Publiziert am: 05.06.2020

«Talentierter Nachwuchs ist rar»

Honegger forming – Das Unternehmen ist auf Formenbau und Technik spezialisiert. Grosse Flexibilität,

Branchenunabhängigkeit und nachhaltige Qualitätsarbeit gehört zu seinen Stärken. Seine neueste Kreation – ein smarter Gesichtsschutz – zeigt, dass gerade KMU die Krise vorbildlich für clevere Innovationen nutzen.

Wer kennt sie nicht die St. Galler Biberli – die verzierten Lebkuchen aus Honigteig, welche zur Stadt St. Gallen gehören wie die Doppeltürme ihrer Kirche? Doch wer macht sich Gedanken darüber, wenn er herzhaft in die süsse Mandelfüllung beisst, wie der Bär mit herausgestreckter Zunge auf das Süssgebäck kommt? Die Vorlage dafür wurde bei Honegger forming kreiert und hergestellt. Die Firma für Formenbau und Technik im aargauischen Mägenwil fertigt noch viele andere Modelle, Formen, Produktionswerkzeuge, Kunststoffteile, Prototypen und vieles mehr an – alles wichtige Komponenten für Gegenstände, die eine wichtige Funktion erfüllen und die wir für den alltäglichen Gebrauch benötigen, wie beispielsweise die neuste Erfindung – der Gesichtsschutz (vgl. Kasten).

Rainer Honegger hat sein Unternehmen 1989 gegründet. Seine Hauptstandbeine sind Produkte für die Flugzeugindustrie und die Medizinalbranche. «Aktuell fertigen wir aus Faserverbundwerkstoffen Kunststoffteile für die interne Montage von Beleuchtungskomponenten für Flugzeuge. Ebenso stellen wir Kunststoffteile für die Hüftgelenkproduktion her», erklärt der Inhaber und Geschäftsführer. Seine Arbeit und Aufträge sind äusserst vielfältig. Der technische Modellbauer EFZ betreut Projekte für Entwickler, Forscher, Designer oder Hochschulen für die verschiedensten Branchen und Anwendungen. Dabei skizziert er Ideen, produziert Prototypen oder setzt ganze Baugruppen zusammen.

«In unserem Beruf lernt man nie aus. Dabei ist allerdings die Bereitschaft zur stetigen Weiterbildung Voraussetzung.»

«Je nach Kunde ist die Ausgangslage und natürlich auch der Werdegang des Produktes unterschiedlich. Wichtig ist aber immer, den Kunden dort abzuholen, wo seine Bedürfnisse sind», weiss Honegger. «Manchmal gibt es mehrere Möglichkeiten, um zum Ziel zu gelangen. Dabei können wir aus dem Vollen schöpfen, weil die wichtigsten Technologien von der 3D-CAD-Datenkonstruktion über digitale und analoge Produktionsplanung bis hin zu maschinellen und handwerklichen Verfahren im Haus haben.» Die verschiedenen Technologien in Kombination mit der Materialvielfalt gehören zur grossen Stärke des Betriebs und machen ihn vielseitig und branchenunabhängig. Hauptsächlich wird mit Kunststoffen – von flüssigen Mehrkomponenten über pastöse bis hin zu festen Kunststoffen sowie auch Silikon und Standardplattenware – gearbeitet.

Die Mutterhäuser der grössten Auftraggeber sind in den USA zu Hause. «Rund 80 bis 90 Prozent unserer Produktion geht letztendlich ins Ausland.» Allerdings bedeutet dem Unternehmer der Wirtschaftsstandort Schweiz viel. «Hier habe ich dank politischer, geografischer und kultureller Stabilität den nötigen Spielraum, um meine unternehmerischen Visionen in der Schweiz umsetzen zu können.» Innovativ sein gehört zum täglichen Brot in der Branche. Dazu brauche es nebst einem guten Netzwerk auch Know-how, Erfindergeist und Fingerspitzengefühl, eine grosse Portion Berufserfahrung, interne Forschung und Entwicklung sowie eine gute Berufsausbildung.

Nachfolger gesucht

Honegger liegt als langjähriger Coach und Experte der technischen Modellbauer EFZ an den Berufsweltmeisterschaften Letzteres besonders am Herzen: «In unserem Beruf lernt man nie aus. Die vielen Ideen und Entwicklungen machen unser Metier spannend. Dabei ist allerdings die Bereitschaft zur stetigen Weiterbildung Voraussetzung», betont Honegger, der selbst in seinem Betrieb Formenbauer EFZ und Formenpraktiker EBA ausbildet. Leider ist das Berufsbild nicht sehr bekannt und die Anforderung für eine Ausbildung überdurchschnittlich hoch, da nur wenige Lehrbetriebe zur Verfügung stehen. «Unser Nachwuchs ist klein, aber fein, werden doch junge Berufsleute gerne von anderen Branchen abgeworben.» Auch aktuell – noch verstärkt durch Covid-19 – ist es schwierig, Lernende zu selektieren. Und Honegger stellt fest: «Talentierter Nachwuchs ist rar.» Die Corona-Krise tangiert die Branche jedoch nicht gross. «Wir haben während des Lockdowns normal gearbeitet und sollten mit Aufträgen bis Ende Jahr ausgelastet sein. Dies obwohl einige Kunden den Bedarf nach unten korrigiert haben.» Und Honegger zuversichtlich weiter: «In der Vergangenheit hat unsere Branche jede Krise gut gemeistert. Wir sind jedenfalls gut unterwegs.» Die grösste Herausforderung in absehbarer Zeit ist für ihn, einen Nachfolger zu finden, der die Firma mit viel Freude und Können weiterführt. «Unter meinen sechs Mitarbeitenden befindet sich ein engagierter, zielstrebiger junger Berufsmann, der in Frage kommen könnte», ist Honegger zuversichtlich. Corinne Remund

www.honegger-forming.ch

SMARTER GEsichtsschutz – InspirATION IN DER krise

Aus der Praxis fĂĽr die Praxis

Wie innovativ unsere KMU auch in der Krise sind, zeigt die Honegger forming in Mägenwil. Inhaber Rainer Honegger ist auf Formenbau und Technik spezialisiert. Sei jüngstes, eigenes Produkt ist ein smarter und gefälliger Gesichtsschutz, der in der aktuellen Corona-Situation sehr gefragt ist. Auf die Idee gebracht hat ihn seine Partnerin, die ein Kosmetikgeschäft führt. «Damit sie ihr Geschäft wieder öffnen konnte, musste sie die BAG-Sicherheitsmassnahmen einhalten. Sie wollte sich und ihre Mitarbeiterinnen so gut wie möglich schützen und mit einem Gesichtsschutz arbeiten», erklärt er. «Als nach zehn Tagen der bestellte Gesichtsschutz immer noch nicht eingetroffen war, kreierte ich kurzerhand einen eigenen Gesichtsschutz.» Innert weniger Tage war der Prototyp hergestellt.

Das Resultat darf sich sehen lassen: Innovativ, gut durchdacht, und einfach in der Anwendung. «Der Gesichtsschutz ist eine sinnvolle Alternative zu Schutzmasken. Er hat den Vorteil, dass er viel benutzerfreundlicher ist als die umstrittenen Schutzmasken», so Honegger. Der versierte Unternehmer hat auch bei diesem Produkt gemäss seiner Firmenphilosophie auf zuverlässige Schweizer Qualität gesetzt. Der Schutzschirm besteht aus dem bruchsicheren und wasserdichten Wertstoff PET, welcher in der Lebensmittelindustrie verwendet wird. Das Visier kann so einfach und gut gereinigt werden. Ebenso ist das Textilband hautverträglich und hygienisch (OEKO-TEX zertifiziert) und kann bei 60 Grad gewaschen werden. «Unsere Variante von Gesichtsschutz ist nachhaltig, rezyklierbar und Swiss made. Wir verfügen zudem über entsprechende Ersatzteile für Visier und Textilband», betont Honegger.

Bis jetzt hat der innovative Unternehmer bereits rund 1000 solche Gesichtsschutze verkauft. Dafür hat er extra einen Onlineshop eingerichtet. Das Feedback der Kunden ist durchwegs positiv: «Das Produkt wird vor allem gelobt, weil es für die Praxis gemacht ist und einfach im Alltag und im Arbeitsleben benutz werden kann. Ein schöner Nebeneffekt ist der hohe Tragkomfort, auch für Brillenträger.» Zu seinen Kunden gehören vorwiegend Lehrpersonen, Coiffeur- und Kosmetikgeschäfte, Pflege und Gesundheitsberufe, aber auch Leute, die in der Gastronomie arbeiten, oder einfach den empfohlenen Minimalabstand nicht einhalten können. CR

www.gesichtsschutz-shop.ch

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