Publiziert am: 04.03.2022

Was droht als Nächstes?

PRÄVENTION – Das Ja zur Tabakinitiative kam in einigen Kantonen nur sehr knapp zustande, in anderen wurde das Volksbegehren klar abgelehnt. Die Allianz der Wirtschaft für eine massvolle Präventionspolitik (AWMP) bekämpft zunehmende Tendenzen, die verantwortungsbewussten Konsumenten und die Händler für die Masslosigkeit Einzelner bestrafen zu wollen.

Am 13. Februar wurde die Initiative «Ja zum Schutz der Kinder und Jugendlichen vor Tabakwerbung» angenommen. In einzelnen Kantonen, etwa Aargau, Glarus oder Solothurn, gab es nur ein sehr knappes Ja. In Schwyz, Uri sowie in Ob- und Nidwalden und Appenzell Innerrhoden wurde die Initiative klar abgelehnt. Das zeigt, wie umstritten die Einschränkung der Werbung für Tabakprodukte in der Schweizer Bevölkerung nach wie vor ist. Dabei hatte das Parlament ein Gesetz verabschiedet, das die Werbung für Tabakprodukte bereits geregelt hätte.

Die Kampagne der Initianten bestand darin, zu behaupten, dass ohne Werbung die Probleme der Tabakabhängigkeit von Jugendlichen abnehmen würden. Nichts ist weniger sicher. Unsere Nachbarländer schneiden trotz noch strengerer Massnahmen nicht besser ab als die Schweiz. Die Strafmentalität verdrängt zunehmend die Verantwortung. Die Allianz der Wirtschaft für eine massvolle Präventionspolitik (AWMP) wird sich dafür einsetzen, dass die Umsetzung so wenig streng wie möglich ausfällt.

Bevormundung stoppen

Für die AWMP ist klar: Der Kampf gegen die Bevormundung geht weiter. Die Bestrebungen, der gesamten Bevölkerung ein bestimmtes Konsumverhalten aufzuzwingen, werden immer stossender. Sie zeichnen sich insbesondere durch den Einsatz von Verboten und Sanktionen aus, mit denen versucht wird, das Verhalten der Konsumenten zu kontrollieren.

«Die Bestrebungen, der gesamten Bevölkerung ein bestimmtes Konsumverhalten aufzuzwingen, werden immer stossender.»

Es ist offensichtlich, dass bestimmte Verbote dort notwendig sind, wo verfälschte Produkte, Produkte von schlechter Qualität oder Produkte, die wichtige Informationen verbergen, tatsächlich eine Gefahr für Verbraucher darstellen. Dahinter steht auch die AWMP. Es ist aber nicht akzeptabel, etwa die Konsummengen z.B. von Zucker oder Fleischprodukten zu regulieren – hier ist die Verantwortung der Konsumentinnen und Konsumenten gefragt. Es wäre nicht klug, den Zucker in allen Desserts, Patisserien oder zuckerhaltigen Getränken zu begrenzen. Wir alle wissen, dass es nicht gesund ist, sich nur von zuckerhaltigen Produkten oder nur von Fleisch zu ernähren, ebenso wie uns klar ist, dass Bewegungsmangel oder ein Mangel an Obst und Gemüse unseren Gesundheitszustand verschlechtern können.

Ein Irrweg

Letztendlich kommt die Präventionspolitik nicht ohne eine umfassende Analyse des Verbraucherverhaltens und der Lebensweise der Verbraucher – körperliche Aktivität, Sorgfalt bei der Körperpflege usw. – aus. Einzelne Akteure bis hin zu den Behörden unterstützen jedoch verfehlte Regelungen, welche die Verantwortung für die Gesundheit der Verbraucher auf die Hersteller abwälzen wollen. Das ist ein Irrweg. Dessen Ziel ist es, das Verhalten der Verbraucher in eine scheinbar «gesunde» Richtung zu lenken, indem man sie nicht bloss bevormundet, sondern gleichzeitig die Hersteller und Händler bestraft. Diesem Ansatz war in der Bundesversammlung bisher kein Erfolg beschieden. Deshalb bemühen sich die Präventionsfanatiker zunehmend, entsprechende Vorschriften auf kantonaler Ebene durchzusetzen. Derzeit diskutieren etwa die kantonalen Behörden in Neuenburg, ob es sinnvoll wäre, den Vertreibern von zuckerhaltigen Getränken eine Steuer aufzuerlegen – mit der Idee, dass damit die Mundpflege der Neuenburger Bevölkerung bezahlt werden könnte. Das wiederum würde bedeuten, dass der Staat die Zahnpflege für diejenigen unterstützen würde, die unverhältnismässig viel konsumieren und generell eine schlechte Einstellung zur Körperhygiene haben. Gleichzeitig würden die verantwortungsbewussten Verbraucher auch für diejenigen zahlen müssen, die für sich selber keine Verantwortung übernehmen.

Die Befürworter dieser Scheinlösungen vergessen, dass die Natur bereits ihre Arbeit tut. Und dass ein Konsum, der den Körper überfordert, sich früher oder später auf den Gesundheitszustand auswirken wird. Seit Paracelsus ist klar: Alles im Übermass schadet! Um dies zu wissen, brauchen wir nicht die Unterstützung des Staates ...

Nicht alle wegen wenigen strafen

Entsprechend kämpft und organisiert sich AWMP unermüdlich weiter gegen alle Arten von bevormundenden Regulierungen, welche die Last eines möglichen problematischen Verbraucherverhaltens Einzelner auf die Produzenten und ebenso auf alle verantwortungsbewussten Verbraucher abwälzen wollen. Die AWMP unterstützt ihre verschiedenen Mitgliedorganisationen bei der Verteidigung einer massvollen Präventionspolitik, die wirklich alle gesundheitsrelevanten Faktoren berücksichtigt und nicht bloss aus Verboten besteht. Niemand sollte für die Konsumprobleme anderer bestraft werden. Unser Gesundheitssystem darf nicht die Verantwortungslosigkeit unterstützen.

Mikael Huber,

Geschäftsführer AWMP

www.awmp.ch

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