Publiziert am: 04.04.2014

«Unsere Produkte würden teurer»

INTERVIEW ZUM MINDESTLOHN – Für Beat Ryffel führt ein Mindestlohn zu höheren Preisen. Zudem schmälert er seine Wettbewebersfähigkeit.

Gewerbezeitung: Was haben Sie in Ihrem ersten Job verdient?

n Beat Ryffel: Ich habe 1988 als ausgelernter Gärtner ca. 2200 Franken verdient.

Gerade für die Floristen hätte der Mindestlohn fatale Auswirkungen, die der Kunde spüren würde. Ist Ihr Unternehmen davon betroffen?

n Im Moment beschäftige ich auch Floristinnen, die gemäss den Lohnempfehlungen des Schweizerischen Floristenverbandes SFV unter 4000 Franken verdienen. Wir müssten in unserem Geschäfte die geforderte Lohnerhöhung mit der Erhöhung der Preise unserer Produkte auffangen. Dies hätte zur Folge, dass unsere Produkte im Luxusbereich weniger gekauft würden, und beispielsweise, der grosse Sonntagsblumenstrauss nur noch einmal pro Monat bestellt würde. Ebenso wären wir gegenüber den Grossisten nicht mehr konkurrenz­fähig.

Der Schweizerische Floristenverband wehrt sich vehement gegen einen staatlich vorgeschriebenen Mindestlohn. Wie sieht die Situa­tion bei den Blumengeschäften und Gartencentern aus?

n Der Gartenbau ist nicht davon betroffen. Die Zierpflanzengärtner und Floristen verdienen weniger als der Mindestlohn vorsieht. Ein Mindestlohn würde von vielen Betrieben nicht gezahlt werden können, ohne die zusätzlichen Personalkosten auf die Preise und so das Portemonnaie des Kunden abzuwälzen. Ebenso kämen einige Geschäfte nicht darum herum, Personal wie beispielswies Hilfsarbeiter, zu entlassen. Ein grosses Problem wäre die Konkurrenzfähigkeit. Hier könnten die meisten nicht mehr mit den günstigen Angeboten der Grossisten mithalten. Beispielsweise in Deutschland werden Löhne von 10 Euro pro Stunde gezahlt. Zudem wird in grossen Mengen produziert.

«Regional differenzierte Lohnempfehlungen führen schneller zum Ziel.»

Welche Auswirkungen hat ein Mindestlohn auf die KMU-Wirtschaft?

n Die Mindestlöhne würden zu einer generellen Lohnverschiebung führen. Dies würde zu einer Teuerung führen, die die gesamte Wirtschaft spüren würde. Dieser Aspekt wird leider von den Initianten und Befürwortern gar nicht beachtet. Der Verkauf von Luxusgütern würde rückläufig werden. Ebenso hätte ein Mindestlohn fatale Folgen für Jugendliche und Ungelernte. Der Anreiz, eine Berufslehre zu machen, würde massiv sinken.

Wie kämpft der SFV gegen diese Initiative?

n Wir haben unsere Mitglieder an der GV darüber informiert. Aufgrund der Branchenkultur – viele kleine Geschäfte mit wenig Umsatz – sagten wir Nein zur kaum durchsetzbaren Initiative. Wir setzen auf steigende Mindestlöhne, die in drei bis vier Jahren das Niveau von 4000 Franken pro Monat für ausgelernte Floristinnen erreichen sollen. Wichtig ist uns eine regionale Differenzierung: Ein Lohn von 4000 Franken entspricht heute in Zürich einem solchen von kaum mehr als 3500 Franken im Wallis oder Jura. Wichtig ist für die Floristen auch die Adaption an die jeweiligen Betriebsverhältnisse. Der SFV ist daher der Meinung, dass der Weg über regional differenzierte Lohnempfehlungen schneller zum Ziel führt und vor allem die Arbeitsplätz nicht unnötig gefährdet.

Interview: Corinne Remund

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