Publiziert am: 07.02.2020

Seit Jahren die gleiche Leier

KLIMA UND WIRTSCHAFT – Medien und Politik klagen, die Wirtschaft solle ENDLICH mehr für das Klima tun. Die Wirklichkeit belehrt uns eines Besseren: Die Schweizer Wirtschaft ist längst grün. Denn das Grüne kann zum eigenen betriebswirtschaftlichen Vorteil genutzt werden.

Die aktuellen rechtlichen Rahmenbedingungen erlauben den verschiedensten Unternehmen, energieeffizient zu werden und dabei monetär zu profitieren. Zu diesem Rahmen gehören Massnahmen, die ordnungspolitisch fragwürdig sind. Aber auch solche, die ein einwandfreies liberales Standing haben. Zu Letzteren gehören die Energieeffizienzprogramme der Wirtschaft und die Eigenverbrauchsregelung in der Elektrizität. Auch die Verbrauchs­gemeinschaften für Strom sind betriebswirtschaftlich vernünftig. Wie funktionieren sie?

Zum eigenen Vorteil

Die Energieagentur der Wirtschaft (EnAW) bietet Zielvereinbarungen an. Hier schliessen Betriebe mit der Agentur einen Vertrag ab. Mit individuellen Massnahmeplänen soll der CO2-Ausstoss des Betriebs gesenkt werden. Die Massnahmen orientieren sich an ihrer Wirtschaftlichkeit im Betrieb. Demnach muss niemand eine Investition vornehmen, die sich nicht auszahlt. Im Gegenzug erhält der Betrieb die CO2-Abgabe zurückerstattet, was der Steuerbefreiung gleichkommt. Die Firma erhält aber auch die Rückverteilung der Steuer. Also gibt es hier vier Wins: weniger CO2-Ausstoss, mehr Wirtschaftlichkeit, Steuerbefreiung und die Rückverteilung der Steuer. Die Eigenverbrauchsregelung für elektrischen Strom war einer der grossen Siege des Schweizerischen Gewerbeverbands sgv in der Revision des Elektrizitätsgesetzes. «Eigenverbrauch» heisst, dass, wer etwa auf dem Dach oder an der Fassade Solarstrom erzeugt und diesen ohne Umweg über das Stromnetz selbst verbraucht, von allen Stromabgaben befreit ist.

Eigenverbrauch lohnt sich

Eigenverbrauch lohnt sich, weil der eigenproduzierte Strom vor allem für Haushalte günstiger ist als der Strom aus dem Netz. Das liegt daran, dass der Stromtarif (typischerweise 25 Rp./kWh im Hochtarif) sich zusammensetzt aus dem Preis für die Elektrizität selbst, aber auch aus Netznutzungskosten und diversen Steuern und Gebühren. Letztere fallen für den eigenverbrauchten Storm nicht an und machen diesen konkurrenzfähig.

KMU kaufen in der Gruppe

Auch ein sgv-Erfolg: Kleine und mittlere Betriebe, die nicht alleine am liberalisierten Strommarkt teilnehmen, können Gruppen bilden und als Gruppe Strom einkaufen. Im liberalisierten Markt sind die Tarife tiefer als in der Grundversorgung. Im liberalisierten Markt können auch besondere Wünsche der Stromkunden berücksichtigt werden, etwa Strom ohne Kohle, nur erneuerbar usw. Diese Gruppenbildung verspricht also mehr Individualität und weniger Kosten.

Auch internationale

Komponente

Der ordnungspolitisch einwandfreie Teil der Rahmenbedingungen hat auch eine internationale Komponente. Schweizer KMU, die ein Interesse haben, ihre grünen Produkte im Ausland zu verkaufen, aber noch keine Marktpräsenz ausserhalb der Schweiz haben, können die Dienstleistungen des Climate Technology Center and Network beanspruchen. Diese UN-Agentur übernimmt die Rolle des Matchmakers und führt dafür regelmässig Projektausschreibungen aus.

Die wenigen Beispiele belegen: Die Schweizer Wirtschaft ist grün. Und dies nicht zuletzt deshalb, weil es sich betriebswirtschaftlich lohnt, grün zu sein. Dafür sind keinerlei ordnungspolitischen Verrenkungsübungen nötig, sondern nur der Wille, das Angenehme mit dem Nützlichen zu verbinden. Mit diesem Willen hat die Schweiz das erreicht, was bisher kein anderes Land erreichen konnte: den geringsten CO2-Ausstoss pro Franken Wertschöpfung.

Henrique Schneider, Stv. Direktor sgv

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