Publiziert am: 23.03.2018

«Bereits sieben Jahre im Voraus planen»

Reaktionen – Im Prozess der Nachfolgeregelung können verschiedene Problematiken auftreten. Die sechs Experten ­schildern, welche in ihren jeweiligen Fachgebieten am häufigsten anzutreffen sind und wie diese gelöst werden können.

Markus Guldimann stellt in der Praxis fest, dass viele Nachfolgelösungen nicht an den finanziellen und vertraglichen Themen scheitern, sondern an der Angst, wie es mit dem «freien» Alltag weitergehen soll. Aus diesem Grund empfiehlt er, für Nachfolgelösungen immer einen ganzheitlichen Ansatz zu wählen. Sprich, nicht nur den technischen Teil zu berücksichtigen, «sondern intensive Lösungen zu erarbeiten im emotionalen Bereich, und zwar nicht nur für sich alleine, sondern auch zusammen mit dem Lebenspartner, Kindern etc.»

 

Für Jörg Sennrich ist die häufigste Problematik bei der Nachfolgeregelung, dass sie zu spät oder gar nicht geplant wird. Deshalb empfiehlt er jedem Unternehmer, sich einen erfahrenen Prozessbegleiter zur Seite zu stellen: «Eine versierte Vertrauensperson weiss, was passiert, was zu berücksichtigen ist und wie man eine gute Nachfolge realisiert. Die Basis für jede erfolgreiche Unternehmensübergabe ist aber, dass der Übergebende ernsthaft zum Rücktritt bereit ist.»

 

Martin Thomann erlebt bei Nachfolgelösungen oftmals, dass sich Firmeninhaber nicht bewusst sind, dass sie über immaterielle Werte verfügen wie Erfindungen, Know-how, Kennzeichen Urheberrechte etc., die den Verkaufswert beeinflussen: «Wenn immaterielle Werte nicht geschützt werden, sind sie nicht werthaltig.» Thomann empfiehlt daher jedem Unternehmer, seine immateriellen Werte nach Möglichkeit zu schützen, damit sie ihren Wert behalten und so auch im Falle eines Firmenverkaufs versilbert werden können.

 

Hans Jürg Domenig trifft bei Nachfolgeregelungen immer wieder auf die gleichen sieben Problemthemen: «Gerade gestern erhielt ich ein E-Mail, in der eine Mandantin klagte, dass sie es bereut, nicht schon vor Jahren eine GmbH gegründet zu haben. Solche Aussagen lese ich oft. Bereits sieben Jahre im Voraus müssen wichtige Weichen gestellt werden für eine perfekte Nachfolgelösung aus steuerlicher, juristischer, familiärer, emotionaler und ertragstechnischer Sicht. Die weiteren sechs sind im helpy-Blog «Die sieben Stolpersteine beim Firmenverkauf» beschrieben.»

 

Laut Christine Kohli können bei Nachfolgelösungen Schwierigkeiten auftreten, wenn Marken nicht stark, sprich bekannt und renommiert sind. Das erschwert die Suche nach potenziellen Interessenten. Sie empfiehlt daher allen Unternehmern, ihre Marke durch «gute und regelmässige Öffentlichkeitsarbeit sowie regelmässiges Newslettering» zu pflegen. Für Kohli gehört ebenfalls dazu, dass man im örtlichen oder regionalen Gewerbeverband und in entsprechenden Branchenverbänden aktiv ist.

 

Die häufigste Problematik bei der Nachfolgeregelung liegt für Alwin Meyer in der Finanzierung des Verkaufspreises: «Es besteht oft eine Lücke zwischen den eigenen Mitteln, die der Nachfolger aufbringen kann, und den Finanzierungsmöglichkeiten mit Fremdkapital.» Quintessenz ist für Meyer, dass «die Finanzierung des Verkaufspreises nicht nur ein Problem des Nachfolgers ist, sondern auch des Verkäufers. Dieser muss oft mit Verkaufsdarlehen oder sogenannten ‹Earn-out-Modellen› dem Nachfolger die Finanzierung ermöglichen.»

Reaktionen

Teilnehmende loben den Anlass

Daniel Lehmann von Coiffeur Suisse empfand den helpy-Nachfolgekongress als interessant und hilfreich: «Ich konnte die nötigen Informationen in Erfahrung bringen. Zudem habe ich den Austausch mit den Experten sowie die Möglichkeit, direkt Fragen zu stellen, geschätzt.» Den Anlass ebenfalls weiterempfehlen würde Stefan Elmiger von ASP Partner AG. Für ihn wurde die Breite der Thematik «Nachfolge» sehr gut abgedeckt. Ein ähnliches Fazit zieht auch Ernst Trachsel von Trachsel Haushalt und Eisenwaren: «Der Anlass war sehr informativ und hat mich als Ganzes überzeugt.» Besonders ansprechend empfand Trachsel das «Speeddating-Format»: «Die Wechsel von Experte zu Experte waren optimal. Zudem reichten die 15 Minuten für erste Informationen völlig aus.» lar

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