Publiziert am: 09.12.2016

«Wir haben keinen Wachstumszwang»

FRAISA SA– Das Unternehmen hat den Family Business Award 2016 der AMAG gewonnen. Ein Preis, der an besonders verantwortungsbewusste und unternehmerisch nachhaltige KMU verliehen wird. CEO Josef Maushart gibt Einblicke in sein Unternehmen.

Schweizerische Gewerbezeitung: Was zeichnet den Erfolg der 
Fraisa aus?

■ Josef Maushart: Die Fraisa ist trotz ihrer Grösse und den 540 Beschäftigten nach wie vor ein wirkliches Familienunternehmen mit einem ganz starken Bezug zwischen der Führungscrew und der Belegschaft. Der erste Punkt in unserem Unternehmensleitbild ist «die Passion für das Produkt» – die Begeisterung für die Zerspanungswerkzeuge. Das Produkt steht im Mittelpunkt und alle unsere Aktivitäten und Dienstleistungen sind danach ausgerichtet.

Sie sind seit 1995 CEO der Fraisa – wie hat sich das Unternehmen seither entwickelt?

■ Das Unternehmen ist seither viel professioneller geworden und hat sich grössenmässig mehr als verdoppelt. Wir sind internationaler geworden, trotzdem haben wir aber den Charakter als Familienunternehmen beibehalten.

Wie behaupten Sie sich?

■ Wir behaupten uns, indem wir in unserem Werkzeugsegment sehr fokussiert sind. Wir gehören, was die Technologie und das Sortiment anbelangt, zur Weltspitze und bieten das vollständigste Dienstleistungsangebot um diese Produktegruppe herum an. Trotzdem ist die Fraisa sehr wählerisch, was das Gesamtspektrum der Produkte und die Märkte, in denen wir tätig sind, anbelangt. Wir sind nicht überall auf dem Globus vertreten. Wir sind selektiv als KMU – das können wir auch, denn wir haben keinen Wachstumszwang.

Warum hat die Fraisa beim 
Family Business Award mitgemacht?

■ Ich bin überzeugt davon, dass es für den Erhalt des Werkplatzes Schweiz nicht nur gute Rahmenbedingungen, sondern auch Unternehmerpersönlichkeiten braucht. Menschen, die das wollen – weil sie hier leben, hier zu Hause sind, weil sie die Verantwortung für ihre Kolleginnen und Kollegen unmittelbar spüren. Auch der Family Business Award hat das Ziel, in der Öffentlichkeit auf die Wichtigkeit der Familienunternehmen in der Schweiz hinzuweisen. Und wenn es jemanden gibt, der die gleichen Interessen verfolgt, dann muss man das stärken.

Was bedeutet der Preis fĂĽr Sie resp. fĂĽr das Unternehmen?

■ Es hat uns sehr stolz gemacht, dass wir – gemessen an den Kriterien der Nachhaltigkeit, der Dynamik, der Innovation, der sozialen gesellschaftlichen Verantwortung, aber auch der Eigenfinanzierung und der Nähe zur Belegschaft – in den Augen dieser sehr hochrangigen Jury zu den guten Unternehmen gehören. Dass wir am Ende den Preis gewonnen haben, ist gar nicht entscheidend für uns. Die Kombination der kompetenten Jury und der sechs Kriterien, die im Zentrum stehen, bestärkt uns, unseren Weg weiterzugehen.

Wie haben Sie den Jurierungs­prozess erlebt?

■ Der Aufwand, der zu betreiben ist, ist aus unserer Sicht unkritisch. Wenn wir uns zum Beispiel für ein Forschungsprojekt bewerben, dann ist der Gesamtaufwand sicher höher als das, was wir für den Family Business Award zu machen hatten. Insbesondere der Besuch der Jury ist eine grosse Bereicherung gewesen. Meiner Ansicht nach lebt jedes Unternehmen sehr davon, dass es besucht wird. Und je stärker die Persönlichkeiten sind, mit welchen wir im Dialog stehen, desto besser. Der professionelle Austausch und das «best practice»-Lernen sind sehr einfach in der Realisierung und bringen sehr viel.

Würden Sie anderen Familien­unternehmen die Teilnahme am FBA empfehlen?

■ Auf jeden Fall. Ich hoffe, dass sich in der Zukunft viel mehr Unternehmen dazu durchringen können. Wir sollten verstärkt in der Öffentlichkeit auftreten, damit das allgemeine Bewusstsein für die Bedeutung dieser Familienunternehmen grösser wird, das gilt vor allem auch für die Industrie.

Interview: Roswitha Brunner

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