Publiziert am: 29.04.2022

Security-Beruf anerkennen

SICHERHEITSFIRMEN – Der Verband Schweizerischer Sicherheitsdienstleistungs-Unternehmen VSSU steht vor einigen Herausforderungen: Er macht sich für eine schweizweit einheitliche Regelung der privaten Sicherheitsbranche stark sowie die Anerkennung als wichtiges Mitglied der Schweizer Sicherheitskette. Zudem fördert er eine branchenkonforme Ausbildung.

Viele Gemeinden und Private engagieren Mitarbeitende von privaten Sicherheitsdiensten: Diese sorgen für Ruhe und Ordnung auf öffentlichen Plätzen, kontrollieren den Zutritt, leiten Besucherströme an grossen Anlässen, geben Auskunft, bewachen Gebäude, übernehmen den nächtlichen Pikettdienst oder schützen Personen. Dazu Luc A. Sergy, Geschäftsführer des Verbandes Schweizerischer Sicherheitsdienstleistungs-Unternehmen VSSU: «Unsere Mitglieder übernehmen grösstenteils Überwachungsaufgaben, das heisst, sie überwachen private und öffentliche Gebäude und Areale, sie patrouillieren in Einkaufszentren, Parks, Parkhäusern und sind präsent an Sportanlässen, Konzerten, Open-Air-Veranstaltungen usw.» Private Sicherheitsdienste bilden neben Polizei und Armee das dritte Standbein im Sicherheitsgefüge der Schweiz. Die Wichtigkeit der privaten Sicherheitsdienstleister wird jedoch gerne übersehen: «Es ist eine Tatsache, dass gerade Grossanlässe oder Veranstaltungen mit grossem Sicherheitsdispositiv heutzutage ohne private Sicherheitsfirmen nicht mehr durchführbar wären.» Allerdings dürften private Sicherheitsunternehmen keine Polizeiaufgaben wahrnehmen. Da gebe es einen klaren Unterschied zwischen den Aufgabenbereichen und dementsprechend auch keine Konkurrenzsituation, konkretisiert Sergy. «Die Zuständigkeiten diesbezüglich sind klar geregelt.»

«Grossanlässe könnten ohne private Sicher-heitsdienste nicht mehr durchgeführt werden.»

Die Sicherheitslage in der Schweiz hat sich in den letzten 20 bis 25 Jahren verändert, das heisst das Bedürfnis nach Sicherheit ist grösser geworden. Die Sicherheitsbranche boomt auch aufgrund der Pandemie, die das Sicherheitsbedürfnis verstärkt hat. «Die Covid-19-Krise hat einerseits neue Arten der Dienstleistungen geschaffen, wie beispielsweise Covid-Zertifikatskontrollen, Zutrittskontrollen bei Spitälern, Altersheimen und anderen öffentlich zugänglichen Gebäuden oder Kontrollen, dass beispielsweise die Maskentragpflicht eingehalten wird/wurde», so Sergy. Auf der anderen Seite hat die Pandemie zu einer zunehmenden Polarisierung der Gesellschaft geführt, was eine erhöhte Präsenz von Sicherheitspersonal zur Folge hat. «Die private Sicherheitsbranche hat aber auch durch die Coronapandemie massive Einbussen verzeichnet, beispielsweise im Bereich der Anlasssicherheit.»

Eidg. Berufsprüfungen in vier Fachrichtungen

Damit die Qualität der Dienstleistungen stimmt, muss vor allem in die Ausbildung der Angestellten investiert werden. Deshalb gehört zum Aufgabenbereich des engagierten Verbandes auch die Organisation der eidg. Berufsprüfungen. Der VSSU führt die eidg. Berufsprüfungen in vier Fachrichtungen durch – unter anderem in den Bereichen Personenschutz und Bewachung. Die Absolventinnen und Absolventen erhalten dabei den eidg. Fachausweis. «Wir haben pro Jahr rund 300 Kandidatinnen und Kandidaten», so Sergy. Übrigens: Der Frauenanteil in der Branche liegt bei rund 21 Prozent. Die Fachrichtung Personenschutz ist ein Nischensegment, welches nur eine kleine «Elite» von Angestellten der Sicherheitsbranche anspricht. Die Berufsprüfung Personenschutz wird alle zwei Jahre durchgeführt. Die Prüfung ist in Europa in der Form einzigartig. Als Erstausbildung haben Absolventeninnen und Absolventen der Berufsprüfung Personenschutz meist irgendeinen Beruf erlernt – sei dies Gärtner, Koch oder einen Handwerksberuf. Andere haben eine gymnasiale Matura oder sogar ein Studium absolviert – die Palette ist also sehr breit.

Die Fachrichtung Bewachung ist die älteste und populärste Spezialisierung der VSSU-Berufsprüfungen. Da es sich um eine Ausbildung der Tertiärstufe handelt, sind Vorkenntnisse und eine mehrjährige Berufserfahrung in der Sicherheitsbranche Pflicht. Ohne diese Berufserfahrung besteht keine Möglichkeit, zur Berufsprüfung Bewachung zugelassen zu werden. «Spezialisten, welche über jahrelange Erfahrung in der Sicherheitsbranche verfügen, absolvieren in der Regel diese Spezialausbildung», so Sergy. Gewisse Absolventinnen und Absolventen stammen auch aus Armee- oder Polizeikreisen. Diejenigen mit der besten Leistung der Berufsprüfung Bewachung und Personenschutz werden jedes Jahres vom VSSU der «International Security Ligue» zur Auszeichnung mit dem Manuel Spreng-Award vorgeschlagen. Die Abgängerinnen und Abgänger der Berufsprüfung Anlässe und Zentralendienste werden seit vier Jahren jährlich mit dem VSSU-Award ausgezeichnet.

Zudem nimmt der innovative Verband jährlich zwischen 200 und 300 Waffentragbewilligungsprüfungen ab. «Für bewaffnete Dienste müssen alle Sicherheitsfachleute über einen Waffenerwerbsschein verfügen und eine Waffentragebewilligungsprüfung absolviert haben», konkretisiert Sergy.

Verbesserung des Images

Auf politischer Ebene betreibt der Verband aktiv Lobbying. «Die Anerkennung als Partner von Polizei und Armee in der schweizerischen Sicherheitskette ist uns ein grosses Anliegen», so Sergy. Und er doppelt nach: «Auch die Verbesserung des Images der Branche spielt in diesem Zusammenhang eine Rolle.» Der VSSU setzt sich ausserdem für schweizweit einheitliche Branchenregeln ein. Dazu Sergy: «Zurzeit sind die Anforderungen, welche für private Sicherheitsdienstleister gelten, kantonal geregelt. Die Situation ist sehr heterogen: Während in der Romandie seit 1996 das Westschweizer Konkordat besteht, haben viele Deutschschweizer Kantone sowie das Tessin kantonale Rechtsgrundlagen. In mehreren Kantonen besteht keine Regelung.»

«Wichtig ist, dass die Kundenseite bereit ist, angemessene Preise für Securityleistungen zu bezahlen.»

Weiter unternimmt der VSSU grosse Anstrengungen, um gegen die Preiserosion in der Branche vorzugehen. Er sensibilisiert die Kundenseite und die öffentliche Hand darauf, dass Sicherheit berechtigterweise ihren Preis hat. «Wichtig ist, dass die Kundenseite bereit ist, angemessene Preise für Sicherheitsdienstleistungen zu bezahlen und nicht einfach den billigsten Anbieter auswählt», betont Sergy. Nebst der Preiserosion sind die Polarisierung der Gesellschaft, Cybersecurity, die allgemeine Bedrohungslage, die Pandemien, kriegerische Auseinandersetzungen oder der Terrorismusweitere Herausforderungen in der Branche. Gemäss Sergy – selbst erfahrener Sicherheitsmann – besteht die Zukunft der Branche im sinnvollen Zusammenspiel zwischen Mensch und Technik. Welche Dienstleistungen können an intelligente Videosysteme, Drohnen oder Roboter delegiert werden, um die Effizienz zu erhöhen? Wo ist immer noch die Intervention des Menschen notwendig? Dies sind zentrale Fragen, welche die Branche künftig beschäftigen werden. Corinne Remund

www.vssu.org

DAS MACHT DER VSSU

Wichtiges Sprachrohr der Branche

Der Verband Schweizer Sicherheitsdienstleistungs-Unternehmen VSSU wurde am 1. April 1996 gegründet. Im Vordergrund stand damals die Qualität der Dienstleistungen, welche man mit guter Ausbildung, mit eidgenössischen Fachausweisen und fortschrittlichen Arbeitsbedingungen zu verbessern beabsichtigte. Der VSSU wollte weiter das wichtigste Sprachrohr der Branche sein.

Der VSSU vertritt die Interessen der Branche gegenüber der Öffentlichkeit und den Behörden. Er fördert fortschrittliche Arbeitsbedingungen, unterstützt Massnahmen zur Weiterentwicklung des allgemeinverbindlichen GAV und zu dessen Einhaltung. Er organisiert die eidgenössischen Berufsprüfungen und setzt sich für qualitätsorientierte, faire Ausschreibungskriterien ein. Ebenso führt der Verband im Auftrag der Kantone Waffentragbewilligungsprüfungen durch.

Mitglieder des Verbandes sind Firmen, welche Sicherheitsdienstleistungen anbieten. Dazu zählen beispielsweise Anlassdienste, Assistenzdienste für Behörden, Bewachungs- und Überwachungsdienste, Empfangsdienste, Ordnungsdienste, Verkehrsdienste, Schutzdienste für Personen und Güter mit erhöhter Gefährdung, Zentralen- und Interventionsdienste sowie Sicherheitstransporte von Personen, Gütern oder Wertsachen. Der VSSU zählt zurzeit 87 aktive und 7 assoziierte Mitglieder. Über seine Mitgliedsfirmen deckt der VSSU 20 861 Mitarbeitende der Total 23 805 Angestellten der Branche ab. Die Branche generiert einen Umsatz von insgesamt über 1,2 Milliarden Franken.

CR

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