Publiziert am: 21.06.2019

Gestärkt in die Zukunft

CARROSSERIE SUISSE – Der ehemalige VSCI heisst neu carrosserie suisse. Die Delegiertenversammlung in Luzern sagte einstimmig Ja zum ab sofort gültigen Namenswechsel. Und sie segnete den Anschluss an die Pensionskasse «AK Mobil» ab.

Zum 100-jährigen Jubiläum schenkten sich die Schweizer Carrossiers einen anderen Namen: Sie treten neu als carrosserie suisse auf – das etwas sperrige Kürzel VSCI ist Geschichte. Nebst dem Namen wurde selbstverständlich auch das Logo angepasst: blaue Kleinschrift, kursiv, mit einem Schweizerkreuz auf dem «i», unterstrichen von einem orangen Balken. «Die alten Verbandszeichnungen verschwinden komplett», sagte Zentralpräsident Felix Wyss vor den Delegierten im Verkehrshaus Luzern. Nach dem einstimmigen Ja zum neuen Namen brandeten Applaus und Bravorufe auf. Nicht nur zum neuen Namen sagte die DV ja; die Delegierten stimmten ebenso dem Anschluss des Verbands als Trägerverband an die PK Mobil zu – auch für den Fall, dass der Schweizerische Nutzfahrzeugverband ASTAG – hier wird erst 2020 entschieden – einen Beitritt ablehnen sollte. Zudem sagten die Delegierten Ja zur Wiedereinführung einer Geschäftsleitung; inklusive Präsident zählt sie neun Köpfe; darunter ist neu auch Martin Rusterholz, der «Mister Berufsbildung» von carrosserie suisse.

Romands bald voll dabei

Künftig sollen alle Sektionen des Verbands in carrosserie suisse umbenannt werden; die heutige Fédération des Carrossiers Romands (FCR) – sie umfasst das Wallis und die Kantone Freiburg, Waadt und Genf – soll per Anfang 2021 in den nationalen Verband aufgehen; eine ausserordentliche Delegiertenversammlung entscheidet am 5. November darüber. «Das kann nur Gutes bringen», sagte FCR-Präsident Armin Hayoz in Luzern. Vom Zusammenschluss auf nationaler Ebene wird erwartet, dass er dem Verband mehr Durchschlagskraft verleihen wird – «nicht zuletzt gegenüber den Versicherern», wie Hayoz sagte. Auch Präsident Wyss beklagte den «Regulierungs- und Kürzungswahn» der Versicherer – und stellte diesem die stolzen Zahlen von deren Jahresabschlüssen gegenüber.

Per Videobotschaft meldete sich der Aargauer FDP-Nationalrat Thierry Burkart (vgl. auch Interview Seite 2) zu Wort. Der scheidende TCS-Vizepräsident gratulierte aus dem Berner Bundeshaus und wünschte dem neu benannten Verband viel Erfolg für die kommenden 100 Jahre. Eine Geste, die den Österreicher Erik Paul Papinski in Staunen versetzte. «Dass ein Politiker aus der Regierung – wir haben ja im Moment keine mehr – zu einem Verband spricht, ist für mich einmalig», sagte der Präsident des Carrosserie-Weltverbandes (AIRC) in seiner Grussbotschaft. Papinski weiter: «In Zukunft wird unsere Rolle als Dienstleister immer wichtiger.» In Sachen Berufsbildung mache sich sein Land auf jenen erfolgreichen Weg, den die Schweiz schon heute gehe, «die Schweizer Ausbildungswege werden in Österreich gerne übernommen.»

«Zu Unrecht unter Beschuss»

Unter den Gratulanten für den 100-jährigen Branchenverband waren auch Urs Ramseier, Direktor des Swiss Car Register in Safenwil, und Urs Wernli, Zentralpräsident des Auto-Gewerbe-Verbands Schweiz. Ramseier, Spross einer Carrossier-Dynastie, blickte mit launigen Worten auf die ersten 100 Jahre zurück, während sich Wernli der Gegenwart und der Zukunft widmete. «Der motorisierte Individualverkehr (MIV) steht zu Unrecht unter Beschuss. Ohne Motorfahrzeuge geht in der Schweizer Wirtschaft praktisch nichts.» Dies gelte es der Politik und der Verwaltung immer wieder in Erinnerung zu rufen – «gerade auch in den Kantonen». Ob in der Berufsbildung, bei der Arbeitssicherheit – oder eben in der Politik: «Gemeinsam erreichen wir mehr», gab Wernli zu bedenken.

Gerhard Enggist

www.carrosseriesuisse.ch

VETERANENTALK

Aus alten Zeiten

Am Rande der DV von carrosserie suisse moderierte der ehemalige VSCI-Direktor Felix Pohl höchst gekonnt einen Talk mit den vier Verbandsveteranen Alois Renggli, Ruedi Wenger, Sepp Käppeli und Paolo Flückiger zu den Highlights in der 100-jährigen Geschichte von carrosserie suisse. Dabei zeigte sich, dass den Veteranen das Jahr 1974 mit der Neustrukturierung des Verbandes besonders in Erinnerung geblieben ist, oder auch die Jahre 1980 und 2004 mit dem neuen Berufsbildungsgesetz. Ebenfalls unvergesslich: die Gründung der Fédération des Carrossiers Romands (FCR) (vgl. Haupttext) und der verschiedenen Sektionen im Jahr 1971, die Geburt der Berufsbildungs- und Reparaturkommission sowie der üK-Kurse – und in der Hauptsache das Intermezzo mit der Weko, die dem Verband vergeblich Preisabsprachen unterstellen wollte. En/pd

MOBILITÄT DER ZUKUNFT

Das Auto bleibt

Moderiert vom ehemaligen TV-Anchorman Stephan Klapproth referierten und diskutierten Verkehrsexperten anlässlich des 100-jährigen Bestehens des Schweizerischen Carrosserieverbands zur Mobilität der Zukunft.

Jörg Beckmann, Direktor der Mobilitätsakademie des TCS, ist überzeugt: «Das Ende des Verbrennungsmotors ist nicht mehr weit.» Neue Hersteller, neue Fahrzeuge, neue Infrastruktur, neue Geschäftsmodelle, eine neues Verhalten und bald eine neue Gesetzgebung sowie immer wieder Innovationen führten zu einer Entkarbonisierung, einer Entprivatisierung – und der Entmotorisierung im Stadtverkehr der Zukunft. Es sei eine Transformation im Gange, die zu einer Reregionalisierung, einer Entglobalisierung und ganz generell zu einer Entschleunigung führen werde.

Oliver Outboter, zuständig fürs Marketing bei Micro Mobility Systems – Kickboard, Microscooter und bald der Microlino, ein Zwischending aus Auto und Motorrad, gehören zu den Produkten des 1996 von Wim Ouboter gegründeten Unternehmens – beleuchtete die Herausforderungen beim Wachstum der in über 80 Ländern weltweit aktiven Firma.

Peter M. Lenhart von der ZHAW School of Engineering machte sich Gedanken zum «Traum vom fliegenden Automobil» und kam zum Schluss, dass Flugautomaten dereinst vielleicht die Helikopter, nicht aber das Automobil ersetzen würden. Der Grund: zu aufwendig und zu teuer. Dennoch müsse der Luftraum der Zukunft umgestaltet werden, um den neuen Herausforderungen gerecht zu werden.

Daniel Kilcher vom Bundesamt für Strassen (Astra) zeigte sich überzeugt, dass heute die Zeit für eine Weichenstellungen bezüglich neuer Technologien genutzt werden müsse. Und schliesslich plädierte der Philosoph und Physiker Ludwig Hasler für eine effizientere Mobilität, wie sie heute schon in den Städten gelebt werde. «Dieses Lebensgefühl wird sich durchsetzen», ist sich der 75-Jährige sicher. En

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