Publiziert am: 08.04.2022

Mobilität am Laufen halten

SWISS AUTOMOTIVE AFTERMARKET – Die Garagenzulieferer sind ein wichtiges Zahnrad im Mobilitätsgefüge. Sie meistern die aktuellen Herausforderungen und sorgen dafür, dass die Räder sich weiterdrehen. Dabei richtet sich die Branche auf neue Technologien und Bedürfnisse der Konsumenten aus.

Sie spielen eine wichtige Rolle im Schweizer Autogewerbe: Zulieferer wie zum Beispiel ESA, Derendinger, Technomag, Hostettler oder KSU A-Technik. Denn ohne Ersatzteile und Werkzeuge läuft in der Garage gar nichts. «Die Garagenzulieferer sind für die Mobilität ebenso wichtig wie die Hersteller, die Importeure und die Garagen. Ohne sie könnten die Fahrzeuge nicht repariert werden, was schlussendlich zum Stillstand der Gesellschaft führen würde», sagt Diego de Pedrini, Geschäftsführer des Swiss Automotive Aftermarket SAA. Die grosse Bedeutung zeigte sich letztmals in der Corona-Pandemie, bei welcher das Garagengewerbe mit seinen Zulieferern als systemrelevant eingestuft wurde und seiner Arbeit auch im Lockdown nachkommen musste. «Die Zusammenarbeit mit den Garagen war und ist sehr gut. Gerade in aussergewöhnlichen Situationen wie einer Pandemie ist es sehr wichtig, dass sich der Garagist auf seine Lieferanten verlassen kann», so Giorgio Feitknecht, SAA-Vorstandsmitglied. Die Mitglieder des SAA, welche die Garagen- und Carrosseriebetriebe bedienen, unterstehen dem SAA-Gütesiegel (Swiss Quality Supplier) und unterstützen die Garagen professionell.

In den letzten Jahren haben sich die Firmen im hoch agilen Garagenzuliefermarkt immer mehr spezialisiert und bieten dementsprechend immer individuellere Produkte und Services an. In der Schweiz gibt es zudem mehr Garagenbetriebe als in anderen Ländern. Dazu Silvana Marchesi, SAA Geschäftsstelle: «Der Schweizer ist lokal verbunden und nicht bereit, zu weit in eine Garage fahren zu müssen oder zu lange auf das Auto zu verzichten.» In der Schweiz werden die Garagen daher mehrmals am Tag beliefert – denn Zeit ist für den Schweizer Geld, weshalb eine höhere Bereitschaft da ist, für die Reparatur, die schnelle Lieferung und für die zertifizierten Produkte mehr zu bezahlen.

Grosses Potenzial bei «Tuning und Zubehör»

Sehr wichtig für die Branche ist Qualität. Die Mitgliedschaft versteht sich in der Branche als Gütesiegel. Alle Produkte sind entweder zertifiziert, geprüft, homologiert oder stammen von renommierten Lieferanten. «Kompetente Kundenberatung, branchenspezifische Lösungen, Einhaltung von Gesetzen und Normen, ein guter Service und Support bis zu fachgerechter Entsorgung sind einige der Voraussetzungen, die ein SAA-Mitglied erfüllen muss», erklärt Marchesi. Dies betrifft sowohl Mobilitätsgewerbe, Werkstatteinrichtungen, Ersatzteile, Zubehör und Tuning als auch den Nutzfahrzeugbedarf, die Informatik sowie Schmierstoffe und Chemie.

«Das 1. Quartal 2022 zeigt, wie stark die Garagenzulieferbranche vom CoronaVirus und vom Ukraine-Krieg betroffen ist.»

Positiv entwickelt hat sich die Sparte «Tuning und Zubehör», denn viele Garagen und Händler haben das Potenzial erkannt, das dieser Bereich bietet und tätigen zusätzliche Investitionen. Dazu Markus Brunner, SAA-Vorstandsmitglied: «Diese Fachgruppe spielt mit dem Bereich Reifen und Felgen eine sehr wichtige Rolle im Aftermarket und macht einen erheblichen Teil des Umsatzes des Ersatzmarktes aus.» In der Branche ist die Digitalisierung omnipräsent: So sind die Anlagen in den Werkstätten komplizierter geworden, weil sie einfach auch mehr können müssen – denn eine qualifizierte Wartung und generell zertifizierte Produkte stehen im Vordergrund. Eine aussagekräftige, reproduzierbare Dia-gnose, die auch die kompliziertesten Fehler schnell entdeckt, bringt der Branche eine hohe Anerkennung und verbessert das Image. «Sie senkt zudem die Kosten und erhöht den Kundennutzen – durch eine richtige und effiziente Diagnose kann der Garagist auch seinen Deckungsbeitrag erhöhen», stellt Erhard Luginbühl, SAA-Präsident fest.

Der Zugang zu Fahrzeugdaten, steigende Rohstoff-, Material- und Transportkosten sowie Lieferverzögerungen, Lieferengpässe und Lieferstopps sind die aktuellen grossen Herausforderungen der Branche. «Die Engpässe bei den Neuwagenlieferungen hatten einschneidende Konsequenzen für den Neuwagenhandel mit einem Rückgang von über 20 Prozent gegenüber der Vorcoronazeit», sagt Giorgio Feitknecht, SAA-Vorstandsmitglied. Dies habe aber auch dazu geführt, dass die Konsumenten ihre Fahrzeuge länger fahren als geplant. Entsprechend seien dies positive Auswirkungen auf das Werkstattgeschäft. Es muss nun beobachtet werden, ob, und wenn ja, wie sich das Konsumverhalten auf Grund der Pandemie und des Ukraine-Kriegs verändert.

«Das 1. Quartal 2022 wird zeigen, in welchem Ausmass die Garagenzulieferbranche vom Coronavirus und vom Ukraine-Krieg betroffen sein wird. Die globalen Kapazitätsengpässe werden länger anhalten und weitere Preissteigerungen werden kommen, was den Geschäftsgang im Aftermarket sicher beeinflussen wird», so Feitknecht. Hält der Ukraine-Krieg länger an, so werden Rohstoffe und Energiepreise in Rekordhöhe steigen, was die Konjunktur verlangsamen und die Inflation ankurbeln würde.

Gleich lange Spiesse fĂĽr alle

Der SAA baut auf eine Zukunft auf, die faire Marktbedingungen für die Akteure der Garagenzulieferbranche garantieret. Dazu hat sich der SAA mit einer breiten Allianz und guten Argumenten für die Motion Pfister eingesetzt. Mit der Annahme der Motion schützt nun das Parlament Konsumentinnen und Konsumenten wie auch Schweizer KMU aus dem Autogewerbe vor wettbewerbsverzerrenden Praktiken. Zudem hat sich der SAA mit anderen Verbänden für ein «Nein zum CO2-Gesetz» eingesetzt. Nach Auffassung des SAA handelte es sich keineswegs um einen gut austarierten Kompromiss. «Wir setzen uns mit dem Wirtschaftskomitee «Nein zum CO2-Gesetz» weiterhin dafür ein, den eingeschlagenen Weg zur Senkung des schweizerischen CO2-Ausstosses weiterzuführen und unterstützen die Erarbeitung einer mehrheitsfähigen, marktnahen und liberalen Klimapolitik», betont Marchesi. Der SAA setzt sich auf internationaler Ebene mit FIGIEFA, aber auch auf nationaler Ebene dafür ein, dass der Zugang zu Fahrzeugdaten bestehen bleibt, dass die Cyber-sicherheit nicht von den Fahrzeugherstellern missbraucht wird und die Anbieter des freien Aftermarkets benachteiligt werden.

Obwohl die Garagenzulieferer aufgrund der aktuellen Weltlage eher pessimistisch in die Zukunft schaut, ist das Zukunftspotenzial der Branche gross: «Die Voraussetzung dazu ist, dass sich unsere Branche konsequent auf die neuen Technologien und Bedürfnisse der Konsumenten ausrichtet und ihre Dienstleistungen dementsprechend anpasst und ausbaut», so Stefan Thönen, SAA-Vorstandsmitglied. Corinne Remund

www.saa.swiss

SWISS AUTOMOTIVE AFTERMARKET SAA

65 Firmen, 3000 Mitarbeitende – und bald 70 Jahre alt

Die Gründung des Schweizerischen Verbandes der Grosshändler und Importeure der Motorfahrzeugzulieferbranche SGM 1952 steht im Zeichen zweier wichtiger politischer Merkmale der fünfziger Jahre: Einerseits hat die Erfahrung aus der Kriegswirtschaft mit einer Unzahl von staatlichen Einschränkungen und Kontrollen dazu geführt, dass sich die Branchen organisieren mussten. Andererseits waren die Anbindung und der Kontakt zur internationalen Organisation zentral. 2002 folgte der Namenswechsel in Swiss Automotive Aftermarket SAA.

Der SAA setzt sich für den unabhängigen Automotive Aftermarket in der Schweiz ein. Die Mitgliedschaft versteht sich in der Branche als Gütesiegel. Der Verband erarbeitet wichtige Marktdaten sowie Infomationen über wichtige Gesetze und Verordnungen und bietet seinen Mitgliedern eine Plattform für den Austausch in der Branche. Als kompetenter Branchenverband kennt der SAA alle aktuellen Geschehnisse, findet neue Lösungswege und übernimmt Verantwortung. Der SAA ist bestens vernetzt mit anderen Verbänden, Organisationen, Institutionen und Behörden. Er ist Mitglied bei FIGIEFA, dem europäischen Verband und politischer Vertretung in Brüssel der unabhängigen Gross- und Einzelhändler von Kfz-Ersatzteilen und den dazugehörigen Reparaturketten, sowie der EGEA und mitbestimmendes Mitglied von Europa.

Auf politischer Ebene agiert der Verband mit Stellungsnahmen und Lobbying. Im SAA sind die Lieferanten des schweizerischen Garagengewerbes, rund 65 Firmen, organisiert, welche zusammen 3000 Mitarbeiter beschäftigen und knapp zwei Milliarden Schweizer Franken Umsatz generieren. Der SAA feiert im nächsten Jahr sein 70-Jahr-Jubiläum. CR

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