Publiziert am: 13.12.2019

Die Meinung

Nachhaltigkeit

Nachhaltigkeit – ein Modebegriff, im täglichen Sprachgebrauch bis zum Gehtnichtmehr verwendet. Kaum verwunderlich, dass ein Journalist gefragt hat: «Muss der sgv nicht mehr tun für die Nachhaltigkeit? Was ändert?» Meine Antwort enttäuschte ihn hörbar. Doch dazu später; beginnen wir beim Grundsätzlichen.

Die UN-Konferenz für Umwelt und Entwicklung hielt zur Nachhaltigkeit 1992 fest: Dauerhaft stabile Gesellschaften seien zu erreichen, indem ökologische, ökonomische und soziale Ziele nicht gegeneinander ausgespielt, sondern gleichrangig angestrebt würden.

Der Gewerbeverband führt in seinen Zielsetzungen 2018–2022 aus: «Der sgv setzt sich ein für die langfristig orientierte, marktwirtschaftliche Verbindung von Energie-, Klima-, Umwelt- und Ressourcenpolitik unter Einbezug der anwendungsorientierten Forschung und Entwicklung.» Eine intensive Diskussion in der Gewerbekammer – dem Parlament des sgv – ging dieser Positionierung voraus, die Strategie wurde so vom Schweizerischen Gewerbekongress verabschiedet. Nicht Einzelpersonen kam das Diktat zu, vielmehr wurde demokratisch abstimmt – auch wenn dies gerne anders kolportiert wird.

Vor 20 Jahren gründeten der sgv und economiesuisse die Energieagentur der Wirtschaft. Ziel: Reduktion des CO2-Ausstosses in den Firmen. Lange vor «Greta» nahm die Wirtschaft damit ökologische Verantwortung wahr. Mit Stand 2018 wurden seitdem über 550 000 Tonnen CO2 reduziert. Das entspricht rund 69 000 Flügen rund um den Globus – das Leistungsziel der CO2-Verpflichtungsperiode wird bis 2020 erreicht. Eine Reduktion von minus 20 Prozent – und dies, obwohl der Verkehr noch zugelegt hat. Die Wirtschaft hat übererfüllt. International findet dies Beachtung: Dieser Tage wurde in Monaco an einer Klimakonferenz des European Center of Austrian Economics Foundation prominent darauf hingewiesen.

Interessant ist auch ein Blick zurück. Die gleichen Bürgerlichen, die in der Referendumsabstimmung zur Energiestrategie 2050 noch in aller Vehemenz gegen die Vorlage angetreten sind, wollen heute den Eindruck erwecken, zu den überzeugtesten Klimaaktivistinnen zu gehören. Der Opportunismus lässt grüssen. Der sgv hat immer auf die Komplementarität zwischen Energie- und Klimapolitik hingewiesen. Dieser Logik folgend, engagierte er sich stark für die Energiestrategie 2050.

An der Weltklimakonferenz in Madrid sitzt der sgv mit einem Mitglied in der offiziellen Delegation der Schweiz aktiv am Verhandlungstisch (vgl. S. 9). Das Gleiche galt auch schon für die Weltklimakonferenz in Paris, wo das Reduktionsziel von minus 50 Prozent bis 2050 vereinbart wurde. Konsequenterweise unterstützte der sgv bereits vor Jahresfrist diese Zielsetzung im Rahmen der Debatte des Nationalrates zur Revision des CO2-Gesetzes. Wenig erstaunlich haben die Vereinten Nationen den sgv eingeladen, im neu gegründeten Klimatechnologiezentrum und Netzwerk an der Umsetzung internationaler Klimaprojekte mitzuwirken.

Zurück zum erwähnten Journalisten. Angesichts dieses Leistungsausweises drängt sich kein grundsätzlicher Richtungswechsel auf. So war es selbstverständlich, uns am KMU-Anlass «synergy» vom November vor mehreren hundert KMU-Unternehmern mit der Thematik «Kreislaufwirtschaft» auseinanderzusetzen. Ich musste den Journalisten also enttäuschen. Stattdessen gab ich ihm einen Wunsch mit. Wie wäre es mit einer fundierten Recherche zur breiten Darstellung all dieser Anstrengungen? Ein echter Primeur lautet nämlich: Die Schweizer Wirtschaft ist längstens grün.

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