Publiziert am: 23.02.2018

Olympi – ade?

Die Meinung

Olympische Winterspiele in Südkorea – wieder wird Sportgeschichte geschrieben. Für Medaillengewinner werden Träume wahr. Exploits und Sensationen, Sieg und Niederlage sorgen für Emotionen. Mittendrin erfolgreiche Schweizer Sportler. Und wie immer auch dabei: Vertreter des Bundesrates. Ein sehr ähnliches Bild kennen wir von den 
Berufsweltmeisterschaften – den WorldSkills. Allerdings: Muss der Bundesrat zwischen Olympischen Winterspielen und Berufsweltmeisterschaften in der Schweiz entscheiden, so misst er mit ungleichen Ellen.

Beginnen wir bei den WorldSkills. Für einmal zeigte sich das Präsidium der SwissSkills-Stiftung kreativ und wollte die Berufsweltmeisterschaften 2021 nach Basel holen. Ein Projektteam, unter anderem stark unterstützt vom Gewerbeverband Basel-Stadt, machte sich mit Begeisterung an die Arbeit. Doch rasch sollte sich zeigen: Ausser Spesen nichts gewesen. Der Bundesrat verweigerte eine Unter­stützung von 
30 Millionen Franken. Begründung: Die World­Skills würden die Schweizerische Berufsbildung nicht stärken. Und überhaupt, der Anlass sei für den Bundesrat zu teuer…

Nur gerade zwei Wochen später verkündete der gleiche Bundesrat mit stolz geschwellter Brust, die Olympischen Winterspiele in der Schweiz mit einer Milliarde Franken (!) unterstützen zu wollen… Auf dieser Idee beharrt Guy Parmelin unvermindert und möchte, dass das Volk über diese Milliarde nicht abzustimmen habe. Dies, obwohl eine Motion von Nationalrätin Silvia Semadeni genau dies fordert: «Olympische Winterspiele 2026. Das Volk soll entscheiden».

Zurück zu den WorldSkills. Für die Kommission für Wissenschaft, Bildung und Kultur des Nationalrates (WBK-N) war die geschilderte Situa­tion nicht haltbar. In einer Kommissionsmotion verlangt sie konsequenterweise: «Austragungsort der WorldSkills in der Schweiz». Antwort des Bundesrates: Ablehnung der Motion.

Interessant die Begründung: Das Schweizerische Berufsbildungssystem würde nur «begrenzt gestärkt» und überhaupt, der Anlass sei mit total 80 Millionen Franken viel zu teuer. Noch am Empfang der höchst erfolgreichen Berufsweltmeister aus Abu Dhabi im Bundeshaus hatte Bundesrat Johann Schneider-Ammann versprochen, sich für einen Austragungsort Schweiz einsetzen zu wollen. Und anlässlich eines Empfangs für den Berufsweltmeister aus der Ammann-Gruppe hielt er gegenüber Journalisten zu Recht fest: «So etwas ist auch für eine Firma eine Anerkennung und eine hohe Motivation.»

Ebenso formal argumentiert der Bundesrat, wenn er in der Begründung seiner Ablehnung festhält: «Die Entscheidung über eine Kandidatur obliegt jedoch nicht dem Bund, sondern der Stiftung SwissSkills.» Wie wahr. Nur gilt das Gleiche auch für die Olympischen Winterspiele. Auch hier wird ein Bewerbungsdossier nicht vom Bund, sondern vom Schweizerischen Olympischen Komitee eingereicht.

Offenbar ist dem Bundesrat aber bewusst, auf welch dünnem Eis er sich bewegt, wenn er festhält, dass er bei einer Annahme im Ständerat die Motion der WBK-N in einen Prüfauftrag abändern wolle. Das heisst im Beamtendeutsch aber nichts anderes, als den Auftrag auf die lange Bank zu schieben. Und deshalb ist zu hoffen, dass sich der Ständerat der WBK-N anschliesst, die in aller Deutlichkeit feststellt, dass «eine Durchführung der World­Skills in der Schweiz in der Öffentlichkeit 
den gesellschaftlichen und ökonomischen Wert der Berufsbildung stärkt und die Anerkennung der Berufsbildung national und international fördert.»

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