Publiziert am: 20.01.2017

Die Energiezukunft gestalten

BAUR AG – Der Dachdeckerbetrieb in Säriswil hat sich zu einem innovativen Unternehmen der Gebäudehülle entwickelt. Das KMU zeichnet sich besonders im energieeffizienten Bauen aus.

Die Baur AG ist ein typischer Familienbetrieb, der in den letzten 100 Jahren zu einem modernen Unternehmen umfunktioniert wurde. Heute bietet das Unternehmen die ganze Vielseitigkeit der Gebäudehülle, Dach- und Fassadentechnik an. «Mein Urgrossvater hat Schindel­dächer gemacht, heute machen wir Glasdächer, die Strom produzieren», sagt Michael Baur. Er führt in der 
4. Generation den Betrieb und ist seit letztem Jahr Alleineigentümer. Innovation und Tradition gehen dabei Hand in Hand und sind der rote Faden in der Firmengeschichte. «Unser Betrieb ist stetig gewachsen und wir haben uns immer an der Entwicklung und Zukunft orientiert und weitsichtig Geschäfte getätigt. Dabei haben wir aber auch immer die Tradition gepflegt – das ist sehr wichtig», betont Baur. «Wir wollen aus der Vergangenheit lernen, die Gegenwart möglichst erfolgreich bewältigen und die Zukunft gestalten.»

«Innovation und 
Tradition gehen bei uns Hand in Hand.»

Das KMU bietet Dienstleistungen rund um die Gebäudehülle an. Dabei gehören Dach- und Fassadentechnik, Spenglerei und Solarstromanlagen, die zum Teil auch an ausgewählte Partner weiterverkauft werden, zu den einzelnen Geschäftsbereichen. Dazu Baur: «Wir sind zum grössten Teil im Gebäudebestand tätig und modernisieren die Bauten respektive generieren einen Mehrwert. Zudem wickeln wir Projekte allein oder mit uns nahestehenden Unternehmungen ab. Bei Möglichkeit regeln wir alle Formalitäten für den Bauherrn und gewährleisten für unsere Partner den nötigen Support.»Der grosse Bauboom sei in der Schweiz in den 60er- und 70er-Jahren erfolgt. «Die Schweiz ist heute zum grössten Teil gebaut. Wir beschäftigen uns daher zu 95 Prozent mit Sanierungen und zu fünf Prozent mit Neubauten», stellt Baur fest.

Zu den Kunden gehören mehrheitlich Privatkunden. Beim Handel mit den Solarstromanlagen sind es befreundete Gebäudehüllen-Unternehmungen. Dabei sei die Nähe zum Kunden sehr wichtig. «Das Vertrauen zu uns ist zentral. Da wir oft ohne externe Bauleitung agieren, sind wir die direkte Vertrauensperson des Kunden», erklärt Baur und er ergänzt: «Oberste Priorität hat natürlich, dass der Bauherr bekommt, was wir ihm versprechen, und dass der Bau möglichst kompakt und reibungslos über die Bühne geht.» Einen hohen Stellenwert hat auch die Qualität. Darunter versteht Baur gut ausgebildete Mitarbeitende, Kontakt zur Industrie, kurze Kommunikationswege im Unternehmen und ein ständiges Am-Ball-Bleiben. Das KMU lebt von seinem grossen Kunden-Netzwerk. «Unsere Hauptwerbung ist die Mund-zu-Mund-Propaganda», betont Baur. Der gelernte Dachdecker und Spengler ist viel unterwegs und als Mitglied des Verbandes Gebäudehülle Schweiz und Präsident der Sektion Bern-Seeland sowie Mitglied der beiden Technischen Kommissionen Steildach von Gebäudehülle Schweiz respektive Swissolar bestens mit der Branche vernetzt.

Clever Energie sparen und

Energie produzieren

Der engagierte Unternehmer ist auch Energieberater und so auf das energieeffiziente Bauen spezialisiert. Das Unternehmen hat deshalb grosse Erfahrung mit dem Bau von Photovoltaik-Anlagen. Mit viel Wissen und Fingerspitzengefühl werden diese Anlagen bei Sanierungen und Neubauten so gekonnt montiert, dass sie einen Vorzeigecharakter aufweisen. Dies zeigen auch die zahlreichen Auszeichnungen der «Solar Agentur» (siehe Kasten). «Bis jetzt haben wir rund 350 Photovoltaik-Anlagen installiert. Wir sind genau zum richtigen Zeitpunkt, als diese Technik zu boomen begann, eingestiegen. Das ist sicher ein grosser Vorteil», so Baur.

«Mit der digitalen Revolution wird
sich noch einiges 
verändern.»

Das energieeffiziente Bauen sei sehr breitgefächert. «Beim Energiesparen selber, aber auch beim Produzieren von Energie, beispielsweise mittels Solarstromanlagen, sind viele innovative Ideen sowie eine gute Vernetzung auf verschiedenen Ebenen gefragt», so Baur. Besonders sinnvoll sei die Photovoltaik dort, wo der direkte Eigenverbrauch genutzt werden könne. Ein möglichst hoher Eigenverbrauch setze aber oft voraus, dass die Verbraucher so neue Gewohnheiten erlangten. «Auch beim energieeffizienten Bauen gilt, zuerst Energie sparen durch beispielsweise wärmedämmende Massnahmen und danach die Möglichkeit der Eigenproduktion mit Solastromanlagen überprüfen.» Die Entwicklungsgeschwindigkeit sei im Vergleich zu anderen Branchen eher langsam. Doch Baur ist überzeugt, dass die Gebäudetechnik der Energiezukunft noch intelligenter und einfacher werde. «Mit der digitalen Revolution wird sich einiges verändern. Auch bei uns im Betrieb werden die neuen Technologien Arbeitsabläufe und Kommunikation beeinflussen.»

Gut qualifiziertes Pesonal ist rar

Als grösste Herausforderung erachtet Baur die Ausbildung des Nachwuchses und die Personalrekrutierung allgemein. «Wir haben eine steigende Nachfrage nach gut qualifiziertem Fachpersonal», so Baur. Das Unternehmen bildet zurzeit drei Lernende aus. «Es ist sehr wichtig, dass wir den Jungen eine Plattform für eine erfolgreiche berufliche Zukunft geben. Gerade in unserer Branche sind wir sehr auf gut ausgebildete Fachkräfte angewiesen. Leider ist es oft nicht so einfach, die geeigneten Leute zu finden», stellt Baur fest. Dies führt er darauf zurück, dass handwerkliche Berufe oft nicht so begehrt seien und interessierte Schulabgänger teilweise über einen zu wenig qualifizierten Schulrucksack verfügten und häufig nicht den Anforderungen der anspruchsvollen Lehre als Dachdecker oder Spengler entsprechen würden. Eine Hürde im Alltag des KMU ist auch die zunehmende Bürokratie. Dazu Baur: «Wir konnten die Aufwendungen bisher überwälzen. Regulierungen und unnötige Gebühren verteuern aber das Endprodukt. Da stellen wir uns klar die Frage. Wie lange können wir uns das noch leisten?»

Der Familienbetrieb, der 18 Personen beschäftigt und jährlich rund sechs Millionen Franken Umsatz generiert, will seinen eingeschlagenen Weg wie bisher weitergehen. «Künftig wollen wir unsere Mitarbeitenden verstärkt fördern und weiterbilden und so eine gute Basis für eine mögliche 5. Generation schaffen. Diese hat aber sicher wieder neue Ideen, was auch so sein soll», erklärt Baur.

Corinne Remund

Innovative Auszeichnungen

Drei Schweizer Solarpreise erhalten

Die Solar Agentur Schweiz hat die Baur AG in Säriswil in den letzten Jahren mehrmals mit dem Solarpreis ausgezeichnet:

n 2011 erhielt die innovative Firma den Preis für ein 250-jähriges Bauernhaus in Uetlingen (BE). Das unter Denkmalschutz stehende Gebäude wurde mit einer Photvoltaik-Anlage ausgerüstet, welche heute den gesamten Energiebedarf der darin wohnenden sechsköpfigen Familie abdeckt. «Trotz der anspruchsvollen Dachform setzt die Anlage neue Massstäbe für alle erstellten PV-Anlagen lokal und weltweit», lobt die Solaragentur das Projekt.

n 2012 sanierte die Baur AG das Dach eines Hauses in Innerberg (BE). Bei dem Gebäude aus den 70er-Jahren wurde die Wärmedämmung erneuert, so dass der PlusEnergieBau eine Energieversorgung von 177 Prozent aufweist. «Der Einsatz neuer Technologien tritt hier angenehm in den Hintergrund. Das Haus ist ein gut gestaltetes hervorragendes Beispiel in der Kategorie Bausanierungen und besitzt Vorbildcharakter», begründet die Solar Agentur Schweiz die Auszeichnung dieses Projektes.

n 2016 geht der 26. Schweizer Solarpreis in der Kategorie B – das Norman Forster Solar Award-Diplom 2016 – einmal mehr an die Baur AG für ein Doppeleinfamilienhaus in Säriswil (BE). Der Neubau weist einen Energieversorgungsgrad von 232 Prozent auf und speist 15 100 kWh/s Solarstromüberschüsse ins öffentliche Netz ein. «Hier wird doppelt so viel Energie produziert als man effektiv benötigt», erklärt Inhaber und Geschäftsleiter Michael Baur.

CR

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