Publiziert am: 08.09.2017

Lawinensicher dank Innovationen

WYSSEN AVALANCHE CONTROL AG – Die Firma hat sich durch die Konstruktion von Lawinen-Sprengmasten einen Namen gemacht. Die Marktführerin im Bereich kontrollierte Lawinenauslösung erschliesst die Märkte in Norwegen, Kanada, USA und Chile.

Bald ist es wieder Winter und es schneit. Was Touristen und Schneesportler freut, bereitet all jenen Sorgen, die für die Sicherheit auf Strassen, Schienen und Pisten verantwortlich sind. Lawinen gefährden In­frastruktur, Siedlungsraum und Menschenleben. Wenn es um den Lawinenschutz geht, so hat die Wyssen Avalanche Control AG die Nase vorne. Das KMU in Reichenbach hat viel Erfahrung in diesem Bereich. Dank eines kompetenten Teams von Experten, die sich seit Jahren mit der Thematik beschäftigen, und Spezialisten, die sich mit den lokalen Verhältnissen auskennen, ist das Unternehmen aus dem Berner Oberland in der Schweiz und in Österreich führend.

Das Unternehmen findet seinen Ursprung in der Wyssen Seilbahnen AG, die 1926 von Jakob Wyssen sen. gegründet worden war. Sein Grossenkel Samuel Wyssen spezialisierte sich im Jahr 2000 mit der Wyssen Avalanche Control AG im Bereich kontrollierte, ferngesteuerte Lawinenauslösung. Die beiden Firmen werden in der dritten Generation unter einem Dach geführt. Zusammen mit Wyssen sind noch seine drei Cousins im Geschäft. Vor Ort arbeiten 26 Leute, darunter 4 Lernende, 7 weitere Mitarbeiter sind in Niederlassungen in Österreich, Norwegen, Kanada und Chile tätig.

Eng mit Spin-offs und 
Start-ups zusammenarbeiten

Die zündende Idee war damals die Entwicklung und Konstruktion des Lawinen-Sprengmastens. «Mit einem fix installierten Sprengsystem lassen sich Lawinen aus sicherer Distanz auslösen», erklärt CEO Samuel Wyssen. Mittlerweile hat das Unternehmen weltweit 360 Anlagen installiert, allein in diesem Jahr sind es rund 
30 Projekte.

«Wir finden auch 
unkonventionelle Lösungen, wenn 
es die Umstände 
erfordern.»

Die Wyssen-Sprenganlagen schützen heute viele Skigebiete und Verkehrswege und sind weit verbreitet: Beispielswiese stehen im Silvretta-Gebiet über 120 Sprengmasten, in der Jungfrau-Region 17, in Zermatt 58 und in St. Moritz 32 Anlagen. Das Unternehmen macht 80 Prozent seines Umsatzes mit den Sprenganlagen. Daneben bietet der Lawinenspezialist immer wieder neue innovative Produkte an: komplexe Lawinendetektionssysteme, Dienstleistungen für Wartung und Betrieb oder Bedienungssoftware für die Sprenganlagen (siehe Kasten).

Damit stärkt das Unternehmen seine Stellung als technologischer Leader. In nur fünf Jahren ist es dem KMU gelungen, zum Marktführer in der Schweiz und in Österreich aufzusteigen. Dies ist gemäss Wyssen einem ausgezeichneten Team, starker Innovationskraft und hervorragender Qualität zu verdanken. «Unsere Produkte und Konzepte sind sicher überzeugend, aber auch eine gute Nachfrage, der heftige Lawinenwinter 1999 sowie eine Portion Glück haben uns zu unserem Erfolg verholfen», so Wyssen. Um im hart umkämpften Wettbewerb vorne an der Spitze dabei zu sein, bedarf es auch eines grossen Einsatzes in der Entwicklung: «Wir arbeiten eng mit Spin-offs und Start-ups zusammen. Wir greifen die Projekte im wissenschaftlichen Stadium auf und integrieren sie – wenn sie ausgreift sind – in den operativen Betrieb. Wir sind die Schnittstelle zwischen Wissenschaft und Praxis.» Ein Beispiel dafür ist ein Infraschallsystem, das sonst für Vulkanausbrüche benutzt wird. «Es wurde an der Universität in Florenz entwickelt, und wir benötigen es jetzt, um Lawinen zu detektieren. Unsere Kernkompetenz liegt darin, dass wir genau wissen, was der Praktiker vor Ort benötigt», so Wyssen. Ein grosses Anliegen ist Wyssen und seinem Team der Aspekt des Umweltschutzes. «Unser Lawinenschutzsystem ist sehr umweltschonend und ein geringer Eingriff in die Natur. Wir verwenden sogar biologisch abbaubare Sprengladungsbehälter», erklärt Wyssen.

Kompetent vor Ort präsent

Beim Berner Oberländer Unternehmen kennt man die Tücken der Berge, und das weckt auch im Ausland Vertrauen. Die Wyssen Avalanche Control AG generiert 65 Prozent des Umsatzes durch Export. Österreich ist mit 32 Prozent grösster Abnehmer – dicht gefolgt von Norwegen, wo sich die jahrelange Aufbauarbeit gelohnt hat. Dazu Wyssen: «Wir konnten für den Kunden ein Gesamtpaket schnüren, mit dem er zufrieden ist.» Das Rundumpaket zum Lawinenschutz umfasst den Bau der Sprenganlagen wie auch den gesamten Lawinensicherungsdienst – von der Gefahrenbeurteilung bis zur Sprengung. Die direkte Marktbearbeitung durch eigene Niederlassungen vor Ort sieht Wyssen als wichtigsten Erfolgsfaktor im internationalen Geschäft: «Dies stärkt unseren Brand und erlaubt es, bei der Angebotsgestaltung direkt Einfluss zu nehmen. Wir finden auch unkonventionelle Lösungen, wenn es die Umstände erfordern.» Nach gründlichen Marktanalysen blickt der Lawinenspezialist nun nach Übersee. In Kanada wurden erste Geschäfte abgewickelt, nun werden Vertretungen in den USA und in Chile aufgebaut. Auch hier baut Wyssen auf sein Erfolgsrezept: «Mit dem eigenen Brand präsent, auch wenn es zuweilen Zeit und Geduld braucht, um die richtigen Leute zu finden. Gleichzeitig werden weitere neue Angebote entwickelt. «Nie stillstehen» lautet die Devise für die Zukunft. «Wir wollen noch mehr neue Märkte erschliessen und auch am Standort Reichenbach festhalten, wenn möglich noch mehr Arbeitsplätze schaffen», betont Wyssen.

Corinne Remund

MIT Innovation zum Prix montagne 2017

Rundumpaket zum Lawinenschutz

Die Wyssen Avalanche Control AG hat sich auf den Lawinenschutz spezialisiert. Mit viel Erfolg dominiert das familiengeführte Unternehmen aus dem Kandertal den Markt und wartet immer wieder mit neuen, geradezu revolutionären Hightech-Produkten auf. Soeben hat das Unternehmen den mit 40 000 Franken dotierte Prix Montagne 2017 gewonnen. «Innovation gehört zu unserer Firmenkultur. Sie funktioniert nur, wenn sie auch ausgiebig gepflegt wird», erklärt CEO Samuel Wyssen. Dazu gehört für ihn, dass die Mitarbeitenden sich in ihrem Arbeitsumfeld wohl fühlen, sich mit der Firma identifizieren und dementsprechend als Team Ideen einbringen. «Um sich weiterzuentwickeln, muss man Dinge ausprobieren, Fehler akzeptieren und daraus lernen. Ebenso muss auch Platz für die Neugierde sein», so Wyssen. Entwicklung und Innovation sind fest im Jahresbudget eingeplant.

Technologische Fortschritte

Die Geschäftsfelder des Unternehmens umfassen die vier Bereiche Sprenganlagen, Monitoring, Software und Services, in welchen sehr viel Innovationskraft steckt. Der Wyssen- Lawinen-Sprengmast dient zur vorbeugenden kontrollierten Auslösung von Lawinen mittels ferngesteuerter Sprengung. «Die Auslösung einer Lawine erfolgt über eine Webapplikation, welche einen codierten Befehl an die Steuerung der Anlage zum Einleiten der Sprengung schickt», erklärt Wyssen. Die Verbindung zur Sprenganlage wird via Mobilfunk-
netz von Smartphone, Tablet oder Computer hergestellt.

Temporäre Schutzmassnahmen haben zugenommen

Das Unternehmen ist mit der benutzerfreundlichen und autonomen Bedienungssoftware WAC.3 technologieführend. «Damit wird die Sprenganlage laufend überwacht, was äusserst wichtig im Hochgebirge ist», sagt Wyssen. Die Wyssen Avanlanche Control AG bietet auch diverse Systeme zur Lawinendetektion an. Dazu gehören Radaranlagen, Ultraschallmesssysteme sowie Lasermessgeräte. «Die temporären Schutzmassnahmen vor Lawinen haben in den letzten Jahren massiv an Bedeutung gewonnen, und der Bedarf an sichtunabhängigen Detektionsanlagen zur Verifikation des Sprengerfolges ist gross», betont 
Wyssen. Der Service umfasst die Herstellung und Lieferung der Produkte, aber auch die Inbetriebnahme der Systeme sowie die Instandhaltung. Dank seiner guten Leistungen wurde das KMU am Aussenwirtschaftsforum von Switzerland Global Enterprise als Finalist des Export Award 2017 geehrt. CR

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