Publiziert am: 19.01.2018

Die Schweiz – ein Land der KMU

WERT DER KMU – Kleine und mittlere Unternehmen sind nicht nur die Schöpfer von ökonomischen und sozialen Werten. Sie sind auch Treiber der Innovation. Der sgv macht den «Wert der KMU» aus diesen Gründen zu seinem Jahresthema 2018.

In der Schweiz weiss jedes Kind: KMU sind besonders wertvoll. Aber was bedeutet «wertvoll» in diesem Zusammenhang? Sind KMU-Firmen besonders viel wert? Oder entsteht ihr Wert aus ihrer ökonomischen, sozialen und kulturellen Bedeutung für die Wirtschaft der Schweiz? Für den Schweizerischen Gewerbeverband sgv ist klar: KMU sind insgesamt wertvoll. Der sgv macht den «Wert der KMU» deshalb zu seinem Jahresthema 2018.

KMU: 99 Prozent aller Betriebe

Die Zahlen liefern, wie so oft, die Basis: In der Schweiz gibt es rund 525 000 KMU. Das sind über 99 Prozent aller Betriebe. Diese Firmen stellen um die 70 Prozent der Arbeitsplätze und etwa 70 Prozent der Ausbildungsplätze. KMU verantworten um die 60 Prozent der Wertschöpfung in der Schweiz, und etwa ein Drittel dieser Firmen unterhält substanzielle internationale Beziehungen. Eine etwas weniger bekannte Zahl: Das Durchschnittsalter der Ange­stellten in Schweizer KMU liegt bei 50 Jahren.

Doch diese Zahlen sind nicht neu. Man weiss es: Die Schweiz ist ein Land der KMU. Die kleinen und mittleren Unternehmen sind nicht nur Wertschöpfer, sie sind auch Treiber der Innovation – meist ohne Subventionen durch den Staat, meist ohne als Hype gehätschelt zu werden. Das ist auch gut so, denn nur was sich im Markt bewährt, hat in diesem Zusammenhang Wert.

KMU: Innovativ und sozial

Ganz ohne Subventionen und Forschungsbudget können KMU innovativ sein, weil sie sich auf die Berufsbildung verlassen. Die berufs- und arbeitsmarktnahe Aus- und Weiterbildung ist der Trumpf der KMU. Sie versetzt Mitarbeitende in die Lage, als Unternehmerinnen und Unternehmer zu denken und zu handeln. Nicht umsonst kommen etwa 40 Prozent der Innovationen direkt von den Angestellten. Das ist Wert-Schöpfung im besten Sinne des Wortes.

KMU wirken als Integratoren. Sie bringen junge Leute in den Arbeitsmarkt. Sie zeigen, welche Karriereschritte möglich sind. Sie beschäftigen überproportional viele ältere Arbeitnehmende. Doch KMU-Chefinnen und -Chefs wirken selbst als lokale Integratoren. Sie sind zum Beispiel aktiv im Vereinsleben, in der lokalen Politik oder in der Armee. Das vielfältige Milizengagement schafft gesellschaftlichen Wert.

KMU sind wertvoll – aber wie?

Dass KMU wertvoll sind, ist also klar. Eine ganz andere Frage ist, wie wertvoll sie sind. Genauer gefragt: Ist es nicht oft so, dass sich KMU unter Wert verkaufen? Zum Beispiel in der betrieblichen Realität: Oft berechnen Firmen ihren Wert aufgrund der Bilanz. Weil KMU meist mit schlanken Bilanzen unterwegs sind, ergibt sich einen kleiner Wert. Es ist kulturell ein – löblicher – Teil der Schweizer Zurückhaltung, den eigenen Wert nicht in die Höhe zu treiben. Oft geben sich Firmen jedoch mit Ergebnissen zufrieden, die nichts mit ihrem ganzen Potenzial zu tun haben. Sprich: Sie verkaufen sich unter Wert.

Ein anderes Beispiel ist die Politik: Zwar betonen alle Politikerinnen und Politiker in ihren Sonntags­reden, auf die KMU komme es ganz besonders an. Im Alltag sieht die Sache dann meist so aus: Kaum räuspern sich die Grosskonzerne, eilt ihnen die Politik zur Hilfe. KMU zeigen sich dabei oft – wohl aus unternehmerischer Solidarität – viel zu kompromissbereit. Nicht selten sollen sie am Ende die Zeche für die Grossen bezahlen. Als Beispiele dafür sind etwa die aktuellen Reformen des Aktienrechts oder die Steuervorlage 17 zu nennen.

Wertschätzung einfordern

KMU schöpfen Werte – KMU haben Wert. Das, was man schon lange weiss, soll nun auch eingefordert werden. Der sgv hat für das Jahr 2018 den «Wert der KMU» zu seinem Jahresthema gemacht. Die Vielfalt und Dynamik der KMU stehen dabei im Mittelpunkt. KMU schaffen Werte – betrieblich, ökonomisch, sozial und politisch. Es geht nun also darum, diesen Wert einzufordern. KMU sollen als wertvoll anerkannt – sprich: wertgeschätzt – werden. Zum Einfordern dieser Wertschätzung gehört aber auch, den eigenen Wert klar darzustellen. Dazu will der sgv auch 2018 beitragen.

Henrique Schneider, Stv. Direktor sgv

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