Publiziert am: 07.01.2019

Siedlungsentwicklung nach innen – so funktioniert sie

Innenentwicklung in der praxis – Der Verband für Raumplanung EspaceSuisse hilft Gemeinden und Städten bei der Entwicklung nach innen. Diese gelingt – wie die untenstehenden Projekte zeigen – gut und ohne Einschränkungen. Auch deshalb braucht es keine Zersiedelungsinitiative.

Bauen auf der grünen Wiese ist weitgehend Geschichte. Das Bevölkerungswachstum und die Raumansprüche von Wirtschaft und Gesellschaft müssen in den heutigen Bauzonen Platz finden. Die meisten Gemeindepräsidentinnen und Stadtammänner haben dies erkannt.

Gemeinsam mit der Bevölkerung überlegen sie, wie sie ihre Gemeinden nach innen entwickeln können, ohne neue Bauzonen auszuscheiden, aber zugunsten von mehr Lebensqualität. Landesweit beweisen bereits heute viele Dörfer und Städte, dass diese Innenentwicklung funktioniert – auch ohne zusätzliche Einschränkungen.

UnterstĂĽtzung fĂĽr Gemeinden

Diese und weitere gute Beispiele der Innenentwicklung sowie Informationen rund ums Thema Verdichtung stellt der Raumplanungsverband EspaceSuisse auf der Websitedensipedia.ch fĂĽr jedermann zur VerfĂĽgung.

Lukas BĂĽhlmann,

Direktor Schweizer

Raumplanungsverband

EspaceSuisse

www.densipedia.ch

qualitätsvolle verdichtung – so gelingt sie

Ein Patentrezept für die ideale Verdichtung gibt es nicht. Gefragt sind massgeschneiderte Lösungen für die Gemeinden. Die folgenden zehn Aspekte zeigen auf, was eine hochwertige Siedlung gemäss EspaceSuisse ausmacht:

1. Ein erkennbares, belebtes Ortszentrum, wo man sich trifft (z. B. Begegnungszonen).

2. Identität und Geschichte, die spürbar ist.

3. Aussen-, Frei- und Grünräume, wo man durchatmen kann (z. B. Plätze und Pärke).

4. Verkehrsberuhigte Räume, wo man sicher aneinander vorbei kommt (z. B. Tempo 30 oder Begegnungszonen).

5. Nahversorgung, wo Alltagsgüter und -freuden erreichbar sind (z. B. Lebensmittel-Geschäfte, Apotheke, soziokulturelle Angebote).

6. Baukultur und Ă„sthetik, die erlebbar ist.

7. Bevölkerungsmix, wo unterschiedliche Menschen zusammenleben (z. B. Alt und Jung, In- und Ausländer).

8. Nutzungsmix, wo Wohnen, Arbeiten, Freizeit und Einkauf nahe sind (z. B. Arbeits- und Wohnraum).

9. Immissionsarme Räume, wo weder Lärm noch Abgase stören.

10. Fussgänger- und Veloinfrastruktur, die man gerne nutzt.

Siedlungsentwicklung nach innen in Rüti/ZH

Neues gut eingepasst

2009 löste ein Entscheid des Bundesgerichts zu einer Zentrumsüberbauung in der Gemeinde Rüti in Amtstuben landauf, landab ein mentales Erdbeben aus. Die Richter hatten entschieden, dass ein geplantes siebengeschossiges Wohnhaus im historischen Ortskern nicht bewilligungsfähig sei. Der Grund: Das Bundesinventar schützenswerter Ortsbilder (ISOS) war nur ungenügend berücksichtigt worden. «Zurück auf Feld 1», hiess das für die Bauherren. Das Projekt wurde überarbeitet. Seit 2017 steht die neue Bebauung. Hochhäuser sucht man aber vergebens. Stattdessen schaffen zwei dem Ort angepasste Neubauten und ein hübscher Bestandesbau einen sanften Übergang vom geschützten Ortskern in das Neubaugebiet. Über die gefundene Lösung freuen sich auch die Investoren. Der Gerichtsentscheid, sagt der Architekt und Investor heute, habe letztlich die Qualität des Bauprojekts erhöht.

Siedlungsentwicklung nach innen in Biel/BE

Eine Win-win-win-­Situation

Auf dem Gygax-Areal in Biel kamen die Interessen dreier Akteure zusammen:

• Die Swatch AG wollte einen neuen Hauptsitz errichten, dies auf einem Landstück, das der Vorsorgestiftung Previs gehörte.

• Die Vorsorgestiftung Previs wollte Wohnungen erstellen.

• Die Stadt Biel, die das restliche Areal besass, wollte einen Stadtpark realisieren.

Heute steht der Hauptsitz von Swatch dort, wo das Unternehmen ihn immer wünschte: neben dem Omega-Hauptsitz, auf dem ehemaligen Previs-Grundstück. Ermöglicht hat dies eine Landumlegung: Weil auch die Stadt auf dem Gygax-Areal Land besass, konnte sie dieses mit der Previs abtauschen.

Dann verkaufte die Stadt das ein­getauschte Land an die Swatch, die darauf ihren Hauptsitz baute. Den Gewinn investierte die Stadt am Südrand des Areals in die «Schüssinsel», ­einen neuen Erholungsraum am Wasser. Und auch die Previs profitiert, da ihre Wohnsiedlung nun direkt am ­grünen Park steht.

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