Publiziert am: 11.08.2017

«Unser Export boomt»

SCHMIERSTOFFINDUSTRIE – Der VSSlubes übernimmt mit der Ausbildung, Statistik sowie ­politischem Engagement eine zentrale Rolle und schafft so wichtige Synergien in der Branche.

Schmierstoffe werden beinahe überall eingesetzt, wo Reibung vermindert, Wärme abgeführt und Verschleiss vermieden werden soll. Man braucht nur einmal an die quietschende Fahrradkette im Frühling zu denken. Bevor sie geschmiert wird, macht sie nicht nur einen unerträglichen Lärm, es braucht auch viel mehr Kraft, vorwärtszukommen. Schmierstoffe kommen in unterschiedlichsten Bereichen und Branchen wie beispielsweise in den Automotiven oder in der Metallverarbeitung vor. Der Weltverbrauch von Schmierstoffen liegt bei jährlich rund 44 Millionen Tonnen. Asien, Nordamerika und Europa haben – kontinental betrachtet – den Löwenanteil am globalen Schmierstoffverbrauch. Allein auf dem europäischen Markt sind es gegen zehn Millionen Tonnen, die für den Betrieb von Einrichtungen im Motoren-, Getriebe- und Industriebereich sowie zur Herstellung diverser Produkte verwendet werden. «Die Nachfrage in der Schweiz beträgt jährlich gegen 50 000 Tonnen Schmierstoffe», erklärt Jan Fiala Goldinger, Geschäftsführer des Verbandes der Schweizerischen Schmierstoffindustrie VSSlubes. Der bedeutendste Schmierstoffmarkt der Welt sind die USA, gefolgt von China. Im westeuropäischen Umfeld vereinigen zwei Drittel der regionalen Absätze Deutschland, Frankreich, Grossbritannien und Italien.

Export um 16 Prozent 
zugenommen

«Der Absatzanteil der Schweiz beträgt weniger als 1,5 Prozent, gemessen am EU-Raum», stellt Fiala fest. Der Inlandabsatz sei im Laufe der letzten Jahre immer kleiner geworden, während der Export gestiegen sei, so Fiala. «Die Schweiz exportiert mehr Schmierstoffe, als sie im Inland verbraucht», weiss Fiala. «Dies ist unter anderem auf das innovative Know-how der Schweiz zurückzuführen.» 2016 hat der Export um 
16 Prozent gegenüber dem Vorjahr zugenommen. Dazu Fiala: «Es scheint so, als ob der Export einen neuen Schub bekommen hat. Umso beachtlicher ist diese Leistung, welche angesichts der schwierigen Frankenstärkesituation erzielt worden ist», freut sich Fiala. Nur am Anfang hätte der starke Franken in der Branche zu Verlusten geführt. «Da grossmehrheitlich die Rohmaterialien in Fremdwährungen eingekauft werden, war unsere Branche weniger betroffen. Nur wer viel Rohmaterial eingekauft hatte, musste mit Einbussen rechnen», so Fiala.

«Die Schweiz exportiert mehr Schmierstoffe, als sie im 
Inland verbraucht.»

Einen hohen Stellenwert in der Branche hat die Qualitätssicherung. Die sogenannten Blender – Firmen, die Schmierstoffprodukte selber herstellen – richten sich nach ISO-Normen und verfügen zudem über eine eigene Qualitätssicherung. «Wir haben einen hohen Standard in der Schweiz. Schmierstoffe sind wassergefährdende Materialien. Deshalb bestehen für Herstellung, Lagerung und Transport strenge Vorschriften. Ebenso braucht es eine Betriebsbewilligung, die von den kantonalen Behörden kontrolliert wird», sagt Fiala. Ein Kerngebiet des Verbandes ist die Aus- und Weiterbildung. Dazu Fiala: «Wir bieten zusammen mit unseren Schwester­verbänden zertifizierte Fachkurse für Schmiertechnik an und stellen entsprechendes Ausbildungsmaterial zur Verfügung.»

Politisch und wirtschaftlich
gut vernetzt

Das politische Engagement ist für VSSlubes ein zentrales Anliegen. Ein Schwerpunkt ist zurzeit die VOC-Lenkungsabgabe, worüber der Nationalrat bereits ganz im Sinne des VSS­lubes abgestimmt hat (vgl. auch S.10) Die VOC-Lenkungsabgabe wird durch die Eidgenössische Zollverwaltung (EZV) bei der Einfuhr in die Schweiz bzw. bei der Herstellung im Inland erhoben; werden VOC-haltige Produkte ins Ausland exportiert, wird die Abgabe zurückerstattet. «Nun wird ein zusätzlicher Nachweis bezüglich Verarbeitung der Produkte verlangt. Ebenso muss eine administrative Bilanz geführt werden», erklärt Fiala. Und ergänzt: «Wir wehren uns dagegen und wollen die momentane VOC-Regelung abändern, indem die VOC-Emissionen nicht erhöht werden. Mit den Erneuerungen würde diese Lenkungsabgabe gar nicht mehr lenken», bringt es Fiala auf den Punkt. Demnächst muss der Ständerat über das Geschäft befinden. Eine grosse Herausforderung für die Mitglieder des Verbandes ist der Mitbewerb unter Markenanbietern. «Oft sind die Endverbraucher gezwungen, die Produkte von bestimmten Herstellern zu beziehen. So wird der Wettbewerb auf dem Markt für unsere Mitglieder oft in Frage gestellt», ärgert sich Fiala.

«Der Markt im Inland hat sich stabilisiert.»

Gemäss Fiala hat die Branche auch in Zukunft viel Potenzial. «Der Markt im Inland hat sich stabilisiert. Künftig werden wir uns allerdings mit zwei wesentlichen Faktoren auseinandersetzen müssen. Dies sind die elektrischen Antriebsmotoren sowie die sogenannten Longlife-Füllungen, die das herkömmliche Motorenöl ersetzen und ein Fahrzeug während seiner ganzen Lebenszeit versorgen», erklärt Fiala. Er ist zudem überzeugt, dass der Export weiterhin boomt und so zusätzliche Märkte erschlossen werden können. Corinne Remund

DER VSSLUBES KURZ erklÄRT

Breit abgedeckte Präsenz

Der Verband der Schweizer Schmierstoffindustrie VSSlubes gehört zu den ältesten Verbänden. Er wurde 1932 in Zürich gegründet. Ursprünglich agierte der Verband als Pflichtlagerorganisation. Im Auftrag des Bundes sorgte der Verband dafür, dass in einem Notfall die Versorgung mit genügend Schmierstoffen gewährleistet ist. Dabei wurde jedes Kilo importierte Ware administrativ über den Verband abgewickelt. 2005 wurde aus der Pflichtlagerorganisation ein Branchenverband mit neuen Aufgaben. VSSlubes vereinigt Produzenten, Importeure, Händler, Fachlabore und Entsorger und engagiert sich somit für die Partner der gesamten Prozesskette. Für seine Mitglieder ist der Verband eine wichtige Service- und Informationsstelle. Extern versteht sich der engagierte Verband als transparente Orientierungsplattform für die Öffentlichkeit.

Der VSSlubes ist die offizielle Anlaufstelle für News, Daten und Fragen rund um den Schmierstoff. Er unterstützt den Zugang zur Fachthematik und gewährleistet technischen Support. Den Mitgliedern steht ein Helpdesk zur Verfügung. Der Verband führt zudem branchenspezifische Statistiken, organisiert Fachtagungen und erstellt Branchenrichtlinien. Ein wichtiges Kernthema ist die Aus- und Weiterbildung. Ebenso engagiert sich VSSlubes für die Nachhaltigkeit in der Schmierstoffanwendung im Umfeld von Qualität, Wirtschaftlichkeit, Vorschriften, Sicherheit, Biologie und Ökologie.

Politisches Engagement

Sehr wichtig für den Verband ist die politische Tätigkeit respektive die Teilnahme an Vernehmlassungen. Er fördert und pflegt den Austausch mit den Kreisen der Wirtschaft, Verwaltung, Politik und Medien. VSSlubes ist in wichtigen Gremien vertreten und arbeitet mit weiteren Verbänden und Organisationen im In- und Ausland zusammen.

Zurzeit zählt der Verband rund 40 Mitglieder. Die meisten Akteure sind KMU. Dazu gehören die sogenannten Blender, die Schmierstoffprodukte selber herstellen, aber auch Verteilerorganisationen, die unter der Flagge von internationalen Erdölgesellschaften agieren. In der Branche arbeiten schätzungsweise 800 Leute. Jährlich werden 110 000 Tonnen importiert und 60 000 Tonnen exportiert. Die Branche repräsentiert insgesamt 
400  Millionen Franken.CR

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