Publiziert am: 05.05.2017

Aprilwetter – auch in der Politik

Tribüne

Es ist ein Phänomen, das wir seit jeher kennen, und auch dieses Jahr hat sich der April mit seiner unberechenbaren Wetterlage präsentiert. Auf warme, sommerliche Tage und Trockenheit folgte ein Kälteeinbruch mit Schnee bis in die Niederungen. Die Natur wurde dabei teilweise stark in Mitleidenschaft gezogen, und Folgeschäden werden erst im Sommer oder dann bei der herbstlichen Ernte ersichtlich. Aprilwetter, genau so, wie wir es kennen.

Das Aprilwetter ist oft vergleichbar mit politischen Auseinandersetzungen. Ein gutes Beispiel dafür ist die Diskussion rund um die Energiestrategie 2050. Wir alle wissen es und es ist ein Fakt, dass wir in Sachen Energie dringend über die Bücher müssen. Die fossile Energie ist nicht unbegrenzt vorhanden, Atomenergie wird zwar von vielen noch unterstützt, aber der Neubau eines Atomkraftwerkes würde vom Schweizer Volk bestimmt nicht mehr gutgeheissen. Neue Ideen sind also gefragt. Dieses Problem können wir nicht von heute auf morgen lösen, es braucht Zeit dazu. Ich unterstütze es, dass wir die Kernkraftwerke so lange am Netz belassen, wie diese sicher sind und es zumutbar ist, damit Strom zu erzeugen. Um dies sicherzustellen, haben wir mit dem ENSI eine Prüfstelle, die dies regelmässig und peinlich genau kontrolliert. Um den Grundbedarf abzudecken, brauchen wir diese Atomenergie im Moment noch.

Gleichzeitig müssen wir aber auch andere Energieformen unterstützen und stärken. Die Wasserenergie ist unser sicherster Wert. Sie braucht aber eine solide finanzielle Basis, damit sie auch in Zukunft gesichert werden kann. Mit den unterschiedlichen erneuerbaren Energien können wir auf einheimische Produktion setzen und damit unsere Wirtschaft mit Investitionen im Inland unterstützen. Dass uns die Energie etwas mehr kosten wird, ist wohl unbestritten. Aber die astronomisch hohen Zahlen der Gegner sind weder belegt noch resultieren sie aus nachvollziehbaren Berechnungen. Das Gleiche gilt, wenn die Gegner der Energiestrategie uns weismachen wollen, dass wir dann plötzlich kalt duschen müssen, wenn es keine Kernenergie mehr geben wird. Wohl eher haben die Gegner zu heiss geduscht! Diese Argumente kommen mir wirklich so vor wie das Aprilwetter, welches ich eingangs erwähnt habe: Unüberlegt, unberechenbar, ohne Fakten. Oder wer glaubt heute noch an einen Neubau eines Kernkraftwerks in der Schweiz?

In dieselbe Richtung gehen die Überlegungen des «Umwelt-Komitees» gegen das Energiegesetz, welches sich energisch gegen Windenergie einsetzt. Die Natur werde verschandelt, Vögel und Fledermäuse zerfetzt von den Windrädern. Stellt man sich wirklich einen flächendeckenden Bau von Windrädern in der Schweiz vor? Ein völlig unrealistisches Bild, mit welchem von naturnaher Seite dieser Abstimmungskampf geführt wird.

Mit dem unberechenbaren Aprilwetter rechnen eigentlich alle. Die Unberechenbarkeit in der Politik kann aber schwerwiegende Folgen haben. Die Bevölkerung mit unrealistischen Argumenten und abstrusen Kampagnen zu verunsichern, ist schlimmer als ein Aprilfrost. Ich hoffe, dass die Menschen in unserem Land, die schliesslich abstimmen gehen, dies richtig einzuschätzen wissen. Und dass sie sich bewusst sind, dass wir für unsere Zukunft und vor allem für die Zukunft unserer Jungen Sorge tragen müssen zu unseren Ressourcen und dazu verpflichtet sind, erste Schritte in der Energiestrategie umzusetzen. Dies ist für mich der wichtigste Grund, um die Energiestrategie 2050 zu unterstützen, jedem politischen Aprilwetter zum Trotz.

*Die Luzerner CVP-Nationalrätin Ida Glanzmann-Hunkeler ist seit neun Jahren im Parlament und seit Beginn in der Sicherheitspolitischen und in der Geschäftsprüfungs-kommission. Sie ist Präsidentin der LU Couture AG, eines Lernbetriebs für Bekleidungsgestalterinnen, und Präsidentin der Pro Senectute des Kantons Luzern.

Die Tribüne-Autoren geben ihre eigene Meinung wieder; diese muss sich nicht mit jener des sgv decken.

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