Publiziert am: 24.02.2017

Das Markenzeichen heisst Diversität

BANKENPLATZ SCHWEIZ – Kuno Hämisegger* zu den Zusammenhängen von Industrialisierung und Wachstum, Regulierung und Differenzierung und dem Wandel im heimischen Finanzplatz.

Immer wieder wird in der Politik suggeriert, dass es einen grundsätzlichen Konflikt gebe zwischen «Wirtschaft» einerseits und «Banken» anderseits. So als ob die Banken nicht Teil der Wirtschaft wären. Dies ist eine herbeigeredete, künstliche Konfliktlinie, die offensichtlich nicht den realen Gegebenheiten entspricht.

«Seit 20 Jahren gab es nie einen Engpass bei den Finanzierungen.»

Die Fakten sind ganz andere. Zwischen den produzierenden und den Dienstleistungsunternehmen einerseits und den Finanzunternehmen anderseits besteht eine völlig natürliche, enge Bindung. Seit bald 20 Jahren ist es in der Schweiz nie mehr zu einem Finanzierungsengpass gekommen, nicht einmal während der Finanzkrise, als es für KMU in einigen anderen Ländern schwierig war, ausreichend Geld zu bekommen.

Dauernde Anpassung

Der Finanzplatz Schweiz hat sich in den letzten zehn bis fünfzehn Jahren stark gewandelt und sich unter anderem zur Einführung des automatischen Informationsaustauschs mit dem Ausland bekannt. Jetzt stehen die Banken in einem höchst anspruchsvollen Strukturwandel. Neue Technologien verändern die Unternehmenslandschaft des Finanzsektors fundamental, Stichwort Indus­trialisierung. Industrialisierung bedeutet, genau gleich wie in der produzierenden Wirtschaft: Abläufe, ja ganze Unternehmen werden durchrationalisiert. Leistungen, die bisher im Hause erstellt wurden, können neu auf dem Markt eingekauft werden, wodurch die Wertschöpfungskette dauernder Anpassung unterliegt. Das bedeutet, genau wie bei KMU und Grossunternehmen der produzierenden Wirtschaft, dass sich Finanzunternehmen auf ihre spezifischen Fähigkeiten konzentrieren können.

Zweckdienliche Regulierungen

Die Finanzindustrie braucht Rahmenbedingungen, die es ihr ermöglicht, im In- und Ausland zu wachsen. Finanzunternehmen wollen gut reguliert sein. Gut heisst eine Regulierung, die bei den Kunden Vertrauen schafft, international angemessen ist, gezielt wirkt und keine unnötige ­Bürokratie verursacht. Der Zweck: Wachstum. Und zwar im In- und Auslandsgeschäft.

Im Unterschied zur produzierenden Wirtschaft sind ausländische Märkte für Finanzunternehmen mit hohen Barrieren abgeschottet. Gezielte, zweckdienliche Regulierungen, die äquivalent mit ausländischen sind, erleichtern den Marktzugang – genau gleich wie in der Güterwirtschaft. Die Schweiz erwirtschaftet jeden zweiten Franken im Ausland. Dazu wollen Banken und andere Unternehmen der Finanzwirtschaft auch beitragen.

Konflikte oft künstlich erzeugt

Künstlich erzeugte Konflikte haben meist ihren Hintergrund in der Unkenntnis der tatsächlichen Gegebenheiten und haben häufig ein irgendwie geartetes politisches Motiv. Die Schweizer Wirtschaft setzt sich zu 99,7 Prozent aus KMU-Firmen mit weniger als 249 Mitarbeitenden zusammen. Damit stellen die 576 559 KMU über zwei Drittel der Arbeitsplätze in der Schweiz. Diese Diversität macht die Schweizer Wirtschaft zu einer der robustesten der Welt.

«KÜNSTLICH ERZEUGTE KONFLIKTE HABEN HÄUFIG EIN POLITISCHES MOTIV.»

Diversität ist auch in der Finanzwirtschaft ein Markenzeichen. Die Schweizer Bankenwelt präsentiert sich auch dank unterschiedlicher ­Unternehmensgrössen vom lokalen Kleininstitut bis zur global tätigen Grossbank als sehr widerstandsfähig. Es ist das Bestreben der Schweizerischen Bankiervereinigung, Rahmenbedingungen zu schaffen, welche diese Vielseitigkeit auch in Zukunft ermöglichen, sodass KMU und Banken auch in Zukunft eine gute Partnerschaft zum gegenseitigen Nutzen pflegen können.

*Kuno Hämisegger ist seit 25 Jahren im Bundeshaus. Zuerst als Chef-Ökonom im damaligen EVD (heute WBF) und Wirtschaftsberater des Departementschefs; ab 1998 als Chef-Lobbyist der Bankiervereinigung.

REGULIERUNG

Differenzierung
schafft Vorteile

Der Schweizerische Gewerbeverband sgv setzt sich für eine ausgewogene, verhältnismässige und differenzierte Regulierung ein. Diese nimmt Rücksicht auf die verschiedenen Branchen im Finanzplatz. Zum Beispiel sind Grossbanken nicht Kantonalbanken. Privatbanken sind keine unabhängigen Vermögensverwalter. Und Finanzplanerinnen sind keine Treuhänderinnen. All diese Unterschiede müssen berücksichtigt werden. Deswegen gilt auch im Finanzplatz: «One size does not fit all.»

Henrique Schneider, 
Stv. Direktor sgv

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