Publiziert am: 04.09.2015

«Keine weiteren Hürden für KMU»

WAHLEN 2015 – Die Unternehmerin Marianne Meister (FDP) kandidiert für den Ständerat. Die Solothurner Gewerbepräsidentin will sich im Stöckli für die Verbesserung der Rahmenbedingungen für die Wirtschaft sowie die Stärkung des Bildungssystems einsetzen.

Unter dem Motto «Marianne macht’s» will die Freisinnige Marianne Meister in der kleinen Kammer in Bern das Gewerbe mit einer starken Stimme vertreten. Als Unternehmerin, Präsidentin des Kantonalen Gewerbeverbandes Solothurn kgv sowie als Gemeindepräsidentin von Messen und Solothurner Kantonsrätin ist sie im Volk und der KMU-Wirtschaft fest verwurzelt und weiss, wo der Schuh drückt. Die Verbesserung der Rahmenbedingungen für Gewerbe und Wirtschaft, die Stärkung des dualen Bildungssystems, die Bekämpfung des Fachkräftemangels sowie wirtschaftsfreundliche Reformen sind ihre grossen politischen Anliegen. «Am 18. Oktober haben wir die Chance, das Erfolgsmodell Schweiz in die Zukunft zu führen. Ein Modell, das auf den liberalen Werten Freiheit, Gemeinsinn und Fortschritt aufgebaut ist und uns Wohlstand gebracht hat. Mit meiner Kandidatur will ich aktiv mithelfen, dass diese Werte im nationalen Parlament gestärkt werden», so die engagierte FDP-Politikerin.

Werkplatz Schweiz erhalten

Anhand eines Besuches in der Andres AG in Lohn-Ammansegg – einer kleinen, aber feinen, gesunden Zulieferfirma in der Maschinenbranche – zeigt Marianne Meister gleich direkt an der Basis, was die Sorgen und Nöte der KMU-Wirtschaft sind. Als exportorientierte Zulieferin ist die Andres AG von der grossen Industrie abhängig und spürt den Druck des starken Frankens sowie anderen Schwankungen in der Wirtschaft. «Momentan sind wir noch ein innovatives Land mit einer tiefen Arbeitslosigkeit, viel Wohlstand und Freiheit und einer exzellenten Lebensqualität – dies alles müssen wir hegen und pflegen, um den Werkplatz Schweiz zu erhalten und zu stärken», betont die dreifache Mutter. Und sie doppelt nach: «Der Kanton Solothurn beispielsweise ist ein Industrie- und Exportkanton. Die Industrie am Jurasüdfuss gehört zur Kundschaft der Andres AG – wandert sie ab, so haben auch die Zulieferfirmen keine Arbeit mehr. Wir sitzen alle im gleichen Boot.» Die Rahmenbedingungen müssten daher für alle stimmen. «Die Bürokratie muss sinnvoll reduziert und Kosten gesenkt werden. Unternehmen dürfen mit nicht noch mehr Abgaben und Steuern belastet werden», betont Meister. Dass dies möglich ist, zeigt ein Beispiel aus der Praxis. «Die Einführung der Kurzarbeit wurde vereinfacht. Dies erspart uns enorm viel Zeit und Papierkram», betont Dominic Andres.

Fachkräftemangel eindämmen

Ein grosses Thema für den KMU-Inhaber ist der Fachkräftemangel: «Es ist schwierig, in der Metallbranche Nachwuchs zu rekrutieren. ­Einerseits schwindet das Interesse der Jungen für technische Berufe und andererseits locken Bürojobs mit attraktiven Löhnen. Viele grosse Firmen haben freie Lehrstellen», stellt Andres fest. Massiv verschärft werde der Fachkräftemangel auch durch die Lohnschere, gibt die Solothurner Ständeratskandidatin zu bedenken: «Ein durchschnittlicher Bundesbeamter verdient 120 000 Franken pro Jahr, bei uns in der KMU-Welt ist dies ein Kaderlohn.» Deshalb müsse so wie die KMU auch der Staatsapparat Kosten senken und die Löhne abspecken, fordert Meister. Gerade auch Betriebe mit tiefen Margen kommen bei den Lohnverhandlungen arg unter Druck und riskieren, gute Leute zu verlieren. Andres und Meister sind sich einig, dass sich im 2. Halbjahr die Folgen des starken Frankens massiv zeigen werden und somit auch der Fachkräftemangel verstärkt werde, gerade in der MEM-Branche. «Wir dürfen nicht zum reinen Dienstleistungsland werden – das wäre verheerend für die Schweiz. Deshalb müssen wir die Aus- und Weiterbildung stärken, insbesondere auch die Nachholbildung für Erwachsene», betont Meister und verweist auf ein Pilotprojekt des Kantons Solothurn – Nachholbildung erwachsener Mitarbeiter –, an welchem auch die Firma Andres mit einem Mitarbeiter beteiligt war. «Wir bilden Hilfsarbeiter intern aus. Mit diesem Projekt können diese Mitarbeiter jedoch eine Berufslehre machen und sind so flexibler auf dem Arbeitsmarkt», sagt Andres.

«Wir brauchen ein auf die Bedürfnisse des Arbeitsmarktes ausgerichtetes Bildungssystem.»

Für Meister sind die Gleichwertigkeit der beruflichen und akademischen Bildung sowie die finanzielle Stärkung der Höheren Berufsbildung ein Muss, um den Fachkräftemangel zu stoppen. «Wir brauchen ein starkes, auf die Bedürfnisse des Arbeitsmarktes ausgerichtetes Bildungssystem. Unser wertvolles duales Bildungssystem ist ein kostbarer Rohstoff unseres wirtschaftlichen Erfolgs. Schleichender «Verakademisierung und Verschulung» der Berufe zu Lasten der Praxisnähe müssen wir den Riegel schieben.» Aber auch das Bundesamt für Gesundheit BVG müsse Anpassung vornehmen und 50- bis 60-Jährige wieder in den Arbeitsprozess bringen. «Das Rentenalter sollte schrittweise auf 67 erhöht werden. Wir brauchen dabei flexible Möglichkeiten», sieht Meister eine weitere Massnahme zur Eindämmung des Fachkräftemangels. Ebenso müssten die Bilateralen I mit der Personenfreizügigkeit als Herzstück im Rahmen der Umsetzung der Masseneinwanderungs-Initiative unbedingt erhalten bleiben. Sie müsse möglichst wirtschaftsfreundlich umgesetzt werden, so dass der Werkplatz Schweiz nicht leide.

Keine neuen Steine für 
Gewerbe und Wirtschaft

Auch die Energiestrategie 2015 ist ein Thema für die Andres AG. «Wir sind ein sehr energieintensiver Betrieb und deshalb auf unternehmerfreundliche, zahlbare Strompreise und Versorgungssicherheit angewiesen», betont der junge Patron. Dies sieht auch die engagierte Kantonsrätin aus dem solothurnischen Buechibärg so: «Die Unternehmen treffen ökologische Massnahmen, ohne dass sich der Staat einmischen muss.» Für die KMU-Frau ist klar, dass der Wirtschaft keine neuen Steine in den Weg gelegt werden dürfen wie beispielsweise linkssozialistische Initiativen «AHV plus» oder «Kündigungsschutz für Über-50-Jährige».

Corinne Remund

ANDRES AG

Höchste ­Präzisionsarbeit

Die Andres AG im solothurnischen Lohn-Ammannsegg ist spezialisiert auf Präzisionsdrehteile. Diese werden weltweit in Produkten verschiedenster Branchen eingesetzt. Im Speziellen produziert das Hightech-KMU für Unternehmungen aus der Medizin- und Uhrenindustrie, aber auch in der Verbindungs-, Mess- und Regeltechnik und im Werkzeugbau werden die Produkte verwendet. Der renommierte Familienbetrieb exportiert hauptsächlich nach Deutschland, aber auch nach Asien, Skandinavien und in die USA. Inhaber und Geschäftsführer Dominic Andres führt den Betrieb in der 3. Generation. Er beschäftigt 22 Mitarbeitende und bildet zwei Lernende in den Berufen Poly- oder Produktionsmechaniker aus. Das KMU vereinigt Erfahrung, Qualität, Innovation sowie «swiss made» und ist so ein zuverlässiger und flexibler Partner in der Metallbranche. CR

MARIANNE MEISTER

Gewerbepolitisch engagiert

Marianne Meister ist im solothurnischen Messen aufgewachsen, wo sie heute mit ihre Familie lebt. Sie ist seit 2007 Gemeindepräsidentin und somit fest im Volk verwurzelt. Zusammen mit ihrem Ehemann führt sie den eigenen Familienbetrieb, ein Lebensmittelgeschäft. Die Mutter von drei erwachsenen Kindern engagiert sich im Solothurner Kantonsrat, dem sie seit 2009 angehört, für die Kerngebiete «Gewerbepolitik, Gemeindepolitik

sowie Bildung».

Die FDP-Politikerin steht zudem seit Mai 2013 als Präsidentin an der Spitze des Kantonalen Gewerbeverbandes Solothurn, wo sie sich mit viel Herzblut für die kleinen und mittleren Unternehmen einsetzt. Sie will den Ständeratssitz für die Freisinnigen und vor allem für die Frauen im Kanton Solothurn bei den Wahlen vom 18. Oktober 2015 zurückerobern. CR

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