Publiziert am: 09.12.2016

Vertrauen ist gut …

Vorsorge

Die Altersvorsorge steckte in den vergangenen Jahren in einem Reformstau. Die letzte AHV-Revision scheiterte, die Senkung des Umwandlungssatzes erzielte sogar einen rekordhohen Nein-Anteil. Erklärt wird das von politischer Seite immer wieder mit dem mangelnden Vertrauen der Stimmbürgerinnen und Stimmbürger (wobei zumindest die letzte AHV-Revision schon im Parlament versenkt wurde).

Vertrauen wird so oder so ein zentraler Punkt in den aktuellen Reformdiskussionen bleiben. Allerdings sind wir in einem gewissen «Huhn-Ei-Paradoxon». Soll nun mit der Altersreform das Vertrauen der Stimmbürgerinnen und Stimmbürger wieder gewonnen werden oder muss zuerst das Vertrauen gewonnen werden, um für die Altersreform 2020 am 24. September des kommenden Jahres ein Ja zu erreichen?

Zahlreiche Vorstösse im Parlament

Gehen wir mal von Letzterem aus und schauen, wie und wo aktuell Vertrauen in AHV und BVG geschaffen wird. Verfolgt man die Ratsdebatten, ist man sich nicht sicher, ob unser Vorsorgesystem aufgrund seiner Unzulänglichkeiten den baldigen Kollaps erleidet oder bereits so luxuriös ist, dass wir uns dies nicht leisten können (und auch so ein baldiger Kollaps eintritt). Ergänzend zu diesen Hiobsbotschaften üben sich die Parlamentarier auch im Einreichen von Vorstössen. Nationalrat Albert Vitali (FDP/LU) möchte zum Beispiel in einem Postulat mit ­einem Ampelsystem die BVG-Deckungsgrade vergleichbar machen, um so das Vertrauen der Bevölkerung zu gewinnen. Aktuell streiten sich Fachleute der 2. Säule, wieweit ein solcher Vergleich möglich ist, und das zuständige Bundesamt hat auch schon einen Forschungsauftrag vergeben. Grundsätzlich müsste man allerdings die Frage stellen, was mit diesem Vorstoss ­ausser mehr Bürokratie erreicht wird? Sinn macht der Vorstoss erst, wenn man das heutige gute ­
System der 2. Säule schreddert und die freie Wahl der Pensionskasse einführt. Das führt ­sicher nicht zu mehr Vertrauen und Vorsorge­sicherheit, aber zu mehr Bedürfnis nach Vergleichen. Nationalrätin Silvia Schenker (SP/BS) erachtete die ­immer wiederkehrenden Forderungen nach ­einer freien Wahl der Pensionskasse als gefährlich für die Versicherten und wollte die paritätischen Führungsorgane mit einer Ombudsstelle stärken. Ratskollege Peter Schilliger (FDP/ LU) ist selber Präsident eines paritä­tischen Führungsorgans einer Gemeinschaftseinrichtung und sah im Vorstoss keine Hilfe für seine Tätigkeit, aber noch mehr Bürokratie. Auf diese hat der Rat in der Herbstsession für einmal verzichtet.

Neutrale, unabhängige Auskünfte

Nicht verzichten möchten Versicherte dagegen auf neutrale und unabhängige Auskünfte zu ihrer Pensionskasse. Diese gibt es allerdings bereits. Der Verein unentgeltliche BVG-Auskünfte bietet an jedem ersten Mittwoch im Monat in allen grösseren Städten der Schweiz Auskünfte an. Die Auskünfte sind kostenlos, neutral und diskret und die über 160 kompetenten Experten werden für ihre Auskunftsarbeit nicht entschädigt – im Gegenteil: Sie zahlen einen Mitgliederbeitrag, um den Verein am Leben zu erhalten. Es sind nicht die grossen Fragen, die an diesen Beratungsabenden diskutiert werden, sondern die sehr persönlichen und wichtigen Anliegen der einzelnen Versicherten. Über 500 Ratsuchende haben im vergangenen Jahr bei den BVG-Auskünften angeklopft. Das ist gemessen an der Zahl der Stimmberechtigten in der Schweiz ein Klacks. Aber immerhin. Bei 500 Personen konnte man eine Antwort geben, einen Lösungsweg aufzeigen und hoffentlich auch etwas Vertrauen schaffen.

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