Publiziert am: 22.01.2021

Bildungsforum für KMU

OLIVER MÜLLER – Der neue Geschäftsführer des SIU – Schweizerisches Institut für Unternehmerschulung richtet den Fokus auf die Digitalisierung in der Praxis der KMUund will mittels der höheren Berufsbildung Tools für den Berufsalltag vermitteln.

Schweizerische Gewerbezeitung:

Seit dem 1. Januar 2021 haben Sie die Leitung des SIU – Schweizerisches Institut für Unternehmerschulung. Was reizt Sie an diesem Job?

Oliver Müller: Bildung heisst Veränderung und geht Hand in Hand mit der persönlichen Entwicklung einer Person. Mich reizt daran, dank innovativer Bildungsangebote diese Menschen auf ihrem Weg zu begleiten, um gemeinsam ihre Zukunft zu gestalten.

Wesentliche Innovationen in den letzten Jahren waren ein gesamtschweizerisches Angebot in allen Sprachregionen sowie die Erweiterung der Dienstleistungspalette für moderne, zukunftsträchtige Industriezweige. Wie setzen Sie heute die Prioritäten in der Weiterbildung der Unternehmer?

Das SIU behandelt bereits heute branchenübergreifende Themen und Problemstellungen. Deshalb soll unser Bildungsinstitut weiterhin ein Forum für alle Schweizer KMU sein. Ausserdem möchten wir den Einfluss der Digitalisierung auf die Unternehmenspraxis in einem KMU aufzeigen. Auch in der kleinsten Firma kann eine digitale Transformation erfolgreich stattfinden. Ein weiterer Fokus wird das Erschliessen von Innovationen und neuen Zukunftsbranchen für das SIU sein.

Die höhere Berufsbildung leidet an zu wenig Anerkennung, obwohl sie auf die KMU-Wirtschaft ausgerichtet ist. Wie wollen Sie dies ändern?

Ich möchte aufzeigen, inwiefern die höhere Berufsbildung ein Erfolgsmodell in der Schweiz darstellt. Die höhere Berufsbildung bezieht sich auf die Praxis und gibt KMU-Chefs die nötigen Tools, die sie in ihrem Berufsalltag brauchen. Mit Testimonials von erfolgreichen Absolventen unserer Lehrgänge möchten wir aufzeigen, wie das neue Wissen nicht nur für die persönliche Entwicklung hilfreich ist, sondern auch massgeblich für den Unternehmenserfolg beiträgt.

Das wegweisende SIU-Online­system «high-voltage-learning» ist erfolgreich. Sind solche digitale Lernmethoden die Zukunft in der Erwachsenenbildung? Anders gefragt: Wie wichtig ist der Präsenzunterricht?

Die Erfahrungen während der Pandemie haben gezeigt, dass der Präsenzunterricht nicht ohne Anpassungen in den Onlineunterricht übernommen werden kann. Der digitale Unterricht wird einen gewichtigen Platz einnehmen. Allerdings hat der Präsenzunterricht auch Qualitäten, auf die man in Zukunft nicht verzichten kann. Deshalb sind Unterrichtsformen wie «high-voltage-learning» in meinen Augen der richtige Ansatz.

Die Anforderungen an die KMU-Chefs werden immer grösser und vielfältiger. Was ist unabdingbar bei einer guten Aus- und Weiterbildung von Kaderleuten?

KMU-Chefs müssen die richtigen Werkzeuge für die Arbeit kennen lernen. Management ist auch ein Handwerk, dessen Eigenschaften es zu verstehen gilt, und stellt die Vernetzung vieler Disziplinen dar. Dafür will das SIU mit seinen Lehrgängen eine Plattform bieten, um genau dieses vernetzte Denken zu trainieren.

Unternehmerische Kenntnisse werden immer wichtiger. Wie fördern Sie die Zusammenarbeit des SIU mit den Organisationen der Arbeitswelt (OdA)?

Das SIU unterstützt die Praxis und möchte den Organisationen weiterhelfen. Ich persönlich habe viele Erfahrungen in diesem Bereich. Mit dem SIU als Partner will ich helfen, die Entwicklungen im Bildungsbe­reich voranzutreiben. Es geht darum, Perspektiven aufzuzeigen, Gespräche zu suchen wie auch mit innovativen Ideen die unterschiedlichen Organisationen zu unterstützen.

www.siu.ch

Interview:

Corinne Remund

ZUR PERSON

Per Jahresanfang hat Oliver Müller die Leitung des SIU – Schweizerisches Institut für Unternehmerschulung von Hans Peter Baumgartner übernommen. Oliver Müller ist seit Beginn seiner beruflichen Karriere ein profunder Kenner des Gewerbes und der KMU in der Schweiz. Als gelernter Maschinenzeichner/Konstrukteur studierte Müller in der Folge Maschinenbau, Betriebstechnik und Unternehmensführung. 1996 übernahm er die Führung des elterlichen Betriebes. Als weltweiter Leiter Marketing und Vertrieb verantwortete er den Markterfolg einer internationalen Industrieunternehmung, der sich die Familienfirma mittlerweile angeschlossen hatte. Später prägte er als Direktor des Industrieverbandes Swissmechanic den Werkplatz Schweiz auf nationaler Ebene. Ebenso initiierte er wesentliche Entwicklungsschritte in den Bildungsaktivitäten dieses Verbandes. Zuletzt führte er ein national tätiges Unternehmen in der Erwachsenenbildung im Bereich Logistik. Müller ist verheiratet und Vater von vier erwachsenen Kindern.CR

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