Publiziert am: 07.04.2017

Holz in Baubranche gut positionieren

LIGNUM SCHWEIZ – Der Baustoff Holz boomt und die Branche hat sich in den letzten Jahren gut positioniert, trotz zunehmendem Druck durch die Frankenstärke sowie andere Faktoren. Der Verband will künftig das Schweizer Holz noch mehr fördern.

Das Bauen mit 0 und der Gebäudeausbau mit nachwachsendem Rohstoff haben in den letzten Jahren eine Renaissance erlebt. Nicht zuletzt hat sich Holz einen Platz in der Stadt und als Material für moderne Mehrfamilienhäuser erkämpft. Gemäss Christoph Starck, Direktor der Lignum Schweiz, kommt dies nicht von ungefähr: «Einschränkungen für den Holzbau aus Sicht der Brandsicherheit sind gefallen. Wer heute zukunftsorientiert baut, achtet auf einen geringen Energieverbrauch in Bau und Betrieb seiner Gebäude.» Und Michael Meuter, Medienverantwortlicher der Lignum, ergänzt: «Holz liefert nicht nur die schlanksten wärmedämmenden Wandaufbauten. Wo die graue Energie zählt, etwa bei Gebäuden für die 2000-Watt-Gesellschaft, kommt fast immer Holz zum Zug.» Auch Sylvia Flückiger, Präsidentin der Lignum Schweiz sowie Unternehmerin in der Holzwirtschaft, bestätigt: «Bauen mit Holz ist schon gelebte Nachhaltigkeit. Bauherren, die ihre Nebenkosten tief halten wollen, gleichzeitig eine hohe Wohnqualität und Ästhetik, aber auch umweltfreundliche Materialien suchen, sind mit Holz an der richtigen Adresse.»

«Bauen mit Holz ist schon gelebte 
Nachhaltigkeit.»

Der Baustoff Holz weist einen Marktanteil von sieben Prozent beim Neubau von Mehrfamilienhäusern, 18 bis 20 Prozent bei neuen Einfamilienhäusern sowie 30 Prozent im Sanierungsbereich auf. Der Baustoff Holz boome zurzeit, weiss Flückiger. «Es wird mehr Holz verbaut als in den Vorjahren, dennoch stehen die inländischen Produzenten unter einem zunehmenden Druck.» Und die Aargauer SVP-Nationalrätin ergänzt: «Der Fall der Franken/Euro-Wechselkursuntergrenze im Januar 2015 war für Wald und Holz ein eigentliches Erdbeben, dessen Schockwellen noch immer nachwirken.» Die Schweizer Waldeigentümer und Rohholzverarbeiter müssen mittlerweile gegen Bauprodukte aus dem Euroraum antreten, die seit 2009 ohne Veränderung rein währungsbedingt um bis zu 40 Prozent billiger geworden seien. «Das lässt sich nicht einfach wegstecken, das geht an das Lebendige», so Flückiger. Der starke Franken 
treffe Sägereien besonders hart. Eine grosse Herausforderung in diesem Zusammenhang sei auch die Materialbeschaffung für weiterverarbeitende Betriebe.

Schweizer Holz stärken

Vor diesem Hintergrund hat die Branche das Marketing für das Produkt Schweizer Holz entschieden hochgefahren. So wurde zusammen mit dem Bundesamt für Umwelt BAFU die Kampagne Woodvetia lanciert. «Die Kampagne setzt sich dafür ein, dass Schweizer Holz in die Köpfe und Herzen der Bevölkerung gelangt», erklärt Meuter. Die Lignum appelliert deshalb an alle Bauherren in der Schweiz, dass sie Schweizer Holz einkaufen. «Wer mit Schweizer Holz baut, hilft dem Schweizer Wald ganz direkt.Das Herkunftszeichen ‹Schweizer Holz› der Holzbranche garantiert für den Ursprung und die Verarbeitung in der Schweiz. Diese Zeichen gilt es weiter zu stärken», betont Flückiger. In der Schweiz wird gemäss Zahlenbasis 2011 37 Prozent Schweizer und 63 Prozent ausländisches Holz verbaut. Im Schweizer Wald wachsen pro Jahr zehn Millionen Kubikmeter Holz, effektiv genutzt werden fünf Millionen. «Das Schweizer Holz sollte bezogen auf die Nachhaltigkeit mehr genutzt werden. Etwa drei Millionen Kubikmeter mehr könnten geerntet werden, ohne die Nachhaltigkeit der Waldbewirtschaftung in Frage zu stellen», stellt Starck fest. Allerdings ist die Holzwirtschaft dabei vor allem auf Nadelholz angewiesen, dieses ist zu 95 Prozent der Grundstoff für Bauzwecke. Anlässlich der Wiederaufforstung nach dem Jahrhundertsturm Lothar wurde der Fokus jedoch vermehrt auf sturmstabileres Hartholz gesetzt. Dieses wird baulich noch kaum genutzt.

«Es wird mehr Holz verbaut als in den Vorjahren, dennoch stehen die inländischen Produzenten unter einem zunehmenden Druck.»

Eine wichtige Rolle spielt der nachwachsende Rohstoff auch bezüglich Energieeffizienz. So wird beispielsweise die Hälfte des Holzes energetisch genutzt. Aber auch beim haushälterischen Umgang mit unseren Umweltressourcen sind Holzbauten eine optimale Lösung. «Sie basieren auf CO2-neutralem Rohstoff, der überall verfügbar ist, sich leicht 
weiterverarbeiten lässt und mit seiner Wärmedämmung prädestiniert ist für energieeffiziente Gebäude», sagt Meuter.

Gleichwertiger Baustoff 
wie Stahl und Beton

Auf der politischen Agenda des engagierten Dachverbandes steht unter anderem die Revision für das Bundesgesetz für das öffentliche Beschaffungswesen. Flückiger hofft, «dass damit der Spielraum für die inländische Wirtschaft besser ausgenutzt werden kann und somit die Wertschöpfung in der Schweiz bleibt». Ebenso unterstützt die Branche die Energiestrategie 2050, worüber am 21. Mai abgestimmt wird. Ein politisches Anliegen ist der Lignum auch die Eurokompatibilität der Schweizer Deklarationspflicht für Holzprodukte. «Da die Schweizer Regelung anders aufgebaut ist als die EU-Handelsverordnung, haben wir ein Hindernis für exportorientierte Unternehmen in der Branche. Darum möchten wir die europäische Holzhandelsverordnung für die Schweiz übernehmen», erklärt Starck.

«Wer mit Schweizer Holz baut, hilft 
dem Schweizer Wald ganz direkt.»

Nebst der Frankenstärke, die die gesamte Branche stark unter Druck bringt, sind auch Nachfolgeregelungen vor allem von Sägereien und Zimmereien eine grosse Herausforderung. «Ebenso gilt es genügend Nachwuchs für die handwerklichen Berufe zu gewinnen», gibt Meuter zu bedenken.

Für Starck ist das Potenzial der Branche enorm: «Holz verfügt über die beste Voraussetzung, um sich aus der Nische zu befreien, in welche es als Baustoff jahrzehntelang verwiesen war. Holz erfindet sich heute materialtechnisch und konstruktiv laufend neu und emanzipiert sich damit zusehends vom Korsett überholter Begrenzungen. Immer mehr Menschen sind sensibilisiert für dieses natürliche Baumaterial.» Auch Flückiger ist überzeugt, «dass der Baustoff architektonisch und technisch heute fast keine Grenzen mehr kennt.» Zugleich wird der nachwachsende Rohstoff immer breiter als unabdingbarer Bestandteil des Weges zur energieeffizienten, klima- und ressourcenschonenden Schweiz erkannt. «Unser Ziel ist es, dass der Baustoff Holz in allen Baubereichen auf 20 Prozent steigt und sich die Branche auf dem jetzt eingeschlagenen Weg weiterentwickelt. Dazu gehört auch, dass Holz ein gleichwertiger Baustoff wie Beton und Stahl ist», so Starck.

Corinne Remund

LIGNUM SCHWEIZ KURZ ERKLÄRT

Starker Verbund für Holz

Die Lignum wurde 1931 von der Wald- 
und Holzwirtschaft als «Arbeitsgemeinschaft für das Holz» gegründet. Schon damals 
ging es da­rum, den Baurohstoff Holz zu fördern und Planern und Architekten zu zeigen, was damit alles möglich ist. Ein wichtiger Kern­bereich der Lignum im Dienst der Mitglieder ist neben den zentralen technischen 
Leistungen die Kommunikation. Damit will der engagierte Verband den Baustoff bekannt machen, die Wissensbasis für die Holzan­wendung verbreiten und den Bekanntheitsgrad von Holz steigern. Hochwertige Fach­publikationen, Wettbewerbe, ein reichhaltiges Web-Angebot sowie auch breitgefächerte 
Medienarbeit bereiten weiter den Boden für das Holz. Besonderes Augenmerk wird auf die Kampagne für mehr Schweizer Holz «Woodvetia» gerichtet.

Die Lignum wirkt mit ihren technischen Schwerpunktprojekten in den Bereichen Brandsicherheit, Schallschutz und Tragwerk als Hebel der Branche, um neue Märkte wie das mehrgeschossige Bauen für Holz zu erschliessen. Dazu gehört die Schaffung von Forschungsgrundlagen, Entwicklungsprojekten, Lobbying für Normen sowie das Erstellen von Anwendungsdokumenten und technischen Dokumentationen. Die Lignum bündelt die Kräfte der Branche auf dem politischen Parkett und ist Ansprechpartner der Holz-branche für Planer, Investoren, Unternehmer, Medien und Öffentlichkeit, Forschungs- 
und Bildungsinstitutionen, Politik und Behörden.

Als Dachorganisation der Schweizer Wald- und Holzwirtschaft vereinigt der Verband sämtliche wichtige Verbände und Organisationen der Holzkette mit insgesamt rund 80 000 Arbeitsplätzen von der Waldwirtschaft über Sägerei, Handel und Holzwerkstoffproduktion bis zu Zimmerei, Schreinerei und Möbelproduktion. Dazu gehören Institutionen aus Forschung und Lehre, öffentliche Körperschaften und Unternehmungen sowie eine grosse Zahl Architekten und Ingenieure.

Der Verband zählt annähernd 4000 direkte Mitglieder. Diese setzen sich zu 60 Prozent aus Architekten und Planern sowie zu 40 Prozent aus Unternehmen der Holzkette (zum Beispiel Schreinereien, Zimmereien etc.) zusammen. Dabei sind praktisch alles KMU. Dass die Lignum Jahr für Jahr viel zuguns-
ten der vermehrten Anwendung von Holz 
bewegen kann, verdankt sie ihren zuverlässigen Trägern. Dazu zählen 14 massgebende Verbände der Branche sowie das engmaschige Netz der regionalen Arbeitsgemeinschaften. Der Verband verfügt auch über einen 
guten Austausch zu Verwaltung. Die Branche generiert jährlich eine Wertschöpfung von rund sechs Milliarden Franken. Das sind ein Prozent des Bruttoinlandproduktes BIP.

CR

Prix Lignum

Wichtige 
Kommunikation

Der Prix Lignum zeichnet den innovativen, hochwertigen und zukunftsweisenden Einsatz von Holz im Bauwesen, im Innenausbau, bei Möbeln und künstlerischen Arbeiten aus. Die herausragenden Leistungen in der Verwendung von Holz sollen damit gefördert und bekannt gemacht werden. Der Preis wird alle drei Jahre in fünf Grossregionen der Schweiz vergeben. Aus den regionalen Gewinnern werden drei nationale Preisträger in den Kategorien Gold, Silber und Bronze gekürt.

Der nächste Prix Lignum wird 2018 verliehen. Die Ausschreibung startet im 1. Dezember 2017.

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