Publiziert am: 01.10.2021

Aus Patienten werden Gäste

OSPITA – Der Verband der Privatspitäler positioniert sich neu und benennt sich um: Aus Privatkliniken Schweiz PKS wird ospita – die Schweizer Gesundheitsunternehmen. Der Verband der unternehmerisch tätigen Spitäler trägt damit sowohl den veränderten Gegebenheiten in der Gesundheitsversorgung als auch den anspruchsvollen Herausforderungen der nahen Zukunft Rechnung.

Der 1. September 2021 ist ein grosser Meilenstein für den Verband Privatkliniken Schweiz. Aus PKS wird neu ospita – die Schweizer Gesundheitsunternehmen. Der Name «ospita» zeigt ein weiteres bewährtes Charakteristikum der Mitglieder auf: Die Gastfreundschaft, das «Beherbergen», ein Ort des sich Wohlfühlens, um wieder gesund zu werden. Der Zusatz «Die Schweizer Gesundheitsunternehmen» bringt das unternehmerische Selbstverständnis des Verbands und seiner Mitglieder zum Ausdruck. «Unsere Mitglieder verstehen sich als Akteure des Gesundheitswesens, die Verantwortung tragen und bereit sind, im Wettbewerb um Qualität und Patienten anzutreten und so auch das wirtschaftliche Risiko zu tragen», erklärt Guido Schommer, Generalsekretär von ospita. Die Namensänderung ist somit zugleich auch eine neue Positionierung der Privatklinken. Denn zusammen mit den sich ändernden Patientenbedürfnissen erfordern das enge finanzielle Korsett und die zunehmende Überregulierung des Gesundheitswesens von den Leistungserbringern stets mehr Innovationskraft, Ideenreichtum und rasche Anpassungsfähigkeit.

Diese unternehmerischen Qualitäten bilden seit der Gründung des Verbands der Schweizer Privatkliniken gewissermassen die DNA der Mitglieder. «Wir möchten diese Qualitäten künftig noch stärker sichtbar machen und uns über die Privatspitäler hinaus für jene medizinischen Leistungserbringer einsetzen, welche sich als Gesundheitsunternehmen in der Schweiz betätigen», begründet Schommer die neue Stossrichtung.

Der Stellenwert der Privatspitäler in unserem Gesundheitswesen ist beachtlich. Rund ein Viertel der stationären Gesundheitsversorgung wird durch Privatspitäler abgedeckt. Dazu Schommer: «Rund 27 Prozent der Standorte der hochspezialisierten Medizin sind Privatspitäler.» Privatspitäler übernehmen Verantwortung in der medizinischen Aus- und Weiterbildung, denn ein Drittel aller Spitäler, die ausbilden, sind privat geführt. «Die Schweiz könnte nicht ohne Privatspitäler auskommen», betont Schommer.

«Rund 27 Prozent der Standorte der hochspezialisierten Medizin sind Privatspitäler.»

Privatspitäler sind gefragt und zugänglich für alle Prämienzahlenden. Denn die allermeisten Gesundheitsunternehmungen verfügen über kantonale Leistungsaufträge, und diese Leistungen sind in den obligatorischen Krankenpflegeversicherungen beinhaltet. Die Privatspitäler bieten längst nicht mehr nur klassische Spital- und Klinikleistungen an. So gehören ambulante Operationen, Telemedizin, Ärztehäuser und -ketten, Laborleistungen sowie der Betrieb von Impf- und Testzentren zu den täglichen Dienstleistungen. «Das Angebot verschiebt sich immer stärker in den ambulanten Bereich. Ebenso gibt es immer mehr Kooperationen zwischen öffentlichen und privaten Anbietern», sagt Schommer.

Die Grenze ist bald erreicht

Die Patienten sind anspruchsvoller geworden, erwarten top medizinische Qualität, entsprechende Informationen und Transparenz, Gespräche auf Augenhöhe, eine anständige Hotellerie und so wenig stationären Aufenthalt wie möglich. Entsprechend hoch muss der Qualitätsstandard in den privaten Gesundheitsunternehmen sein: «Viele Mitglieder verfügen über besondere Zertifizierungen. Unsere Mitglieder müssen spezielle Qualitätsanstrengungen unternehmen – denn sie sind dem Wettbewerb besonders ausgesetzt», so Schommer. Fachkräftemangel, Planungswahn und sinnlose Zulassungsbürokratie sind grosse Herausforderungen im stark überregulierten Gesundheitswesen. Oft ist es ein Balanceakt, um wettbewerbsfähig bleiben zu können: «Die Grenze ist bald erreicht. Sehr viel Handlungsspielraum ist nicht mehr vorhanden», sagt Schommer und ergänzt: «Die Gesundheitsunternehmen sind oft schnell entscheidungsfähig und können damit auf Entwicklungen und Patientenbedürfnisse sofort reagieren.»

«die ÜBerregulierung macht es schwierig, notwendige medizinische Leistungen bereitzustellen.»

Enorm gefordert wurde die Branche zudem in der Pandemie. Die Mehrkosten der ersten Wellen 2020 sind in manchen Kantonen zwar entschädigt, doch bezüglich des Ausgleichs der Vorhalteleistungen sieht es düster aus. Doch die Branche hat sich im Allgemeinen gut gehalten, da die privaten Anbieter nebst den Kostenbeiträgen der Kantone noch Reserven anzapfen konnten, während öffentliche Spitäler teilweise hohe Millionenbeträge an Defizitbeträge erhalten haben.

Faire Wettbewerbsbedingungen

Unternehmerisch denken und handeln ist nicht nur der genetische Code, sondern auch die Aufgabe der Privatkliniken. Deshalb setzt sich der Verband auf politischer Ebene für einen Wettbewerb mit gleich langen Spiessen ein: «Wir setzen uns dafür ein, dass sich in allen OKP-finanzierten Bereichen diejenigen Anbieter durchsetzen, die hohe Qualität, kostengünstige Effizienz und Patientenfreundlichkeit am besten zu kombinieren wissen.» Einen gewaltigen Schub braucht es in der Digitalisierung, welche gemäss Schommer im Spitalalltag noch viel zu wenig gediehen und realisiert ist. «Hier fehlen die Anreize – vor allem in den Arztpraxen.» Das Zukunftspotenzial der Branche beurteilt er gut, wären da nicht Überregulierung und Marktverzerrung, die eine Weiterentwicklung erheblich erschweren. «Die generelle Überregulierung macht es schwierig, notwendige medizinische Leistungen bereitzustellen.»

Corinne Remund

www.ospita.ch

DAS MACHT OSPITA – Die Gesundsheitsunternehmen

Neue Ausrichtung

Der Verband Privatkliniken PKS Schweiz heisst seit dem 1. September 2021 ospita. PKS wurde in den 1980er Jahren gegründet, als die ersten grösseren Privatkliniken entstanden. Da die Privatkliniken nicht von der öffentlichen Hand unterstützt werden, ist eine wirkungsvolle Interessensvertretung in der Bundespolitik und gegenüber kantonalen Gesundheitsdirektionen wichtig. Zu den zentralen Dienstleistungen des Verbandes gehören die Öffentlichkeitsarbeit, Mitgliederinformationen, Fachtagungen und Events sowie auf politischer Ebene Vernehmlassungsantworten. Zudem ist der Verband mit Wirtschaftsverbänden, Institutionen und Organisationen gut vernetzt und pflegt einen regen Austausch. Weiterhin werden im Dienst der Mitglieder Gutachten und die jährlichen Statistiken der Privatklinken erstellt und rechtliche Abklärungen zu aktuellen und künftigen wichtigen Fragestellungen getätigt. Mit der Mitgliedschaft profitieren die Kliniken auch von der eigenen AHV-Ausgleichskasse und der Familienausgleichskasse.

Der Verband zählt total 130 Mitglieder. Dies sind hauptsächlich stationäre Leistungserbringer wie Spitäler und Spitalgruppen – aber auch ambulante OP-Zentren, Ärzteketten usw. ospita-Mitglieder sind Arbeitgeber für rund 32 000 Beschäftigte sowie rund 7000 Belegärztinnen und -ärzte. 2019 lag der Totalumsatz der Mitglieder bei insgesamt 6,375 Milliarden Franken. CR

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