Publiziert am: 07.07.2017

«Diskussionen gehören mit dazu»

PROPARIS – Der neue Präsident von proparis heisst Aldo Ferrari. Er löst in diesem Amt Hans-Ulrich Bigler ab. Was will der Unia-
Gewerkschafter anders machen als der Direktor des Schweizerischen Gewerbeverbands sgv?

Schweizerische Gewerbezeitung: Herr Ferrari, auf den sgv-Direktor folgt der Unia-Gewerkschafter. Da wird sich vieles ändern bei proparis?

n Aldo Ferrari: Nein, dafür gibt es keinen Grund. Hans-Ulrich Bigler hat als Stiftungsratspräsident in den letzten vier Jahren einen sehr guten Job gemacht. Meine Aufgabe ist es, diese Arbeit fortzusetzen und unsere Sammelstiftung gemeinsam mit meinen Stiftungsratskollegen sanft und umsichtig weiter zu entwickeln.

Also weiter wie bisher?

n Sozialversicherung und Altersvorsorge sind Vorhaben mit einer überaus langfristigen Perspektive. Der Betrachtungszeitraum misst sich nicht in ein paar Jahren, sondern in Generationen. Hektik und überstürztes Handeln sind da fehl am Platz. Gefragt sind vielmehr Kontinuität und Weitsicht. Zudem dürfen Sie nicht übersehen: Der Präsident des Stiftungsrats ist Teil eines Gremiums. Wir haben im Stiftungsrat in den letzten Jahren sehr gut zusammengearbeitet. Intensive Diskussionen gehören dabei selbstverständlich mit dazu. Am Schluss haben wir Entscheide gefällt, zu denen alle stehen können. Anders funktioniert das ja auch nicht. Also: Erwarten Sie von mir jetzt keine halsbrecherischen Alleingänge, aber die Entschlossenheit, die angestossenen Arbeiten weiterzuführen, um Antworten zu geben auf die anstehenden Herausforderungen.

Dann gibt es also auch zwischen Ihnen und Hans-Ulrich Bigler keine entscheidenden inhaltlichen Differenzen?

n Politisch gibt es zwischen ihm und mir selbstverständlich grosse Differenzen. Was aber proparis und die Vorsorge betrifft, beurteilen wir die wesentlichen Fragen sehr ähnlich. Die Schweiz verfügt heute über ein ausgezeichnetes Vorsorgesystem. Dem müssen wir Sorge tragen und dafür schauen, dass das auch in Zukunft noch gilt.

Welche Ziele haben Sie sich gesetzt für Ihre Präsidententätigkeit für proparis?

n Zuoberst steht die Sicherheit: Unsere Versicherten müssen sich auf uns verlassen können. Sie müssen wissen, dass wir uns unserer Verantwortung bewusst sind. Für sehr viele Menschen ist ihr Altersguthaben in der Pensionskasse der wesentliche Teil des Vermögens. Das ist viel Geld. Diese Menschen wollen wissen, was mit ihrem Geld in der Pensionskasse passiert und warum. Also ist auch die Kommunikation eine überaus wichtige Aufgabe. Es ist mir wichtig, dass das gut gemacht wird. Und schliesslich möchte ich die laufenden Strukturprojekte zielgerichtet und erfolgreich voranbringen. Sicherheit, Kommunikation, Wandel – das sind meine wesentlichen Stichworte. Und Sie sehen: Auch da unterscheide ich mich nicht sehr von meinem Vorgänger im Amt.

Sie sprechen von Kontinuität und dass es wichtig ist, bei der Vorsorge Schnellschüsse zu vermeiden. Gleichzeitig hört man rundherum, dass die Altersvorsorge in der Schweiz jetzt rasch reformiert werden müsse. Ein Widerspruch?

n Nein, ich sehe hier keinen Widerspruch. Wie Sie wissen, stimmen wir in der Schweiz im Herbst über die «Altersreform 2020» ab. Das ist meines Erachtens nicht nur eine überaus wichtige Reform. Sie ist auch ausgewogen. Damit können wir einen wesentlichen Schritt in die Vorsorgezukunft der Schweiz machen. Vorausschauend, aber ohne Hektik.

Wo steht proparis heute? Was zeichnet die Sammelstiftung aus?

n Einerseits haben wir auch 2016 gute Zahlen erreicht. Darauf dürfen wir auch etwas stolz sein. Andererseits wurden in den letzten Jahren wichtige Strukturprojekte an die Hand genommen und vorangetrieben. Mit dem Resultat, dass wir heute insgesamt gut bis sehr gut aufgestellt sind. Zum zweiten Teil Ihrer Frage: proparis zeichnet sich dadurch aus, dass unsere Stiftung bestens im Schweizer Gewerbe verankert ist. Und dass wir gleichzeitig eine Sozialpartnerschaft leben, die sich sehen lassen kann. Ganz wichtig sind zweifellos auch die gute und enge Zusammenarbeit mit den Versicherern und die damit verbundene hohe Sicherheit für unsere Versicherten. Und schliesslich verfügen wir bei proparis auch über eine vergleichsweise schlanke Organisation: Das hilft Kosten sparen und fördert die Effizienz.

Erlauben Sie noch eine Frage zu Ihrer Person: Wie wĂĽrden Sie sich beschreiben?

n Ich bin ein 55jähriger Gewerkschafter, der sich nicht scheut, im Interesse der Arbeitnehmenden Auseinandersetzungen zu führen – aber fähig ist, Brücken zu bauen und tragfähige Lösungen zu erarbeiten. Ich bin ein überzeugter Föderalist. Mir sind die kulturelle und die sprachliche Vielfalt der Schweiz sehr wichtig. Das Miteinander ist ein zentrales Anliegen für mich, sei es als Gewerkschafter und Vizepräsident der Unia oder mit den Arbeitgebern im Rahmen einer gelebten Sozialpartnerschaft. Das ist mir wichtig, und ich glaube, dass proparis beispielhaft für eine solche Sozialpartnerschaft steht. Mein Interesse an diesem Miteinander hat wohl damals auch meinen Entscheid mitbeeinflusst, dass ich mich nach meiner Erstausbildung als Elektromechaniker zum eidgenössisch diplomierten Sozialversicherungsexperten weitergebildet habe. Bei den Fragen um soziale Sicherheit und Vorsorge geht es ja auch darum, wie wir miteinander umgehen.

Was wünschen Sie sich für Ihre neue Tätigkeit als Präsident von proparis?

n Ich freue mich auf die Zusammenarbeit im Stiftungsrat und ich wünsche mir, dass sie weiterhin so gut bleibt wie bisher. Und ich freue mich ebenso auf die Zusammenarbeit mit der Geschäftsstelle proparis und mit den angeschlossenen Vorsorgewerken. Da sind Profis am Werk. Das macht vieles einfacher. Und nicht zuletzt wünsche ich mir, dass die bei proparis gelebte Sozialpartnerschaft weiterhin so gut harmoniert.

Was wünschen Sie proparis
zum 60-Jahre-Jubiläum?

«Ich wünsche, dass proparis 
im harten Wettbewerb 
besteht. Denn so etwas wie 
proparis gibt es nur einmal.»

Prof. Dr. Kerstin Windhövel, Kalaidos FH

«Ich wünsche proparis 
weiterhin Stabilität und 
Sicherheit. Und ein 
gesundes Wachstum.»

Bruna Campanello, PK IMOREK

«Auf dem Weg in die Zukunft 
soll proparis weiterhin 
die Sicherheit gut pflegen. 
Und die Versicherten.»

Sonja Lienberger-Meier, PK Coiffure & Esthétique

«Dass proparis auch 
künftig erfolgreich wirt-
schaftet. Und die föde-
ralistischen Strukturen 
gut pflegt.»

alt Ständerat Rolf Büttiker, PK Metzger

«proparis soll sich weiterhin 
einsetzen für gute Lösungen 
für die Versicherten. Mit 
den Versicherern.»

Christoph Romang, PK Schuhe-Leder

«Dass proparis zukünftige 
Herausforderungen aktiv 
und mutig angeht. Zum 
Wohl der Versicherten.»

Nationalrat Hans-Ulrich Bigler, sgv

«Parität, Flexibilität und 
Sicherheit zeichnen proparis 
aus. Das soll so bleiben. 
Ich gratuliere herzlich.»

Jörg Bürgi, PK SMGV / feu suisse

«Zur vollen Stärke braucht 
es eine gemeinsame Sicht auf 
die Zukunft. Das wünsche 
ich proparis.»

Olivia Cortesi, Integral Change

«Ich wünsche proparis 
die Fähigkeit, auch künftig 
rechtzeitig auf 
Veränderungen einzugehen.»

Stephan Huwiler, AXA Leben AG

«Ich wünsche 
proparis weiterhin schlanke 
Strukturen. Und viel 
Nähe zum Gewerbe. Denn das
 ist die Basis.»

Beat Ungricht, PK Metzger

PK-Fachmann und Gewerkschafter

Der neue Präsident Aldo Ferrari 
kennt proparis bestens und ist seit 2013 Mitglied von Stiftungsrat 
und Anlageausschuss. Ebenfalls seit 2013 ist Aldo Ferrari Mitglied der 
Versicherungskommission der PK MOBIL. 2016 wählten ihn die Delegierten zum Vizepräsidenten von proparis. Er ist Mitglied der Gewerkschaft Unia und seit 2012 deren Vizepräsident. Er vertritt die Arbeitnehmenden im Stiftungsrat von proparis und in anderen Pensionskassen.

Aldo Ferrari ist Sozialversicherungsfachmann mit eidgenössischem Fachausweis. Der 55jährige Romand 
mit italienischen Wurzeln bildete sich nach einer Lehre als Elektrome-
chaniker zum eidg. dipl. Sozialver-
sicherungsexperten weiter. Seit 
2012 ist er Mitglied der Oberaufsichtskommission Berufliche Vorsorge (OAK BV) und seit 2016 Mitglied 
des Stiftungsrats von Ethos, der Schweizerischen Stiftung für nach-haltige Entwicklung.

In seiner Freizeit geht Aldo Ferrari gerne ins Kino, liest viel – auch sehr gerne die Sportseiten – und geniesst es, mit seinem Motorrad zu fahren.

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