Publiziert am: 24.03.2023

Erst überprüfen, dann anpassen

staatsstellen – Der durchschnittliche Bundesangestellte verdient 14 000 Franken mehr als sein «statistischer Zwilling» in der Privatwirtschaft. Vor dem Hintergrund des Arbeitskräftemangels sind diese Zahlen des Instituts für Schweizer Wirtschafts-politik an der Universität Luzern pikant. Es lohnt sich, hier genauer hinzuschauen.

Laut einer kürzlich veröffentlichten Studie von Professor Christoph A. Schaltegger,Marco Portmann und Frederik Blümel vom Institut für Schweizer Wirtschaftspolitik an der Universität Luzern zeigt die Lohnentwicklung von Staatsangestellten eine Lohnprämie zu ihren Gunsten, aber zu Lasten der Privatwirtschaft. Die Studie vergleicht die Gehälter zwischen Angestellten mit gleicher Qualifikation in der öffentlichen Verwaltung und in der Privatwirtschaft direkt.

Die systematische Analyse der Löhne zeigt, dass es auf allen Ebenen der Verwaltung Lohnprämien (Public-Private-Pay-Gap) gegenüber der Privatwirtschaft gibt – bei gleicher Qualifikation und beruflicher Stellung.

Auf Kosten der Privaten

Die wichtigsten Ergebnisse der Studie sind, dass der durchschnittliche Bundesangestellte 14 000 Franken mehr verdient als sein «statistischer Zwilling» in der Privatwirtschaft, dass die Lohnprämien in der Bundesverwaltung durchschnittlich 11,6 Prozent betragen, dass sich die Lohnschere zwischen Verwaltung und Privatwirtschaft nach unten öffnet: Die Tiefstverdiener verzeichnen die höchsten Lohnprämien, und schliesslich, dass beim Bund die Lohnprämien insbesondere mit dem Alter und der Anstellungsdauer steigen.

Auf der einen Seite bietet die Bundesverwaltung höhere Löhne als die Privatwirtschaft, was in Zeiten des Arbeitskräftemangels dazu führt, dass mithilfe von Steuergeldern die besten Mitarbeiter angeworben werden, was jedoch auf Kosten der Privatunternehmen geht (vgl. auch Interview unten auf dieser Seite).

Auf der anderen Seite zeigt die Bundesverwaltung damit, dass sie auf Kosten der Steuerzahler über ihre Verhältnisse Geld ausgibt, während die Defizite in der Staatsrechnung immer grösser werden.

Vor dem Hintergrund des Arbeitskräftemangels und der Dringlichkeit, mit der der Bund seine strukturellen Defizite abbauen muss, ist diese Studie umso pikanter und zeigt, dass in diesem Bereich mit grosser Wahrscheinlichkeit Änderungen vorgenommen werden müssen. Dies gilt umso mehr, als dass gemäss den Zahlen des Eidgenössischen Personalamts der Personalbestand des Bundes im Jahr 2022 stolze 39 729 Mitarbeitende betragen wird, was 35 985 Vollzeitstellen (VZÄ) entspricht. Bereits vor fünf Jahren hatten verschiedene parlamentarische Vorstösse versucht, das Wachstum des Bundespersonals auf maximal 35 000 VZÄ zu begrenzen.

Der Schweizerische Gewerbeverband sgv ist der Meinung, dass diese Zahlen zuerst überprüft und anschliessend mit Anpassungen korrigiert werden müssen.

Mikael Huber, Ressortleiter sgv

www.iwp.swiss

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