Publiziert am: 11.08.2017

«Keinesfalls eine volle Transparenz»

GERMANN WIGGLI – Der Vorsitzende der Geschäftsleitung der WIR-Bank sagt offen, dass mit der Fülle an Neuerungen in der WIR-Welt auch einige Kunden überfordert wurden.

Schweizerische Gewerbezeitung: WIR hat im Alleingang entschieden, volle Transparenz bei den Daten ihrer Bankkunden im Inland einzufĂĽhren. Was war der Grund dafĂĽr?

n Germann Wiggli: Ihre Fragestellung ermöglicht mir gleich zum Einstieg eine Präzisierung oft gehörter Kritik: Die Entbindung vom Bankkundengeheimnis bedeutet keinesfalls eine volle Transparenz bei den Daten unserer Kunden. Auch mit dem Verzicht auf das Bankkundengeheimnis sind unsere Kunden durch das Datenschutzgesetz und den Persönlichkeitsschutz vor der Weitergabe von vertraulichen Informationen weiterhin geschützt. Wir werden ­garantiert keine sensiblen Daten wie Kontostände oder Kreditvolumen unbefugten Dritten mitteilen. Der Grund für diesen Schritt ist einfach: Die Basis des WIR-Systems bilden die KMU-Kunden. In der alten WIR-Welt gab es auch stille Teilnehmer, die zwar Teil des Netzwerkes waren, aber nicht ohne weiteres als WIR-Partner identifiziert werden konnten. So konnten wir die effektive Stärke unseres Netzwerks nie nutzen – und mit «wir» meine ich nicht nur uns als Bank, sondern insbesondere alle teilnehmenden KMU. Wie sinnvoll ist ein Netzwerk, in dem sich die Teilnehmer gegenseitig nicht kennen?

«Wir haben bewiesen, dass wir Feedbacks unserer Kunden ernst nehmen.»

Zudem hat WIR ihre Allgemeinen Geschäftsbedingungen (AGB) geändert. Viele Gewerbetreibende scheinen damit nicht zufrieden zu sein. Weshalb sind diese Änderun-gen so umstritten?

n Hauptkritikpunkt war die vorhin diskutierte Transparenz – seit November sind nun aber schon über 11 000 bisher «stille» Teilnehmer auf dem WIRmarket neu sichtbar geworden. Zudem haben wir im Februar bewiesen, dass wir die Feedbacks unserer Kunden ernst nehmen: So wurde unter anderem die WIR-Annahmeverpflichtung pro Geschäftsabschluss limitiert.

Können Sie den Ärger mancher KMU-Chefs nachvollziehen?

n Natürlich. Es ist doch klar, dass solch grundlegende Änderungen wie eine komplette Modernisierung der WIR-Welt auch kritische Stimmen hervorrufen. Mit der Fülle an Neuerungen – etliche neue digitale Produkte, frischer und selbstbewusster Markenauftritt und Transparenz im Netzwerk – haben wir sicher auch einige überfordert. In persönlichen Gesprächen konnten wir eigentlich immer Klarheit schaffen. So haben auch viele Kritiker, die beispielsweise in Medienberichten genannt worden sind, sich mittlerweile zur neuen WIR-Welt bekannt und den AGB zugestimmt.

Was tut die WIR-Bank-Genossen-schaft, um beim Gewerbe weiterhin beliebt zu bleiben?

n Das WIR-Netzwerk weiter stärken. Denn WIR bedeutet Stärkung des Binnenmarktes; alle Umsätze kommen direkt der Schweizer Wirtschaft zugute. Miteinander Geschäften soll durch konsequente und vor allem sinnvolle Digitalisierung weiter vereinfacht werden. Neue Produkte und neue digitale Kanäle ermöglichen es dem WIR-System, sich als das stärkste KMU-Netzwerk der Schweiz zu behaupten – und dies in wirtschaftlich guten, aber vor allem auch in schwierigen Zeiten.

Interview: En

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