Publiziert am: 24.03.2023

«Sehnsucht, Kitsch und Baukultur»

HEIMAT – Was ist eigentlich ein «Chalet»? Welche Eigenschaften machen ein Holzhaus zu einem Chalet? Oder ist das Chalet einfach ein Sinnbild für die Sehnsucht nach alpiner Natur, also ein Mythos? Die Schweizerische Nationalbibliothek nimmt in ihrer Ausstellung «Chalet. Sehnsucht, Kitsch und Baukultur» eine Auslegeordnung vor: augenzwinkernd, informativ und unterhaltsam.

Die Schweiz liebt ihre Chalets. Auch ausländische Reisende verbinden das Wohnen auf Zeit in den Ski- und Wanderferien mit dem Charme des Holzhäuschens. Doch was ist eigentlich ein «Chalet»? Gibt es Eigenschaften, die ein gemütliches Holzhaus zu einem Chalet machen? Ist es das weit ausladende Dach? Sind es die Geranien vor den Fenstern, die geschnitzten Dachbalken? Oder ist das «Chalet» einfach Sinnbild der Sehnsucht nach alpiner Natur und somit eine Erfindung, ein Mythos? Je genauer man das Chalet zu fassen versucht, desto unschärfer werden seine Konturen.

In der Ausstellung «Chalet. Sehnsucht, Kitsch und Baukultur» – die noch bis zum 30. Juni 2023 zu sehen ist – nimmt die Schweizerische Nationalbibliothek mit dem Kooperationspartner Gelbes Haus Flims eine Auslegeordnung vor: augenzwinkernd, informativ und unterhaltsam. Sie nähert sich diesem Schweizer Phänomen über die drei Schwerpunkte Sehnsucht, Kitsch und Baukultur. Sie zeigt, wie das Chalet zum romantischen Sehnsuchtsbild wurde. Sie verfolgt den Weg des «Laubsägeli-Chalet» zum Exportschlager und im Kleinformat zum Souvenir. Sie präsentiert aktuelle Bauten, die frei mit diesem Typ Haus umgehen.

Eine Annäherung auf spielerische Art

Die Ausstellung bietet auf spielerische Art eine Annäherung ans Thema Chalet aus verschiedenen Blickwinkeln und via unterschiedliche Medien: Text, Bild, Film, Grafik, Ton, interaktive Stationen und Objekte. Dabei wird einerseits auf Leihgaben zurückgegriffen: von Spielsachen über Modelle bis hin zu Fotografien zeitgenössischer Chaletbauten – beispielsweise von Gion Caminada – und «falscher Chalets», die eigentlich Bunker sind. Andererseits werden Sammlungsbestände der Nationalbibliothek präsentiert. So werden beispielsweise Werke aus dem Schweizerischen Literaturarchiv – Archiv des Autors Daniel de Roulet, seine Publikation «Un dimanche à la montagne» – aus der Graphischen Sammlung und Publikationen zum Thema Chalet aus der Allgemeinen Sammlung gezeigt.

Letztlich leistet die Ausstellung «Chalet» einen Beitrag dazu, das Phänomen Chalet genauer zu fassen, also Fragen zu beantworten wie: Was macht ein Chalet aus? Warum ist es ein Sinnbild für die Sehnsucht nach der alpinen Natur? Und was bedeutet das in einer Zeit, in der viele (coronabedingt) aufs Land gezogen sind? Zudem zeigt die Schau, wie das zeitgenössische Chalet aussehen kann und ist somit auch für Architektur- und Designinteressierte aufschlussreich.

Vielfältiges Begleitprogramm zur inhaltlichen Vertiefung

Zur Ausstellung hat die Schweizerische Nationalbibliothek einerseits Veranstaltungen für ein breites Publikum vorgesehen: am BiblioWeekend, dem Wochenende der schweizweit offenen Bibliotheken, vom 25./26. März 2023 werden für Gross und Klein Konzerte, Lesungen, Kreativworkshops, eine Silent Disco, Magazinführungen u. v. m. angeboten. Ausserdem führt am 2. Mai 2023 der Kurator durch die Ausstellung. Andererseits setzt die Nationalbibliothek auf die digitale Kulturvermittlung: Im Podcast «Gegensprecher» gehen vier Fachpersonen zusammen mit dem Kurator den einzelnen Ausstellungslinien nach und bringen ihr Wissen und ihre Sicht im Gespräch ein. Zudem werden auf der Website kleinmeister.ch unter dem Titel «Chalets auf allen Bildern» historische Bilder von Schweizer Häusern aus der Graphischen Sammlung der Nationalbibliothek so aufbereitet, dass die Betrachtenden in die frühe Baukultur der Schweiz eintauchen können.pd/CR

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