Publiziert am: 02.06.2023

KMU stabilisieren die Schweiz

WERT DER KMU – Klaus J. Stöhlker traut dem Gewerbe und den KMU – eher als den Konzernen – zu, jener Schweizer Vernunft wieder zum Durchbruch zu verhelfen, die unser Land erfolgreich gemacht hat. Bedingung ist ein überdurchschnittlicher Arbeitseinsatz über Jahrzente.

Was ein Gewerbebetrieb zu leisten vermag, wissen nur die Eigentümer und deren Familien. Weil es heute üblich geworden ist, sich für die 48-Stunden-Woche und weniger einzusetzen, weil Teilzeitarbeit als zeitgemäss und das «Homeoffice» als fortschrittlich gelten, ist der echte Gewerbler zum Schweigen verdammt worden. Mehr noch, es gibt eine stille Übereinstimmung vieler Familienunternehmer, man solle sich dem Tumult der Öffentlichkeit und der Medien entziehen. Es bringe nichts, als Aussenseiter in «Talk- shows» aufzutreten, wo eine linke und Gender-Fraktion das Kommando übernommen habe.

Mit aller Energie und Kreativität

Die erlebte Wahrheit ist es bis heute, wie auch ich es während gut fünfzig Jahren als Gewerbler für professionelle Kommunikation erlebt habe, dass nur mit einem dauerhaft überdurchschnittlichen Arbeitseinsatz gerade der Firmeninhaber der Erfolg möglich ist. Wer nicht bereit ist, mindestens zwei Jahrzehnte mit aller Energie und Kreativität den Erfolg anzustreben, wird auf Dauer nicht überlebensfähig sein und nur als Kümmer-Existenz auf staatliche Zuschüsse angewiesen sein. Sie werden ihren Kindern halbe Ruinen vererben und können nur hoffen, dass der Nachwuchs alle Erwartungen übertrifft.

Das Schweizer Gewerbe hat eine goldene Zukunft, wenn es diesen Voraussetzungen entspricht. Unser Land steuert, geführt von den Parteien und dem Bundesrat, die 10-Millionen-Schweiz an. Das heisst, neun von zehn Unternehmen im Land müssen, vorwiegend aus dem Ausland, neue Mitarbeiter gewinnen, jene berühmte Fachkräfte, an denen es überall fehlen soll. Der Vorteil für die einheimischen Unternehmer und ihre leitenden wie besten Mitarbeiter ist es, sie können in der Unternehmensführung stärker, grösser und erfolgreicher werden.

Die Wahrheit ist auch: Sie können nicht nur stärker, grösser und erfolgreicher werden. Sie müssen es auch. Noch gilt die Schweizer Qualität etwas in der Welt, auch wenn sie von Ausländern produziert wird. Doch die Konkurrenz aus Europa, den USA und Asien, China vor allem, ist im Begriff, wenig erfahrenen oder kampfbereiten Gewerblern das Leben noch schwerer zu machen, als es schon ist.

Übernahmen und Zusammenschlüsse

Gut fünfzig Jahre lebe ich nun in der Schweiz. Heute ist von 600 000 Gewerbe- und KMU-Firmen die Rede. Natürlich werden laufend neue Firmen gegründet, aber der Prozess der Zusammenschlüsse hat sich innerhalb vieler Branchen verstärkt. Von Reinigungsfirmen über Spengler bis zum Detailhandel haben sich Übernahmen und Zusammenschlüsse bis hin zum völligen Ausstieg nochmals gesteigert. Die Zahl der Konkurse nimmt zu. Ich bin seit über zwanzig Jahren mit einem Betreibungsbeamten befreundet, der mir bestätigt, dass er sogar an der Zürcher Goldküste in den Haushalten immer weniger versteigerungsfähige Ware finde, weil es für gute Möbel, Kunst etc. nicht mehr reiche.

Waren es früher nur die Bauern, die mit Jammern reich wurden, ist es nun das Gesundheitspersonal, das seit Corona das Jammern nicht mehr lassen will. Gehe ich in eine Zürcher Klinik, was altersbedingt hie und da vorkommt, sagen mir die Schwestern und Pfleger, sogar viele Ärzte, lachend: «Ganz so schlimm ist es nicht, wie es dargestellt wird.»

Es braucht eine starke Stimme

Deshalb braucht der Schweizerische Gewerbeverband mehr denn je eine starke Stimme. Er muss nicht nur gegen einen überbordenden Staat ankämpfen, sondern den Gewerblern auch Kraft geben, sich gegen die Verdrängung zur Wehr zu setzen. Es kann auch nicht die Zukunft der Schweiz sein, dass Gewerbe und KMU von Konzernen wie der Lonza verdrängt werden. Rund um Visp im Oberwallis gibt es kaum noch Handwerker und Fachverkäufer, weil ein Konzern, die Lonza, sie mit höheren Salären abwirbt. Die freie Markt-wirtschaft darf nicht zur Killer-wirtschaft werden, wo nur der finanziell Stärkste gewinnt. Daraus entsteht neue Armut.

KMU und Gewerbe haben bisher das soziale Gleichgewicht in unserem Land stabilisiert. Wer Fehler macht oder Schwäche zeigt, das zeigen die Vorgänge um Crédit Suisse und Migros, wird aus dem Markt gedrängt. Gut 400 Konzerne und eine wachsende Zahl ausländischer Milliardäre, die sich in die Schweizer Industrie und Hotellerie eingekauft haben, spielen ihren Einfluss aus. Das muss nicht schlecht sein, wie die Beispiele von Winterthur und Andermatt zeigen, aber die Balance gilt es zu wahren.

Grüner Klima- und Gendertaumel

Unsere Politik befindet sich im grünen Klima- und Gendertaumel. Dem Gewerbe und den KMU traue ich mehr als unseren Konzernen zu, jener Schweizer Vernunft wieder zum Durchbruch zu verhelfen, die unser Land erfolgreich gemacht hat.

Klaus J. Stöhlker

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