Publiziert am: 22.01.2016

Achtung Umwegverkehr auf Pässen

Stau und Wartezeiten – Wird der Gotthardtunnel gesperrt, weichen Lastwagen und Autos auf die anderen Alpenübergänge aus. 
Die Folge sind mehr Stau und Unfälle im Mittelland und an den Alpenpässen im Wallis und Graubünden.

2006 musste der Gotthard-Strassentunnel nach einem Steinschlag für mehrere Wochen gesperrt werden. Am San Bernardino wurden in der Folge 285,5 Prozent mehr Lastwagen gezählt. Auch bei den Personenwagen kam es mit einem Plus von 134,5 Prozent zu massivem Mehrverkehr.

Wird der Gotthard nicht mit dem Bau einer zweiten Röhre saniert, muss er während mehrerer Jahre gesperrt werden. Das ist eine direkte Bedrohung für die Verkehrssicherheit auf der A13 und über den San Bernardino. Ein ähnliches Bild erwartet uns am Simplon. Dort nahm 2006 der Lastwagenverkehr um rund 136 Prozent zu und verstopft als Folge die Kantonsstrassen. Auch auf den Zubringer­achsen im Mittelland muss mit mehr Verkehr und Stau gerechnet werden.

Mehrverkehr im Graubünden ­unumgänglich

«Die bisherigen vorübergehenden Schliessungen zeigen eindeutig, dass ein Teil des Schwerverkehrs und auch Personenwagen auf die San-Bernardino-Strecke ausweichen. Diese ist allerdings schon heute bei einer leichten Kapazitätserhöhung überlastet und im Winter gerade für Lastwagen nur beschränkt befahrbar», weiss der Bündner CVP-Ständerat Stefan Engler. Das Risiko mit der kollabierenden Verladelösung sei zu hoch, als dass man sich darauf einlassen dürfte. Jürg Michel vom Bündner Gewerbeverband präzisiert: «Es würde zu einem Chaos auf Bündner Stras­sen kommen. Die San-Bernardino-Route ist die beliebteste Alternativroute zum Gotthard. Die zu enge Kurvenführung und zu starke Neigung ertragen aber die massive Zunahme des Schwerverkehrs nicht.» Die Folge: Die A13 wäre regelmässig verstopft, es käme zu Umwegverkehr auf der Kantonsstrasse.

«Der Schwerverkehr auf der San-Bernardino-Strecke ist schon heute überlastet.»

Leiden würde schliesslich vor allem die ansässige Bevölkerung. Dies durch die steigende Lärm- und Abgasbelastung entlang von Strassen, die nicht für solchen Verkehr eingerichtet sind. «Der Mehrverkehr auf dem Strassennetz würde also nicht nur die Geduld der Anwohner massiv strapazieren, sondern auch den geschäftlichen und privaten Verkehr behindern und blockieren. Es wäre nicht mehr möglich, zeitgerecht und pünktlich von A nach B zu gelangen», sagt Curdin Mark von den Bündner-Kampagnen. «Für jede Verschiebung müsste eine zu grosse Zeitreserve eingerechnet werden, was zu erheblichen Mehrkosten für die ganze Volkswirtschaft führen würde.»

Zu steil – und zu kurvig

Und nicht nur dies. «Eine Umlagerung des Verkehrs auf den San Bernardino wäre verheerend, da dieser Alpenübergang dafür nicht geeignet ist. Die Strecke ist mit bis zu neun Prozent Steigung viel zu steil und auch kurvenreicher als die Gotthard­strecke. Dabei ist zu bedenken, dass am San Bernardino nicht nur der Tunnel, sondern fast die ganze Bergstrecke nur eine Fahrspur pro Richtung aufweist. Es sind nur einzelne Abschnitte mit Doppelspur und Überholmöglichkeiten vorhanden; rund ein Drittel der Strecke führt über Tunnels, Galerien und Brücken mit absoluten Überholverboten. Aufgrund der engen Kurven und der starken Steigungen kann sich der Schwerverkehr nur langsam fortbewegen», sagt der Bündner Regierungsrat Mario Cavigelli. Dies beeinträchtige den ganzen Verkehrsfluss erheblich.

Auch das Wallis leidet

Mit ähnlichen Problemen sieht sich das Wallis konfrontiert, wenn keine Sanierungsröhre am Gotthard gebaut wird. «Die Sperrung hätte eine noch stärkere Beanspruchung der Nationalstrasse A9 über den Simplon zur Folge. Bereits heute verzeichnen wir regelmässig schwere Lastwagenunfälle, vorwiegend durch Bremsversagen. Es wäre unverantwortlich, dieses Risiko für Leib und Leben der Verkehrsteilnehmer und der Bevölkerung noch weiter ansteigen zu lassen», betont Louis Ursprung, Stadtpräsident von Brig. Auch Jean-Michel Cina, Präsident der Konferenz der Kantonsregierungen doppelt nach: «Würden zu viele Autos das Oberwallis als Alternativroute benutzen, so würde die Lebensqualität der lokalen Bevölkerung massiv beeinträchtigt», sagt er. Und auch für den Wallisser Grossrat Beat Rieder ist klar: «Die Sperrung des Gotthard-Strassentunnels ist weder ökonomisch noch ökologisch sinnvoll. Nicht zuletzt entstünden für die Gewerbetreibenden nämlich höhere Kosten und längere Transportwege.»

«Die Sperrung hätte eine noch stärkere Beanspruchung der A9 über den Simplon zur Folge.»

Was bleibt zu sagen? Es braucht für die Sanierung des Gotthard-Strassentunnels eine effiziente und saubere Lösung. Wird die wichtige Strassenverbindung ins Tessin mit einer ungenügenden und ineffizienten Verladelösung gekappt, kommt es zu Verkehrsbehinderungen und Staus in der ganzen Schweiz.

Deshalb: JA zum Sanierungstunnel am Gotthard am 28. Februar!

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