Publiziert am: 14.04.2023

Kaum Unterschiede bei Jungen

LOHNGLEICHHEIT – Erst die Mutterschaft öffnet die Lohnschere zwischen den Geschlechtern, sagt eine Arbeitsmarktstudie der Zürcher Volkswirtschaftsdirektion. FDP-Nationalrat Marcel Dobler fordert deshalb, dass auch der Bund dieser Frage vertieft nachgehen soll.

Lohnunterschiede zwischen Männern und Frauen sind seit Jahr und Tag ein beliebtes Thema. Nicht nur bei der Linken, nicht nur vor dem Frauenstreik, nicht nur vor Wahlen. Auch manche Medien überbieten sich gerne im Vergleichen real existierender oder herbeigeredeter Unterschiede. Die Gründe, die dazu führen, interessieren meist weniger; zu knackig die Behauptung: «Frauen werden beim Lohn systematisch diskriminiert.»

Unterschiede oft überschätzt

Tatsache ist: Es gibt sehr wohl Lohnunterschiede zwischen den Geschlechtern. Oft werden die Lohnunterschiede zwischen Frauen und Männern jedoch überschätzt. «Standard-Analysemethoden überschätzen den nicht erklärbaren Lohnunterschied zwischen Frauen und Männern», hält «Die Volkswirtschaft» fest. Die vom Staatssekretariat für Wirtschaft (Seco) im Oktober 2021 herausgegebene Publikation weiter: «Eine neue Studie findet mit moderneren Methoden deutlich geringere Differenzen.»

Männer verdienten im Durchschnitt 7793 Franken pro Monat. Dies entspricht einer Lohndifferenz von 18,6 Prozent. Im öffentlichen Sektor war diese Differenz mit 13,9 Prozent etwas geringer. Dort betrug der durchschnittliche Lohn der Frauen 7731 Franken und derjenige der Männer 8985 Franken.

«Allerdings sind diese Gesamtdifferenzen wenig aussagekräftig, da Frauen und Männer häufig unterschiedliche Berufe ausüben und sich auch in anderen lohnbestimmenden Merkmalen unterscheiden», so «Die Volkswirtschaft» weiter.

Mutterschaft öffnet Lohnschere

Solche «anderen lohnbestimmenden Merkmale» beleuchtet nun ein im Dezember 2022 vom Kantonalzürcher Amt für Wirtschaft und Arbeit publiziertes Wirtschaftsmonitoring. Es kommt zum Schluss: In jungen Jahren existieren kaum Lohnunterschiede zwischen den Geschlechtern. Bei ledigen Männern und Frauen sind sie «über das gesamte Erwerbsleben vergleichsweise klein». Und: die Branchen- und Berufswahl und die berufliche Stellung sind zwar wichtig – «der Hauptursprung der Lohndifferenz dürfte aber woanders liegen: Frauen weisen andere Erwerbsbiografien auf als Männer.»

Besonders bei den Verheirateten seien die Lohnunterschiede hoch. «Ab etwa dem 30. Altersjahr öffnet sich eine grosse Schere. Am weites-ten geöffnet ist sie mit bis zu 30 % in den Altersklassen der 40- bis 50-Jährigen.» Es liege daher nahe, «dass die Familiengründung einen entscheidenden Einfluss auf die Lohnunterschiede hat. So liegt in der Schweiz das Durchschnittsalter der Mütter bei der Geburt des ersten Kindes bei 30,9 Jahren. Zudem ist die grosse Mehrheit der Paare mit Kindern verheiratet.»

«Höchst problematisch»

«Et voilà», sagt der St. Galler FDP-Nationalrat und Unternehmer Marcel Dobler. Aufgrund der vom Bundesamt für Statistik veröffentlichten und in den Medien prominent diskutierten Lohnunterschiede «entsteht der Eindruck, dass die Wirtschaft Frauen beim Lohn systematisch diskriminieren würde». Dies ohne, dass den als unerklärbar ausgewiesenen Gründen detailliert nachgegangen werde. «Dieser Eindruck ist höchst problematisch.»

Ursachen vertieft untersuchen

«Fakt ist», so Dobler, «es gibt keine Lohnunterschiede zwischen ledigen Frauen und Männern. Das von links bewirtschaftete Thema löst sich in Luft auf.» Unternehmer Dobler hat denn auch gleich zwei Vorstösse lanciert. In einem Postulat fordert er, dass die Ursachen der Lohnunterschiede in Bezug auf den Zivilstand vertieft untersucht werden. Und mittels einer Interpellation fordert er den Bundesrat auf, die Lohndifferenzen nach dem Vorbild des Zürcher Wirtschaftsmonitorings nach Zivilstand und Alter gesondert aufzuzeigen.

«Die Auswertungen legen den Schluss nahe», so Dobler, «dass die Lohnunterschiede primär dadurch entstehen, weil Mütter nach der Geburt ihr Beschäftigungspensum stark reduzieren oder für eine Zeit ganz dem Arbeitsmarkt fernbleiben.» Es sei daher wichtig, dass die Ursachen für diese Lohnunterschiede «vertieft, neutral und wissenschaftlich» untersucht würden.

Eine Dobler vom Bundesamt für Statistik inzwischen zur Verfügung gestellte Auswertung belegt, dass sich die Zahlen schweizweit gleich verhalten wie in Zürich. Es ist die erste vom BFS öffentlich publizierte Auswertung nach Zivilstand.

Gerhard Enggist

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