Publiziert am: 23.04.2021

Eine geschlossene Sache

KREISLAUFWIRTSCHAFT – Die Wirtschaft dreht sich im Kreis. Und das ist auch gut so. Denn die ambitionierten CO2-Ziele können nur mit einer Modernisierung des Schweizer Gebäudeparks gelingen. Das führt zwangsläufig zu Abbruchmaterial, Aushub und Bauabfällen. Doch die Bauwirtschaft macht grosse Fortschritte in der Kreislaufwirtschaft.

Ohne Bauwirtschaft keine erfolgreiche Kreislaufwirtschaft. Anlässlich einer virtuellen Pressekonferenz rief eine Allianz aus verschiedenen Branchenverbänden der Bauwirtschaft dazu auf, praxistaugliche Rahmenbedingungen für die Kreislaufwirtschaft zu garantieren und auf Innovationen statt auf Überregulierung zu setzen.

Rund 84 Prozent des Schweizer Abfalls generiert der Bau – über Aushub und Rückbaumaterial. «Rund 70 Prozent der Rückbaumaterialien werden heute bereits wieder verwertet. Die Bauwirtschaft erreicht somit einen höheren Verwertungsgrad als beispielsweise Akkus und Batterien», sagte Gian-Luca Lardi, Zentralpräsident des Schweizerischen Baumeisterverbandes (SBV). Die Bauwirtschaft sei die Schlüsselbranche, um mit Kreislaufwirtschaft den überalterten Gebäudepark modern, verdichtet und energieeffizient zu modernisieren. «Wollen wir die CO2-Ziele erreichen, braucht es eine Offensive im Gebäudepark und eine effiziente Kreislaufwirtschaft. Die Bauwirtschaft kann und will hier eine wichtige Rolle spielen», so Lardi.

Leuchtturm-Beton speichert CO2

Seit Herbst 2020 befasst sich im Parlament eine Subkommission der Kommission für Umwelt, Raumplanung und Energie des Nationalrats mit dem Thema Kreislaufwirtschaft. Nach ersten Anhörungen bestehe das Risiko, dass Überregulierungen bestehende Ansätze aus der Wirtschaft schwächen könnten. Der SBV hat deshalb gemeinsam mit den Branchenverbänden ARV (Baustoffrecycling Schweiz), cemsuisse (Verband der Schweizerischen Cement­industrie) und FSKB (Fachverband der Schweizerischen Kies- und Betonindustrie) proaktiv Lösungen präsentiert.

«Der sorgfältige Umgang mit allen mineralischen Rohstoffen, die bereits heute zu ca. 70 Prozent im Stoffkreislauf gehalten werden, ist das zentrale Element für nachhaltiges Bauen», sagt Daniel Kästli, Vorstandsmitglied des FSKB. Dies beginne schon beim Abbau der Primärrohstoffe, «wo wir einen wichtigen Beitrag leisten können, wenn wir diese verantwortungsvoll regional abbauen, anstatt aus dem Ausland importieren». Es gelte, die Kreisläufe im Sinne des ökologischen Gesamtgleichgewichts im Auge zu behalten. Die Firma Kästli tut dies beispielsweise mit einem umweltfreundlichen Leuchtturm-Recyclingbeton, in Zusammenarbeit mit dem ETH-Spin-off «Neustark» und der KIBAG. Der Leuchtturm-Beton ist in der Lage, CO2 aus der Atmosphäre zu entfernen, zu binden und dauerhaft zu speichern.

Öffentliche Hand muss Vorbildfunktion einnehmen

Die Kreislaufwirtschaft sei ein wesentliches Element zur Erreichung der Schweizer Klimaziele, erklärte cemsuisse-Präsident und Die-Mitte-Nationalrat Gerhard Pfister. Bei der Herstellung von Zement gebe es noch grosses Potenzial. «Wir könnten 400 000 Tonnen CO2 zusätzlich pro Jahr einsparen, wenn Abfälle, die für eine stoffliche Verwertung ungeeignet sind, als alterna­tive Brennstoffe für die Herstellung von Zement eingesetzt würden.»

Kurt Morgan, Interimspräsident von Baustoffrecycling Schweiz, betonte die Vorbildfunktion der öffentlichen Hand, namentlich wenn diese als mit Abstand grösste Bauherrin der Schweiz vermehrt Recyclingmaterial bestelle. «Mit dem seit 1. Januar 2021 in Kraft getretenen neuen Beschaffungsrecht sollen Qualität und Nachhaltigkeit wichtiger werden. Indem in Submissionen der Bau mit Recyclingmaterial auch ausgeschrieben wird, leisten Bauherren einen wirkungsvollen und konkreten Beitrag.» So könne nicht zuletzt auch der Deponieproblematik entgegengewirkt werden.

uhl

INTERAKTIVE AUSSTELLUNG

Die Schweiz 2040

Wie soll die Schweiz in 20 Jahren aussehen? Eine neue interaktive Ausstellung im Verkehrshaus der Schweiz in Luzern zeigt, wie sich die Bevölkerung unser Land im Jahr 2040 vorstellt und wie sich das baulich umsetzen lässt.

Die Ausstellung stützt sich auf eine Umfrage des Schweizerischen Baumeisterverbandes (SBV). Im «Tour d’Horizon», dem Zukunftsturm des SBV, der derzeit beim Verkehrshaus steht, skizzierten über 6000 Personen ihre Vision von der Schweiz 2040. Die nun vorliegenden Umfrageergebnisse werden in einer interaktiven Ausstellung im «Tour d’Horizon» auf spielerische Art erlebbar gemacht. Sie kann noch bis am 30. Mai besucht werden. Geöffnet ist der Tour d’Horizon wie das ganze Verkehrshaus täglich von 10 bis 18 Uhr.

Meist Gelesen