Publiziert am: 14.08.2015

Frauen fördern – jetzt erst recht!

TribĂĽne

Die Aufhebung des Mindestwechsel­kurses ist eine äusserst grosse Herausforderung für die Exportindustrie 
und den Tourismus. Bei vielen Unternehmen fallen mehr Kosten in Schweizer Franken an als Gewinn in unserer Währung. Das Delta zeigt auf, wie stark sich der Gewinn dadurch verringert oder gar rote Zahlen begründet. Darüber hinaus hat die Wirtschaft nach dem 9. Februar und nach dem knappen Ja zur Masseneinwanderungs-Initiative aber auch die Sorge, wie sie in Zukunft die Fachkräfte sichert und dem verlangten Inländervorrang begegnen muss. Konkrete Schritte zu besseren Rahmenbedingungen propagieren Branchenverbände, der Schweizerische Gewerbe­verband sgv und auch die economiesuisse.

Kostensenkungen dank Senkung 
von Regulierungen

Dass es keine einfachen Lösungen gibt, sondern nur ein vernetztes Bündel von Massnahmen zum Ziel führen wird, damit unsere Wirtschaft und unser Wohlstand unterstützt und gesichert werden können, haben die Politik und auch die Wirtschaft verstanden. Eine rasche Verbesserung der Rahmenbedingungen ist nötig. Die Politik darf keine zusätzlichen kostentreibenden Regulierungen propagieren oder gar akzep­tieren und muss sogar viel aktiver als früher dagegen ankämpfen. Notwendige Regulie­rungen sind so anzu­passen, dass die Kosten für Unternehmen gesenkt werden können. Die Kostensenkungs-Initiative der economiesuisse zum Beispiel ist daher zu begrüssen – sie leistet einen Beitrag, dass langfristig die Wettbewerbsfähigkeit erhalten bleibt. Wir wollen weder Sonder­behandlungen einführen, noch die Schuldenbremse aushebeln. Das Vorgehen ist daher umsichtig zu gestalten.

Weiterentwicklung der bestehenden 
und neuen Freihandelsabkommen

Gemäss Stand Dezember 2014 hat die Schweiz allein dank des Handels beispielsweise mit Kanada (Exporte im Jahr 2013 der Schweiz 3239 Mio. Franken gegenüber Importen 
von 700 Mio.), Korea (Exporte der Schweiz 2539 Mio. gegenüber Importen von 
652,4 Mio.) oder der Türkei (Exportvolumen 1994,8 Mio. gegenüber Importen von 
1194,2 Mio.) fantastisch profitiert. Hier gilt 
es anzusetzen und politisch für Freihandels­abkommen und damit zugunsten von Handelserleichterungen zu wirken.

Fachkräftemangel, Inländervorrang und Frauenförderung

50 000 akademisch gebildete Frauen sollen allein gemäss offiziellen Studien nicht im Arbeitsprozess eingebunden und damit für die Wirtschaft nicht nutzbar sein. Diese gilt es abzuholen und zu ermu­tigen, den Um- oder Wiedereinstieg zu wagen. Immer wieder hören wir, dass Männer bessere Perspektiven hätten. Aber noch nie waren die Perspektiven von uns Frauen in der Schweiz so gut wie nach dem 9. Februar 2014 und den dadurch enstandenen Konsequenzen. Wir Frauen können zudem aktiver, viel aktiver unsere Netzwerke pflegen und aufbauen. Organisa­tionen dazu gibt es viele: politische Frauennetzwerke- und Parteien, Schweizer Wirtschaftsfrauen, sprich Business and Professional Women (BPW), KMU Frauen, Frauen Info, ­Alliance F, Woman Back to Business ­(Management-Update für Umsteigerinnen und Wiedereinsteigerinnen an der Universität St.Gallen), Rotarier für Frauen, um nur 
ein paar wenige zu nennen. Am Samstag, 
19. September, wird dazu in Verbindung mit ebendiesen Frauen ein Anlass explizit für Frauen von Frauen und anderen Institutionen organisiert. Wer sich dafür interessiert, melde sich bitte unter fiala@fiala.ch.

Es gilt, Frauen die Hemmung oder gar Angst zu nehmen, ihr berufliches Weiterkommen aktiv an die Hand zu nehmen, sich spiegeln und ermutigen zu lassen. Je besser eine Frau ihre Ausgangslage analysiert und allfällige eigene Schwach­stellen Schritt für Schritt aktiv ausmerzt, desto erfolgversprechender wird ihr beruf­licher Werdegang sich gestalten. Auch der Arbeitgeberverband unterstützt in diese Richtung sehr aktiv. Weiterbildung belebt und motiviert. Ein Assessment zu wagen, spiegelt uns und zeigt auf, wo die Knacknüsse im Bereich unserer Persönlichkeit und Aus­bildung liegen. Der Austausch mit Frauen, die es geschafft haben, kann uns ermutigen. Frauensolidarität auf moderne Art ist top. Quotenforderungen behindern allenfalls mehr, als dass sie uns Frauen nützen. 
Ich wünsche den Vorgesetzten die Weitsicht, Frauenförderung zu betreiben, und uns Frauen den Mut und die Energie, unsere Laufbahn an die Hand zu nehmen. Jetzt!

Abschliessend möchte ich die Fach­kräfte-Initiative des Bundes erwähnen. Diese Initiative wurde von Wirtschaftsminister Schneider-Ammann ins Leben gerufen. Zu den Massnahmen dieser Initia­tive gehört auch die Förderung der Erwerbs­tätigkeit von älteren Arbeitnehmenden. Das Kapitel 3.4 mit dem Titel «Erwerbstätigkeit bis zum Rentenalter und darüber hinaus» des Berichts zur Fachkräfte-Initiative dürfte für die 50+ von Interesse sein.

*Doris Fiala ist Präsidentin des Kunststoffverbands Swiss

Plastics und Mitglied der Gewerbekammer des sgv.

Die TribĂĽne-Autoren geben ihre eigene Meinung wieder;

diese muss sich nicht mit jener des sgv decken.

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