Publiziert am: 24.03.2023

Grosses Potenzial

DIENSTLEISTUNGEN – Intuitiv ist es klar: Eine in der Schweiz hergestellte Maschine, die nach China verkauft wird, ist ein Export. Was ist aber mit dem chinesischen Touristen in der Schweiz? Auch das ist ein Export – einer von Dienstleistungen.

Üblicherweise wird der Aussenhandel als Austausch von Waren verstanden. Wenn diese ins Ausland verkauft werden, sind das Exporte. Werden sie im Ausland gekauft und kommen in die Schweiz, sind es Importe. Doch wenn der Anteil der Dienstleistungen an der Schweizer Wertschöpfung um die 74 Prozent beträgt, müsste man vermuten, dass sie auch für den Aussenhandel eine Bedeutung haben. Welche?

«Betrachtet man die einzelnen Länder, dann sind die USA der grösste DienstleistungsHandelspartner der Schweiz.»

Vom Handelsvolumen spricht man, wenn man die Exporte mit den Importen zusammenzählt. Im Jahr 2021, dem neuesten statistisch erfassten Jahr, betrug das gesamte Aussenhandelsvolumen etwa 733 Milliarden Franken. Davon gingen 461 Milliarden auf den Handel mit Waren und 272 Milliarden auf grenzüberschreitende Dienstleistungen zurück.

Die Schweiz importierte Dienstleistungen im Umfang von 145 Milliarden Franken und exportierte für 127 Milliarden. Der grenzüberschreitende Handel mit Dienstleistungen wächst seit dem Jahr 2015 um ungefähr 2,2 Prozent pro Jahr.

Standortgebundener Export

Was bedeutet überhaupt Aussenhandel mit Dienstleistungen? Hier ist die Richtung der Zahlungsströme wichtig. Zahlungen ans Ausland, egal wo die Dienstleistung stattgefunden hat, ist ein Import. Wenn also eine McDonald’s-Filiale in der Schweiz dem Weltkonzern ein Entgelt für die Markennutzung bezahlt, ist das ein Import von Dienstleistung (die Marke).

Umgekehrt ist eine Zahlung aus dem Ausland ein Export. Wenn ein in Brasilien lebender Kunde in der Schweiz von einer Schweizer Bank beraten wird und dafür bezahlt, ist das ein Export. Wichtig ist, dass der Kunde im Ausland lebt und damit die Zahlung aus dem Ausland kommt. Dass die Dienstleistung in der Schweiz erbracht wurde, spielt für diese Definition keine Rolle. Also zählen etwa die Dienstleistungen der Finanzbranche, des Tourismus, der Logistik oder der Informatik als Export, wenn es sich um Kunden aus dem Ausland handelt. Das nennt man auch standortgebundenen Export.

Unterschiedliche Partner

Der grösste Partner der Schweiz im Bereich des Aussenhandels mit Dienstleistungen ist die EU. Auf sie entfallen etwa 110 Milliarden Franken. Das entspricht etwa 40 Prozent des Handelsvolumens. Seit 2015 ist der Saldo der Schweiz mit der EU negativ. Unser Land importiert also mehr als es exportiert.

Nimmt man die einzelnen Länder, dann sind die USA der grösste Dienstleistungshandelspartner der Schweiz. Mit 65 Milliarden gehen 25 Prozent des Aussenhandels auf die USA zurück. Noch beeindruckender: Dieser Handel wächst im Durchschnitt um über drei Prozent pro Jahr. Auch hier ist der Saldo negativ.

Die Top Ten des Dienstleistungsaussenhandels nach einzelnen Ländern sind also: USA, Deutschland, Vereinigtes Königreich, Frankreich, Niederlande, Italien, Japan, China, Irland und Spanien. Mit dem Vereinigten Königreich, China, Frankreich und Irland ist der Saldo positiv.

Noch ist also der Aussenhandel mit Dienstleistungen für die Schweiz weniger bedeutend als der mit Waren. Doch er wächst stärker – und er verfügt über ein grosses Potenzial für ein Dienstleistungsland.

Henrique Schneider, Stv. Direktor sgv

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