substitution von Braunkohle zur angestrebten Senkung von Treibhausgasen beitragen», erklärt Huber. Dies sei ein gutes Beispiel, um zu zeigen, dass die Polytechnik Swiss AG als Schweizer KMU sein grosses Know-how und seine fortschrittlichen Technologien und Systeme rund um die Umwelttechnik in die Welt heraustragen müsse. «Die Schweiz hat sich in der vergangenen Zeit zu stark auf den Heimmarkt fixiert. Mit dem Erreichten in den letzten 40 Jahren im Umweltschutz müssen wir unsere Technologien in Systemen exportieren. Denn die Märkte werden immer internationaler», sagt Huber. Die Exportrate der Polytechnik Swiss AG liegt bei 30 bis 40 Prozent. Doch das sei immer noch zu wenig. «Die stärkere Vermarktung von Schweizer Umwelttechnologie im Ausland ist eine grosse Chance für die Schweiz», betont Huber.

Ständige Innovation

Das Unternehmen mit fünf Angestellten will auch weiterhin am Ball bleiben. Dafür bedürfe es Innovationen und Neuentwicklungen. «Wir müssen den internationalen Markt ständig im Fokus haben. Dafür brauchen wir geschultes, kompetentes Personal, Kundennähe und internationale Vernetzungen», so Huber. Für die Zukunft steht im Rahmen der gesamten Polytechnik-Familie eine Nachfolgeregelung an. Im Schweizer KMU liegen aber auch noch viele innovative Projekte wie beispielsweise die Entwicklung zur vermehrten Nutzung der Holzbiomasse in neuen karbonisierten Produkten in der Schublade.

Corinne Remund

SWISSNESS IN DER UMWELTTECHNOLOGIE

Richtet den Blick ins Ausland!

Der Schweizerische Verband für Umwelttechnik (SVUT) plant den Aufbau einer Expertenplattform und eines Dienstleitungsangebotes, welches Drittstaaten bei der Entwicklung und Implementierung der Umweltgesetzgebung unterstützt. «Das Ziel ist, neben rein gesetzgeberischen und vollzugstechnischen Aspekten auch innovative Schweizerische Verfahrenstechnik aus den Bereichen Emissionsminderung, Recycling und Ressourceneffizienz, also die Mittel zur Zielerreichung der gesetzgeberischen Vorgaben, zu verkaufen», betont SVUT-Präsident Beat Huber. Die Chancen für unsere Wirtschaft, international als führender Produktions- und Exportstandort für Umwelttechnikgüter und -dienstleistungen auf den weltweit wachsenden Märkten als «Swissness» wahrgenommen zu werden, seien gegeben, ist Huber überzeugt. Die SVUT- Mitglieder würden national und international eine Spitzenstellung hinsichtlich Technologie, Verfahren, Know-how und Qualifikation einnehmen. Im internationalen Umfeld strebe der SVUT eine enge Zusammenarbeit mit den weltweiten Schweizer Auslandsvertretungen an. «Unsere zukünftigen Kunden in den Industrie- und Entwicklungsländern wollen integrierte Lösungen aus einer Hand», so Huber. Die Aufgabe des SVUT werde sein, multinationale Unternehmen wie HZI oder ABB mit innovativen KMU zu vernetzen. «Diese Mischung aus KMU und MNU macht die Schweiz zu einem der stärksten Lösungsanbieter für Umwelttechnik weltweit», stellt Huber fest.

Der SVUT stellt seine neue Strategie rund um den Exportstandort für Umwelttechnikgüter und -dienstleistungen an seiner GV vom 25. Mai, ab 15.15 Uhr, im Infrapark Baselland AG in Muttenz/Schweizerhalle seinen Mitgliedern und Besuchern vor. CR

POLYTECHNIK-GRUPPE

Auf Wachstumsetappe 
vorbereiten

Polytechnik ist einer der führenden Hersteller von Biomasse-Feuerungsanlagen. Die Polytechnik-Gruppe umfasst weltweit rund 450 Mitarbeitende und hat neben dem Stammwerk in Weissenbach/Triesting in Österreich auch Niederlassungen in Ungarn, Frankreich, Polen, Russland, Rumänien, Belarus, Australien und Neuseeland. Die Exportrate der Polytechnik-Gruppe beträgt 95 Prozent und weltweit sind bereits über 3000 Polytechnik-Anlagen im Einsatz. In den vergangenen 50 Jahren hat sich die Gruppe vom Absaug- und Filtertechnikproduzenten zum Vertreiber von Planung und Lieferung schlüsselfertiger Biomasse-Verbrennungsanlagen für Wärme- und Stromerzeugung entwickelt. Um an der technologischen Spitze mitzuhalten, investiert Polytechnik zwischen 2,5 und 5 Prozent des Jahresumsatzes in Forschung und Entwicklung. Mit geplanten Investitionen in der Höhe vom 12 Millionen Euro in den kommenden Jahren behält das Unternehmen seinen Erfolgsweg konsequent bei. CR

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