Ein wichtiger Aspekt im Rahmen des Tagungstitels «Wert der KMU» ist die Berufsbildung. Sie stand am Freitagmorgen der 69. Winterkonferenz im Mittelpunkt. FĂĽr einmal kamen die Direktbetroffenen an der Basis – SchĂĽler und Lernende – zu Wort. Alan Cantekin und Dominic BĂĽhler, beide SchĂĽler der 3. Sekundarschule in Mettmenstetten (ZH), erzählten von ihrem Berufsfindungsprozess. Dabei galt es, sorgfältig abzuwägen, ob der gymnasiale oder der berufÂliche Weg fĂĽr sie mehr Sinn macht. FĂĽr beide war es keine einfache Entscheidung, sind sie doch sehr gute SchĂĽler und haben sie die ĂśbergangsprĂĽfung ins Gymnasium absolviert respektive bestanden. Beide haben sie sich fĂĽr eine Berufslehre als Informatiker entschieden, die sie im Sommer bei Roche respektive der ZĂĽrcher Kantonalbank beginnen werden. «FĂĽr mich ist die Praxis im Alltag sehr wichtig, ebenso wie das Verdienen des ersten eigenen Geldes», begrĂĽndete Cantekin seine Entscheidung. Das viele Lernen hätte ihn auch etwas abgeschreckt: «Ich möchte lieber meinen Freundeskreis ausgiebig pflegen. Ich kann später nach der Lehre immer noch via Passerelle an die Uni gehen», so Cantekin.HauptgrĂĽnde, eine Berufslehre als Informatiker zu beginnen, sind fĂĽr BĂĽhler, seinen jetzigen Kollegenkreis und die coolen Lehrer an der Sekundarschule beizubehalten sowie die Freude am Computer.
Bereits eine Berufslehre hinter sich haben Stefan Lutzi aus Chur sowie Samuel Disch aus Rabius. Beide Bündner absolvieren zurzeit eine Zweitausbildung als Spengler EFZ respektive Forstwart EFZ. Lutzi stellte am Ende seiner ersten Lehre als Elektroniker fest, dass er zu wenig handwerklich gefordert wurde und gerne in die Fussstapfen seines Grossvaters treten möchte. «Bei meinem ersten Betrieb waren das Arbeitsklima und der Umgang untereinander belastend. Es war die richtige Entscheidung zu wechseln. Ich habe innerhalb weniger Monate meine zweite Lehrstelle gefunden und dabei einen wirklich guten Betrieb erwischt», so Lutzi.
Bildungssystem hegen 
und pflegen
Disch hingegen hat nach seiner Malerlehre zweieinhalb Jahre eine Lehrstelle als Forstwart gesucht. «Ich musste hartnäckig am Ball bleiben, um eine der raren Lehrstellen zu erwischen, aber es hat sich gelohnt.» Weniger im Vordergrund steht bei der Berufswahl für die jungen Leute das Geld. Andere Aspekte wie Arbeitsklima, Freude am Beruf, gute Kollegen werden mehr gewichtet. Dies bestätigte auch Simon Hugi. Er hat sich als Landschaftsgärtner ausbilden lassen und ist als ehemaliger Teilnehmer der WorldSkills in die Ausbildung von jungen Leuten reingerutscht. «Die Leute sind bei uns nahe am Markt, kennen die Bedürfnisse der Kunden, sind sehr flexibel und können auf allfällige Änderungen rasch reagieren», skizzierte er die Stärken des dualen Bildungssystems. Für die Betriebe rechne es sich immer, Lernende auszubilden, denn somit werde qualifizierter Berufsnachwuchs gesichert. «Wir brauchen gute Berufsleute, die mit viel Herzblut ausgebildet werden», appellierte er an Betriebe und Berufsverbände. Und sein Wunsch an die Politiker ist indessen, «dass sie unser duales Bildungssystem weiterhin hegen und pflegen und dahinterstehen».
OdA werden benachteiligt
FĂĽr die Ausbildungsinhalte verantwortlich sind die Branchenverbände. Auch diese haben ihre Forderungen an die Politik. Die Ausbildung in den Betrieben, in den ĂĽberbetrieblichen Kursen (ĂśK) sowie in den Berufsschulen wĂĽrden gerade hinsichtlich der Digitalisierung immer anspruchsvoller und auch wesentlich teurer, gibt Roland Goethe, Präsident SWISSÂMECHANIC, zu bedenken. «Die Ausbildner dĂĽrfen hier nicht die alleinigen Kostenträger sein, wir erwarten, dass sie von Bund und Kanton unterstĂĽtzt werden.» Er sprach auch die Gleichwertigkeit zwischen akademischem und beruflichem Weg an. «Es ist fĂĽr die Nachwuchswerbung zenÂtral, dass hier die beiden Ausbildungsmöglichkeiten nicht gegeneinander ausgespielt werden.» Problematisch fĂĽr den Schweizerischen Fachverband fĂĽr Kosmetik SFK ist, dass der nicht geschĂĽtzte Beruf der Kosmetikerin mit sinnverwandten Berufen, die ĂĽber keine Grundbildung verfĂĽgen, in eine Trägerschaft gedrängt werde. «Hier mĂĽssen die Verbände auch mitreden dĂĽrfen», fordert SFK-Präsidentin 
Caroline Kiener vom Bund.
«Die Ausbildner 
dürfen hier nicht 
die alleinigen 
Kostenträger sein.»
Wie wichtig die Verbundpartnerschaft in der Berufsbildung ist und dass eine allfällige Tendenz zur Verstaatlichung vermieden werden muss, wurde im anschliessenden Podium diskutiert. BezĂĽglich Verbundpartnerschaft hätte man in der Praxis gerade bei der Finanzierung oft den Eindruck, wer zahlt, befiehlt, so sgv-Direktor und Nationalrat Hans-Ulrich Bigler (FDP/ZH) an die Adresse von Bund und Kantonen. «Die Organisationen der Arbeitswelt (OdA) werden nicht auf Augenhöhe wahrgenommen.» Darauf entgegnete Josef Widmer, stellvertretender Direktor des Staatssekretariats fĂĽr Bildung, Forschung und Innovation SBFI, unser duales System sei sehr arbeitsmarktorientiert. «Bei uns sagt die Wirtschaft, was sie braucht.» In gewissen Teilbereichen gehe die Harmonisierung etwas zu weit, gibt Ständerat Stefan Engler (CVP/GR) zu bedenken. «Das Tempo von Staat und Wirtschaft sind halt nicht immer aufeinander abgestimmt.» Nationalrat Adrian Amstutz (SVP/BE) kam auf die Akademisierung der Berufe zu sprechen und forderte eine anforderungsgerechtere Ausbildung: «Wir haben zu viele Theoretiker und zu wenige Praktiker», so der Präsident des Schweizer NutzÂfahrÂzeugÂverbandes ASTAG. Hier seien ganz klar die Berufsverbände und Unternehmen gefordert, sich einzubringen, konterte Theo Ninck, Präsident der Schweizerischen BerufsÂÂbildungsÂÂämter-Konferenz SBBK. CR