Publiziert am: 13.08.2021

Lust auf etwas Neues

QUEREINSTEIGER – Sie werden gesucht und gefunden. Weil die Pandemie den Strukturwandel ­beschleunigt hat. Aber auch weil es einem Trend entspricht, weniger lange für die gleichen Arbeitgeber ­tätig zu sein und im höheren Erwerbsalter sinnstiftende Tätigkeiten aufzunehmen.

Keine Frage, die Pandemie hat auch den Arbeitsmarkt mächtig durcheinandergewirbelt. Zunächst waren es vor allem schlechte Nachrichten, die auch an dieser Stelle in beinahe jeder Ausgabe überbracht werden mussten. So klischeehaft es auch tönen mag: Jede Krise bietet auch Chancen. So verhält es sich auch mit Quereinsteigern.

Nicht alle haben sich in den letzten Monaten freiwillig umorientiert. Viele sahen sich dazu gezwungen, sahen in der eigenen Branche schlicht keine Zukunft mehr. An­dere haben sich mehr oder weniger erfolgreich durch die Krise gekämpft, sehen nun aber im Aufschwung die Zeit für einen Wechsel gekommen. Im Folgenden sei beleuchtet, was auf Quereinsteiger zukommt, wie die Neuorientierung gelingen kann und auf was man sich einstellen muss.

Warum nicht temporärbeginnen?

Unzufriedenheit, schlechte Jobaussichten. Die Gründe können vielfältig sein, doch ein Quereinstieg kann sich für viele Menschen lohnen. Ein guter Einstieg ist die Temporärarbeit. Sie ist nicht so bindend, Quereinsteiger als auch Unternehmen können herausfinden, ob die neue Situation auch wirklich passt. Zudem ist die Temporärarbeit meist auch finanziell attraktiv.

Wichtig ist eine positive Einstellung: Quereinsteiger sind im heu­tigen Arbeitsmarkt nichts Aussergewöhnliches mehr – vielerorts ­sogar sehr erwünscht. Soft Skills nehmen an Bedeutung zu, und diese lassen sich fast immer übertragen, im Gegensatz zu spezifischem Fachwissen.

Trotzdem muss man wissen, was man genau will. Weshalb war ich im vorherigen Job nicht zufrieden? Wie sollen Beruf und Privatleben in Einklang gebracht werden? Wie wird oder soll sich mein Leben in den nächsten Jahren entwickeln? Diese Fragen sind manchmal unangenehm und können auch nicht immer genau beantwortet werden. Es ist aber insbesondere wichtig zu wissen, weshalb man überhaupt den Wechsel sucht. Denn wenn es nur am nervigen Chef lag, muss nicht zwingend das ganze Berufsleben auf den Kopf gestellt werden.

Vitamin B: It never gets old

Um festzustellen, wie realistisch die eigenen Vorstellungen und Ziele sind, helfen Gespräche. Beispielsweise mit einem Berufs- und Laufbahnberater, aber auch mit Freunden, die einen gut einschätzen können oder mit Kollegen, die bereits im designierten Traumberuf arbeiten.

Überhaupt sind Freunde und Kollegen ein gutes Stichwort: Nichts ist wertvoller als ein gutes Netzwerk. Nutzen Sie es! Dazu müssen Sie kein Networker und auf LinkedIn aktiv sein. Jeder und jede hat ein Umfeld und die meisten darin gehen einer Arbeit nach. Vitamin B ist äusserst wertvoll, auch wenn es «nur» um die Informationsbeschaffung geht.

Geduld: Das musste ja kommen. Sie fangen zwar nicht bei null an, aber es dürfte sich manchmal so anfühlen und ist auch normal, insbesondere wenn man sich weit von seinem ursprünglichen Metier wegbewegt. Dafür müssen Sie auch mal die Extrameile gehen. Prak-tikum, Schulbank drücken oder ein Lehrgang absolvieren: Sie wollen doch ihr Ziel erreichen? Nun, auch ihre neuen Arbeitskollegen haben ihre Ausbildungen und Werdegänge. Von nichts kommt nichts!

Das liebe Geld

Nicht jeder ist in der gleich komfortablen Lage. Gerade wenn Sie aus finanziellen Gründen unbedingt einen neuen Job brauchen, bleibt oft nicht viel Spielraum. Falls es aber irgendwie möglich ist: Bil-den Sie Rücklagen. Eine Aus- oder Weiterbildung kostet schnell viel Geld. Als Quereinsteiger ist es zudem gut möglich, dass Sie nicht von Beginn weg das gewünschte oder das bisherige Lohnniveau erreichen. Das muss Ihnen allerdings schon von Anfang an bewusst sein.

Nicht selten wird ein Quereinstieg gewagt, weil man sich einen Job sucht, der einem mehr Sinn im ­Leben verleiht. Dabei auch noch auf Anhieb gutes Geld zu verdienen wäre zwar schön, den Fünfer und das Weggli gibt es aber selten aufs Mal.

Adrian Uhlmann

LANGZEITARBEITSLOSIGKEIT

Negativspirale

Die Lage auf dem Schweizer Arbeitsmarkt verbessert sich kontinuierlich. In einem Punkt allerdings sieht es nicht so rosig aus: bei der Langzeitarbeitslosigkeit.

Als langzeitarbeitslos gilt, wer länger als ein Jahr bei den Regionalen Arbeitsvermittlungszentren (RAV) angemeldet ist. Gemäss dem Staatssekretariat für Wirtschaft SECO sind das derzeit gut 34 000 Personen und damit mehr als doppelt so viele wie vor der Krise. Da im Lockdown kaum jemand angestellt wurde, verharrten die Menschen in der Arbeitslosigkeit. Zudem wurde der Taggeldbezug ausgeweitet, Arbeitslose erhielten über neun Monate zusätzlich Taggeld. Die Krux bei der Sache: Je länger jemand auf Jobsuche ist, desto schwieriger ist es, wieder im Arbeitsmarkt Fuss zu fassen. Eine Negativspirale.

Dennoch gibt es Grund zur Hoffnung. Mit 60 000 offenen Stellen wurde ein Rekordwert erreicht. Damit stehen die Zeichen gut, dass wieder mehr Menschen beschäftigt werden – auch Langzeitarbeitslose.

uhl

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