Publiziert am: 03.04.2020

Corona-Krise gemeinsam meistern

Die staatlichen Massnahmen zur Bewältigung der Corona-Krise sind einschneidend, stellen unseren Alltag auf den Kopf und haben massive Konsequenzen für unsere Wirtschaft zur Folge. Besonders hart sind dabei die KMU betroffen. Der Eingriff in die Wirtschaft, aber auch in das Privatleben, ist immens und in jüngerer Zeit in unserem Land noch nie so dagewesen. Geschäfte müssen geschlossen bleiben, Mitarbeitende müsse die Betreuung ihrer Kinder gewährleisten, der öffentliche Verkehr und das Reisen generell wird eingeschränkt. Dies, um nur ein paar Beispiele zu nennen. Für viele Menschen bleibt das Leben stehen und man weiss nicht, wie es weitergehen wird. Behördlich verordnet, wird in vielen Branchen das Wirtschaften heruntergefahren.

Gewerbetreibende und Unternehmer bangen in diesen Tagen um ihre Existenz. Die Not ist gross. Die Gesellschaft ist herausgefordert, und es braucht rasch praktikable Lösungen. Gerade solche Zeiten zeigen aber auch, wie gut eine Gesellschaft funktioniert, wie stark und wie solidarisch sie eigentlich ist. In diesem Sinne verlangen ausserordentliche Lagen auch ausserordentliche Massnahmen. Das heisst für mich zugleich, dass wir jetzt das Überleben der Schweizer KMU und die Sicherstellung der Arbeitsplätze ins Zentrum rücken und priorisieren müssen. Denn wir dürfen nicht vergessen, dass es ein Leben nach Corona geben wird. Es muss uns gelingen, dass die Wirtschaft nach den staatlichen Eingriffen wieder rasch in Fahrt kommt. Liquiditätsengpässe, Entlassungen und Konkurse müssen jetzt unbedingt vermieden werden.

Damit die KMU den behördlich verordneten Stillstand überleben, braucht es ein pragmatisches Vorgehen. Wir dürfen keine Scheuklappen haben. Bürokratische Prozeduren und Abklärungsrunden sind fehl am Platz. Das Überleben des Rückgrates der Schweizer Wirtschaft steht auf dem Spiel.

Ich werde mich daher beispielsweise dafür stark machen, dass die Entwicklungshilfe, mit Ausnahme der humanitären Hilfe, für eine gewisse Zeit in ein umfassendes Hilfsprogramm zur Sicherung von Arbeitsplätzen in der Schweiz umgeleitet wird. Wenn wir selber wieder auf stabilen und gesunden Beinen stehen, können wir wieder Entwicklungshilfe leisten. Das alleine wird aber nicht reichen. Es wird ein staatliches Hilfsprogramm brauchen, welches im zweistelligen Milliardenbereich liegt. Um das umsetzen zu können, muss der Staat schlanker werden, und es braucht eine rigorose Aufgabenüberprüfung. Zurzeit brauchen wir die Hilfe vor Ort und für die Menschen in diesem Land. Ohne Arbeitsplätze gibt es auch keine Entwicklung. Ohne gesunde Firmen gibt es keine Steuereinnahmen. Ohne eine funktionierende Wirtschaft wird auch unsere Gesellschaft leiden. Oder anders ausgedrückt: Ohne Wohlstand gibt es keine Wohlfahrt.

Es ist gleichzeitig sehr beeindruckend zu sehen, wie bereits heute inmitten der Krise unsere Wirtschaft ihre Stärken zeigt. Viele Unternehmer gehen mit gutem und eigenverantwortlichem Beispiel voran und werden kreativ. Insbesondere unsere dezentrale Kultur, unsere KMU-Wirtschaft, aufgebaut auf Eigenverantwortung und Unternehmertum, zeigt sich sehr robust.

Unternehmer und Start-ups entwickeln neue Geschäftsmodelle, die der Gesellschaft dienen. So bieten die stark betroffenen Eventfirmen ihre Lastwagen für andere Dienstleistungen an, oder Büroangestellte, die im Unternehmen aktuell nicht gebraucht werden, werden für stark ausgelastete Unternehmen zur Verfügung gestellt. Auch die Digitalisierung wird als Chance gesehen, um den riesigen Problemen Herr zu werden. Es werden digitale Hilfs- und Tauschplattformen gegründet oder neue Heimlieferservices aufgebaut, die womöglich auch nach der Krise bestehen bleiben können. Die Wirtschaft tut, was sie kann. Not macht schliesslich auch erfinderisch.

Das darf aber nicht darüber hinwegtäuschen, dass es trotz aller Innovation und solidarischer Hilfe um Existenzen und Schicksale geht, die wir von der Politik aus nicht im Regen stehen lassen dürfen. Wir sind verpflichtet, die durch die nötigen staatlichen Massnahmen ausgelösten Kollateralschäden zu minimieren. Unsere Gewerbeunternehmen, die Lehrlinge ausbilden, Arbeitsplätze schaffen und das Rückgrat unserer Wirtschaft ausmachen, brauchen unsere Unterstützung – hier und jetzt.

*Der Luzerner Unternehmer und SVP-Nationalrat Franz Grüter ist VR-Präsident von green.ch.

www.franz-grueter.ch

www.green.ch

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