Publiziert am: 09.05.2014

Weniger ausser Haus getrunken

GASTROSUISSE – Die Schweizer Bevölkerung hat 2013 rund 23 Milliarden Franken für Essen und Trinken ausser Haus ausgegeben. Das Gastgewerbe als viertgrösster Arbeitgeber in der Schweiz sorgt sich um die Folgen der Masseneinwanderungs-Initiative.

Das Schweizer Gastgewerbe als viertgrösster Arbeitgeber in der Schweiz beschäftigte im Jahr 2013 rund 210 000 Angestellte und über 9000 Lernende. Rund 2,5 Millionen Menschen lassen sich in der Schweiz täglich durch das Gastgewerbe verpflegen. «Das Gastgewerbe leistet viel für das Land – und trotzdem hat die Branche hart zu kämpfen», präzi­sierte GastroSuisse-Präsident Klaus Künzli vor den Medien. Viele ländliche Betriebe plagten Nachfolgeprobl­eme. Gerade auf dem Lande sei das «Beizensterben» Realität und akzentuiere sich weiter. «Die traditionelle Gastronomie gerät immer mehr unter Druck, die Systemgastronomie und die Systemhotellerie hingegen legen tendenziell zu», so Künzli. Zur schwierigen wirtschaftlichen Situa­tion geselle sich der politische Druck. «Mit einem Ausländeranteil von rund 44 Prozent ist das Gastgewerbe traditionell sehr stark auf ausländische Mitarbeitende angewiesen. Wir müssen viel Kraft aufwenden, um einen verheerenden Schaden der Annahme der Masseneinwanderungs-Initiative zu verhindern», kommentierte Künzli die Folgen des Abstimmungsergebnisses vom 9. Februar. Vor allem dürften aufgrund der Annahme der Masseneinwanderungs-Initiative keine Personalengpässe entstehen.

Walliser und Zuger kehren am meisten ein

Rund 23 Milliarden Franken wurden im vergangenen Jahr von der Schweizer Wohnbevölkerung für Essen und Trinken ausser Haus ausgegeben. «Was stattlich klingt, bedeutet jedoch einen Rückgang von rund 630 Millionen Franken, respektive 2,6 Prozent im Vergleich zum Vorjahr», erörterte Künzli das Ergebnis. «Zwar wurde häufiger ausser Haus konsumiert, doch wurde pro Mal weniger ausgegeben», präzisierte Sascha Schwarzkopf, Koordinator Wirtschaftspolitik von GastroSuisse. Gespart wurde dabei vor allem bei den Getränken.

Schweizerinnen und Schweizer gaben 2013 durchschnittlich 2878 Franken für auswärts Essen und Trinken aus. «Dabei fielen die Durchschnittsausgaben je nach Region unterschiedlich aus», erläuterte Schwarzkopf die neuesten Zahlen. Besonders in Zentren mit einer hohen Pendlerdichte sei dabei der grösste Ausser-Haus-Konsum zu beobachten. «So gaben die Bewohner der Kantone Wallis und Zug beispielsweise 20 Prozent mehr aus als der Schweizer Durchschnitt, während die St. Gallerinnen und St. Galler sowie Solothurnerinnen und Solothurner 19 Prozent respektive 16 Prozent weniger für Speisen und Getränke ausser Haus ausgaben als der Durchschnitt.»

Auch 2013 wurde am häufigsten die herkömmliche Gastronomie besucht. Dieser Anteil ist jedoch seit Jahren rückläufig. «Die Schnellverpflegung hingegen konnte ihren Marktanteil um 1,1 Prozentpunkte vergrössern», erläuterte Schwarzkopf. «Der Trend hält also an.» Erfreulich sei aber, dass die Logiernächte bei in- und ausländischen Gästen um 2,5 Prozent zugenommen hätten.

In der Schweizer Gastronomie waren im Berichtsjahr 1380 Vollzeitangestellte und 1205 Teilzeitangestellte weniger beschäftigt, als dies noch 2012 der Fall war. «In den letzten fünf Jahren wurden gar zwölf Prozent aller Stellen gestrichen», so Schwarzkopf. Auch die Anzahl Lernender sei somit rückläufig.

Gegen die schädliche ­Mindestlohn-Initiative

Der Vorstand von GastroSuisse spricht sich klar und deutlich gegen die schädliche Mindestlohn-Initiative aus. «Das Experiment Mindestlohn wirkt sich auf das Gastgewerbe besonders nachteilig aus», stellte GastroSuisse-Vizepräsident Ernst Bachmann entschieden fest. «Die Restauration und die Hotellerie sind standortgebunden und können ihre Tätigkeiten nicht ins Ausland verlagern. Ein staatlich verordneter Mindestlohn schwächt die Wettbewerbsfähigkeit der Schweiz noch weiter und kommt einem Lohndiktat gleich.» Auch gegen die Mehrwertsteuer sprach sich der Verband aus: Seit Einführung der Mehrwertsteuer im Jahr 1995 werde das Gastgewerbe gegenüber dem Detailhandel und teilweise gegenüber Take-aways diskriminiert. Gastgewerbliche Leistungen würden – obwohl aus Lebensmitteln bestehend – zum Normalsatz von acht Prozent und nicht zum reduzierten Satz von 2,5 Prozent besteuert. Mit einer Volksinitiative kämpft der Verband nun für die Beseitigung dieses Umstandes.

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