Publiziert am: 04.02.2022

«Wir müssen vernünftige Entscheide treffen»

TAG DER SCHWEIZER GARAGISTEN – sgv-Präsident Fabio Regazzi hob im Kursaal Bern die Wichtigkeit der Transportbranche für Wirtschaft und Gesellschaft hervor.

Unter dem Motto «Der Garagist – eine Marke für sich» lud der Auto Gewerbe Verband Schweiz (AGVS) zum traditionellen Tag der Schweizer Garagisten in den Kursaal Bern. AGVS-Zentralpräsident Thomas Hurter begrüsste illustre Gäste aus Politik und Wirtschaft, darunter als Gastrednerin auch Bundesrätin Simonetta Sommaruga. Thematisch im Zentrum der grössten Fachtagung der Schweizer Autobranche stand aber der Garagist als Unternehmer. Unter der Leitung von Röbi Koller diskutierten sgv-Präsident Fabio Regazzi, Astag-Zentralpräsident Thierry Burkart und Swissmem-Präsident Martin Hirzel über die Wichtigkeit der Verbände in Zeiten von Corona.

«Die meisten Menschen realisieren nicht, welche Bedeutung Güter- und Personenverkehr für KMU, aber auch für Privatpersonen haben», sagte Regazzi. «Wir vom sgv stehen immer auf der Seite des Transports», versicherte der Unternehmer weiter. «Das haben wir in den letzten Jahren auch bewiesen, zum Beispiel bei der zweiten Gotthard-Röhre, der Milchkuh-Initiative oder beim NAF.» Wichtig sei auch der direkte Draht der Verbände untereinander sowie im Parlament, waren sich Die Mitte-Nationalrat Regazzi und FDP-Präsident Thierry Burkart, der im Ständerat sitzt, einig. Das Know-how der Verbände «dient der Qualität der betroffenen Beschlüsse», so Burkart. Die Langsamkeit des Polit-Betriebs sei für Unternehmer zwar manchmal mühsam, habe aber auch Vorteile. «So flacht der eine oder andere Hype wieder ab.»

Technologie fördern, statt verbieten

Regazzi, Burkart und Hirzel zeigten sich einhellig der Meinung, dass die Wichtigkeit der Verbände in der Pandemie deutlich zugenommen habe. «Wir hatten 700 Anfragen pro Woche, wie die dauernd neuen Vorschriften zu verstehen sind», sagte etwa Martin Hirzel. Die Unternehmer seien in einen regelrechten Dschungel von Vorschriften geraten. Burkart zeigte sich etwas frustriert über das schlechte Image der Transportbranche. «Wir müssen aber auch selbstkritisch festhalten, dass wir im Parlament bezüglich Härtefallregelungen zu wenig erreicht haben», so der Astag-Zentralpräsident. Die Carbranche habe enorm gelitten, während der Pandemie sei praktisch niemand mehr Car gefahren. «Nur erhielt der private Verkehr von den Zuwendungen, im Gegensatz zum ohnehin schon subventionierten öffentlichen Verkehr, nichts. Das ist eine schreiende Ungerechtigkeit!»

«Vielleicht sollten wir einmal während einer Woche keinen Lastwagen fahren lassen, um die Auswirkungen aufzuzeigen», sagte Fabio Regazzi im Bezug auf die Systemrelevanz der Transportbranche. Sein natürlich nicht ernst gemeinter Vorschlag würde wohl vielen Menschen die Augen öffnen. «Das käme einer Katastrophe gleich – für die Wirtschaft, aber auch für jeden einzelnen», bilanzierte der sgv-Präsident gleich selbst.

Thierry Burkart unterstrich die Technologieoffenheit der Nutzfahrzeugbranche: «Es gibt in der Schweiz in absoluten Zahlen im weltweiten Vergleich am meisten Wasserstoff-LKW.» Er sprach sich dafür aus, Technologien zu fördern, «aber es darf keine Kostenerhöhungen geben».

Das Schlusswort gehörte wiede­rum Regazzi. Die Tendenz für den Werkplatz Schweiz bereite ihm zwar Sorgen, wenn er die Regulierungen und Eingriffe des Staates betrachte. Aber: «Wir sind ein starkes Land. Wir haben ein sehr gutes politisches System, auch dank dem Föderalismus, und müssen vernünftige Entscheide treffen.»

Adrian Uhlmann

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