Publiziert am: 20.06.2014

Der Wettbewerb der Währungen läuft

CHINESISCHE RENMINBI – Das Reich der Mitte versucht, den Renminbi zu einem Dollar-Rivalen aufzubauen. London wird zum 
ersten Handelsplatz in Europa – und die Schweiz profitiert mit.

London im Glück: Die britische Finanzmetropole wird der erste Handelsplatz für die chinesische Währung Renminbi in Europa sein. Die Notenbanken Grossbritanniens und Chinas haben sich auf ein entsprechendes Abkommen geeinigt, das am 31. März 2014 unterzeichnet worden ist. Die Stadt an der Themse wird damit der erste Finanzplatz ausserhalb Asiens, wo Geschäfte mit der chinesischen Währung, die auch Yuan genannt wird, abgewickelt werden können.

Schweiz profitiert auch

Seitdem China 2009 in Hongkong das erste Offshore-Handelszentrum eingerichtet hatte, ist ein globaler Wettbewerb um die Ansiedlung solcher Stellen entbrannt. Die Führung in Peking versucht auch, den Renminbi zu einem Dollar-Rivalen im Welthandel aufzubauen.

Auch die Schweiz bemühte sich darum: Mit einer Motion von alt Nationalrat Markus Hutter sollte die Schweiz zum ersten Land mit einem Freihandelsabkommen und einem Währungsabkommen mit dem Reich der Mitte gemacht werden. Nun hat London die erste Etappe für sich entschieden. Finanzmarktexperten sehen aber immer noch Positives: Auch die Schweiz kann immer noch profitieren, da die Renminbi-Geschäfte über die neue Clearing-Stelle in London – das grösste Devisen- und Bondhandelszentrum der Welt –, die nur eine Stunde Zeitdifferenz aufweist, abwickeln werden können.

Es geht um nicht wenig Geld: Das Handelsvolumen des Renminbi hat sich in den vergangenen drei Jahren verdreifacht. 2013 betrug es 120 Milliarden US-Dollar – und zwar täglich. Das ist im Vergleich zur US-Währung aber immer noch wenig. Hier werden pro Tag im Schnitt 4,65 Billionen Dollar umgesetzt.

Steigende Wettbewerbsfähigkeit?

Noch eine zweite Nachricht aus China machte kürzlich die Runde: der Wertverlust der Währung im internationalen Handel. Der günstigere Renminbi macht chinesische Waren aus Sicht des Auslands günstiger. Die Wettbewerbsfähigkeit der chinesischen Exporteure nimmt damit zu, nachdem jahrelange Aufwertungen und Lohnsteigerungen die Produkte immer teurer gemacht haben.

Eine gesteuerte Geldpolitik, eine Abwertung, ist also ganz im Sinne der chinesischen Zentralbank. Die Folgen der Abwertung im Renminbi sind allerdings schwer vorherzusagen, können aber leicht einen Flächenbrand unter den asiatischen Währungen auslösen.

Auf dem Weltmarkt konkurrieren Exportgüter aus China, Japan, Indien und Südkorea. Die gesteuerte Abwertung des Renminbi bedeutet einen Wettbewerbsvorteil für Chinas Exporte, was die anderen Zentralbanken unter Zugzwang bringt, ebenfalls ihre Geldpolitik zu lockern. Ein Abwertungswettlauf der asiatischen Währungen würde letztendlich keinem Land nutzen, gleichzeitig aber allen Ländern schaden. Auslandskapital flieht, teurere Importgüter heizen die Inflation an und senken die Kaufkraft der Bevölkerung. Ob dieses Wissen allerdings die Finanzpolitik Chinas langfristig beeindrucken wird, steht auf einem ganz anderen Blatt.

Henrique Schneider,

Ressortleiter sgv

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